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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das kuppelproblem



Es war Wallots Absicht, eine 85 m hohe Kuppel über dem Sitzungssaal zu errichten. Aus architektonischen Gründen und weil die Akademie des Bauwesens und der Kaiser wegen der Beleuchtung des Sitzungssaales Bedenken äußerten, war Wallot gezwungen, diese Kuppel über die westliche Eingangshalle zu verlegen; nach diesem Plan wurde dann gebaut. Je länger Wallot aber über die Bauausführung wachte, desto fester reifte in ihm die Erkenntnis, daß die Kuppel verlegt werden müßte. Die Kuppel über der westliche Eingangshalle sei unlogisch und architektonisch falsch. Das Gebäude hätte sonst \"wie ein ausgebranntes Schloß\" ausgesehen.
Nachdem er mehrere Versuche der Nachverhandlung mit dem alten Kaiser und dann seinen Nachfolgern gemacht hatte, wurde ihm schließlich die Verlegung der Kuppel erlaubt, wenn er den Nachweis erbringen könnte, daß die Ausführung möglich sei. Das Hauptproblem bestand darin, daß der Bau zu diesem Zeitpunkt ziemlich weit fortgeschritten war und für eine Kuppel an anderer Stelle die Wände nicht standfest genug erschienen. Es galt daher, \"mit möglichst geringen Kosten und ohne Störung des Baubetriebes einen allen auftretenden Kräften gewachsenen Unterbau nachträglich herzustellen.\" Es scheinen mehrere Berechnungsversuche gemacht worden zu sein, sämtlich ohne Erfolg, bis Wallot 1889 den Ingenieur Zimmermann mit der Berechnung betraute. Zimmermann machte die vorgesehen Kuppel leichter, in dem er Glas und Stahl einsetzte und die Dimensionen besonders die Höhe von ursprünglich 85 m auf 74,16 m reduzierte.
In Verbindung mit der Kuppel gibt es die hartnäckige Legende, daß Wilhelm II. die Kuppel nur genehmigte, weil sie kleiner als die des Schlosses werden sollte. In den Akten findet dies keine ausdrückliche Bestätigung; dennoch erlauben Indizien einen ähnlichen Schluß. Zum einen ist die Kuppel höher ausgefallen als die des Schlosses: bis zur Kuppelspitze des Reichstags sind es 74,16 m, bis zur Spitze der Schloßkuppel nur 67 m. Und Wilhelm II. hat ein halbes Jahr nach Einweihung der Kuppel im April 1893 das Reichstagsgebäude in Berlin als \"Gipfel der Geschmacklosigkeit\" verurteilt. Außerdem gibt es eine Marginalie von ihm, in der die Höhe der Kuppel mit 69,5 m errechnet wird; die Vorlage bezeichnete den untersten Punkt als das Hauptgeschoß, und dieser war nun fast fünf Meter über Straßenniveau.
Daß Wilhelm II. diese Kuppel haßte, ist Grund genug zur Aussage, die Kuppel sei nicht wilhelminisch. Wahrscheinlich verachtete er sie, nicht nur, weil sie zu hoch ausgefallen war, sondern wegen des Symbolgehalts: Parlament! Die Kuppel war nicht bombastisch, sondern sehr zurückhaltend im Charakter. Schließlich war die Kuppel Wallots Verbeugung vor der Kunst des Ingenieurs; bei seiner Ehrung in der Kroll-Oper am 7. Dezember 1894 antwortete Wallot auf Anton von Werners Verherrlichung der \"drei Schwesterkünste\" Malerei, Architektur und Bildhauerei mit der Hinzuzfügung der \"Ingenieurskunst\": Eine Dampfmaschine ist für mich insofern das höchste Kunsterzeugniß als der Zweck und die Mittel in einem richtigen Verhältniß zueinander stehen und wenn ich ein Zusammenwirken aller Künste erstrebe, so schließe ich die Ingenieurskunst mit ein. Ich trinke auf die Verschmelzung aller dieser vier Künste, auf ihre Einheit!\".

 
 

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