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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Biedermeier



Biedermeierliches Verhalten könnte man als eine Eigenschaft der Einwohner der BRD bezeichnen. Es bedeutet, dass das Althergebrachte gepflegt wird und dass die Leute sehr heimatverbunden und sittsam waren. Der 2. Weltkrieg war gerade zu Ende gegangen und man versuchte gerade in der BRD das Geschehene zu verdrängen, indem man sich stark auf andere Sachen konzentrierte und den Moment des Wohlergehens auslebte. Weil die BRD zum Westen hin ausgerichtet war und sehr weltoffen, war die Atmosphäre innerhalb dieses Teiles in Deutschland ziemlich entspannt. Von der DDR, beziehungsweise schon von Erwähnungen der DDR, ließen sie ab, da diese von einem kommunistischen Land besetzt wurde und die Politik unter dem derzeitigen Bundeskanzler Adenauer streng antikommunistisch war. Adenauer wollte ein demokratisches Deutschland und deshalb auf keinen Fall in irgendeiner Weise Kontakt zu kommunistischen Ländern oder zu kommunistisch beeinflussten Ländern haben.

Da in der BRD großes Wirtschaftswachstum herrschte, waren reichlich Lebensmittel vorhanden, ganz im Gegensatz zur Kriegszeit, wo die Menschen teilweise sogar am verhungern waren. Wie schon erwähnt, genossen die Menschen deswegen den derzeitig herrschenden Zustand in vollen Zügen und achteten nicht mehr darauf, was um sie herum passiert. Sie versuchten das Leid des Krieges zu vergessen, indem sie die Unordnung und das Chaos, welches im Krieg herrschte, durch eine gewisse Ordnung zu ersetzen versuchten, z.B., dass sie Sonntags einen geregelten Tagesablauf hatten. Sie zogen sich für den sonntägigen Kirchgang ihre schöne Kleidung an, die meist extra für die Kirche gekauft und auch nur dann getragen wurde. Sogar beim Gang ins Gotteshaus gab es eine bestimmte Rangordnung: Der Mann voraus, dann er Rest der Familie. Doch im Grunde konnte all dieses Bemühen nicht die Realität vertuschen, nämlich, dass der Krieg und dessen Folgen noch immer im Innern aller seinen Platz hatte und nicht so einfach vergessen werden kann.



Zu Beginn der 50er Jahre waren die Wünsche und Vorstellungen von dem, was man sich leisten kann und darf, bei vielen noch sehr bescheiden. Die arbeitsfreie Zeit wurde vielfach für Überstunden oder Nebentätigkeiten genutzt, um ein stand bei jungen Familien der Wunsch nach den eigenen vier Wänden, ob als Wohnung oder gar als Eigenheim , denn noch immer war die Wohnungsnot der Nachkriegszeit nicht behoben.

Im Kreis der Familie unternahm man in der BRD in den 50er Jahren oftmals Besuche mit dem Auto zu Verwandten. Mit der Zeit wurden aus den Verwandtenbesuchen auch größere Ausflüge zum Zelten oder Urlaubsreisen in andere Länder. Besonders schick war es, in den Süden zu verreisen, weil man dann braun gebrannt zurück kam und somit zeigen konnte, dass man einen gewissen Wohlstand erreicht hatte und sich solche Reisen leisten konnte.

Auch ging man in den Zoo, unternahm einen Einkaufsbummel, machte Ausflüge ins Grüne, ging abends tanzen oder in die Kneipe nebenan. Auch kulturelle Angebote wie Opernaufführungen, Kinofilme oder Theaterstücke konnten genutzt werden.

Als einen wesentlichen Punkt anzuführen ist auch das Frauenbild der 50er Jahre. Die Hausfrau und Mutter, die sich ganz ihrem Mann, den Kindern und dem Haushalt widmet und am öffentlichen und beruflichen Leben kaum noch teilnimmt. war das damals kennzeichnende Frauenbild. Der Mann war der Herr im Haus und kümmerte sich um das Einkommen, damit seine Frau es nicht nötig haben sollte, außer Haus berufstätig zu sein. Während Männer in der Politik über Krieg und Frieden, Recht und Moral entschieden, blieben die Frauen Deutschlands bis in das 20. Jahrhundert hinein aus der politischen Öffentlichkeit ausgeschlossen. Die Frauen hatten sich vorwiegend um Haus und Herd zu kümmern und da die Männer ohnehin bessere berufliche Chancen hatten, war es auch schwer für sie einen Beruf auszuüben. Selbst wenn sie eine berufliche Beschäftigung hatten und dem Mann passte dies nicht, da er sich in irgendeiner Weise vernachlässigt fühlte, konnte er seine Frau kündigen lassen, damit sie sich wieder voll und ganz auf ihn, Haus und Kinder konzentrieren konnte. Die Erwerbstätigkeit einer verheirateten Frau war also an die Zustimmung des Ehemannes gebunden.

Eine Ursache für das gewandelte Frauenbild könnte sein, dass die Männer die Frauen nach ihrer Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft vom Arbeitsmarkt verdrängten.

Nach langem Ringen konnte 1959 in der Bundesrepublik ein Gleichberechtigungsgesetz in einer beschränkten Auslegung in Kraft treten. Die Organisation von Familie war nicht länger vom Letztentscheidungsrecht des Ehemannes abhängig. Jedoch brachte dieses Gesetz nicht viel, die Einteilung der Tätigkeiten von Mann und Frau bestand weiterhin. Erst 1990 wandelte sich dies durch einen Gesetzanhang, der die Gleichberechtigung noch einmal verstärkte.



Das Bild des biedermeierlichen Konzeptes kippte mit der Studentenbewegung in den 60er Jahren. Linke Studentenorganisationen, Schüler und Lehrlinge veranstalteten Demonstrationen, weil sie der Idee ihrer Eltern nicht mehr folgen wollten (Parole: "Wir sind dafür, dass wir dagegen sind!"). Der Krieg war vorbei und keiner der Jugendlichen hatte mehr eine reale Erinnerung daran. Sie wollten allen Einschränkungen und starren Vorschriften entfliehen, um anders zu sein. Sie zeigten viel politisches Interesse, um selbst etwas verändern zu können, was bis dahin nur von "alten" Politikern regiert wurde. Sie demonstrierten und protestierten beispielsweise den gegen den Vietnam-Krieg, gegen die Lage an Hochschulen und vor allem gegen Notstandsgesetze, welche den Staatsorganen Maßnahmen zur Abwehr innerer und äußerer Notlagen zur Verfügung stellte und den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes bei Unruhen im Inneren billigte. Diese das Notstandsgesetze bedeuteten Gewalt, wogegen sich die Studenten auflehnten.

Die Studenten waren in der APO (außenparlamentarische Opposition) organisiert, welche einen Gegenpol zur Großen Koalition (CDU/CSU + SPD) bildete. Eine außerparlamentarische Opposition nutzt vor allem die durch das Grundgesetz geschützte Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und das Recht zur Bildung von Vereinigungen, um ihre Forderungen öffentlich vorzutragen. Die Demonstrations- und Protestwelle gegen die geplante Notstandsverfassung im Mai 1968 stellte den Höhepunkt der APO dar. Nach der Verabschiedung der Notstandsgesetze am 30. Mai 1968 begann sie allmählich zu zerfallen.

 
 

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