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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

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Usa - geschichte



Neben den Querverweisen im folgenden Abschnitt über die amerikanische Geschichte wird der Leser auf

die Abschnitte zur Geschichte einzelner US-Bundesstaaten und auf die jeweiligen Artikel über die

US-Präsidenten verwiesen. Zur Geschichte Nordamerikas vor der Inbesitznahme durch die Europäer siehe

Indianer.

7.1 Kolonialzeit

Die Entdeckungs- und Erkundungsreisen des 15. und 16. Jahrhunderts von Christoph Kolumbus, John

Cabot, Giovanni da Verrazano und Jacques Cartier waren die Voraussetzung für die schrittweise

Besiedelung des riesigen Landes durch die Europäer. Tatsächlich war das Land zum Zeitpunkt seiner

Entdeckung durch die Europäer seit ungefähr 25 000 Jahren von Indianern besiedelt, die gegen Ende der

letzten Eiszeit über eine Landbrücke bei der Beringstraße von Asien her eingewandert waren. Bei Ankunft

der Europäer Ende des 15. Jahrhunderts lebten wahrscheinlich zwischen drei und fünf Millionen Indianer

in Nordamerika. Die Geschichte der europäischen Entdeckung und Besiedelung Nordamerikas ist zugleich

die Geschichte der Vertreibung und Dezimierung der indianischen Bevölkerung und die Geschichte der

Auseinandersetzung zwischen den europäischen Kolonialmächten England, Niederlande, Frankreich und

Spanien um den Besitz der Neuen Welt und die Hegemonie in Amerika.

7.1.1 Die ersten Siedlungen

Die Gründung von Saint Augustine 1565 im heutigen Florida durch die Spanier markierte den Anfang der

europäischen Kolonisierung auf dem Gebiet der heutigen USA. Zum Zeitpunkt dieser ersten

Siedlungsgründung führten England und Spanien gegeneinander Krieg, der 1588 mit der Vernichtung der

spanischen Armada seinen Höhepunkt fand. Nach dieser Niederlage war Spanien als Rivale Englands um

die Vorherrschaft in Nordamerika nicht mehr ernst zu nehmen.

1585 suchte Sir Walter Raleigh auf Roanoke Island vor der Küste des heutigen North Carolina Kolonisten

anzusiedeln und 1587 etwas weiter nördlich in einem Gebiet, das er zu Ehren Elisabeths I., der

jungfräulichen (virgin) Königin, Virginia nannte. Beide Versuche schlugen jedoch fehl. Die erste

englische Dauersiedlung in Nordamerika war das 1607 gegründete Jamestown, benannt nach König

Jakob I. von England (englisch James I.).

7.1.2 Französische und niederländische Aktivitäten

Im Jahrzehnt nach der Gründung von Jamestown intensivierten auch Frankreich und die Niederlande ihre

Bemühungen um nordamerikanisches Territorium. Frankreich erkannte schon früh die Bedeutung des

Sankt-Lorenz-Stromes, des besten natürlichen Zugangs zum Landesinneren, und gründete 1608 in einem

ersten Schritt der Landnahme die Stadt Quebec. Während der folgenden 75 Jahre nahm Frankreich zudem

riesige Gebiete im Landesinneren einschließlich des gesamten Mississippi-Tales, die von Männern wie

Jacques Marquette, Louis Jolliet und Robert Cavelier de La Salle entdeckt und erforscht worden waren,

nominell in Besitz.

Die Niederlande erhoben Anspruch auf die New York Bay und das Gebiet um den Hudson; beides war

1609 von dem englischen Seefahrer Henry Hudson, der im Dienste der niederländischen

Ostindien-Kompanie segelte, entdeckt und erkundet worden.

7.1.3 Die Kolonien Neuenglands

Die englische Kolonisierung Nordamerikas erhielt 1620 einen entscheidenden Impuls, als eine Gruppe

separatistischer Puritaner, die später so genannten Pilgerväter, das Siedlungsrecht in Virginia erhielt. Mit

der Mayflower stachen im September 1620 von Plymouth aus 101 Kolonisten Männer, Frauen und Kinder

Richtung Nordamerika in See, landeten jedoch nicht wie geplant in Virginia, sondern bei Kap Cod (im

heutigen Massachusetts), ließen sich hier nieder und gründeten die Plymouth-Kolonie. Noch an Bord der

Mayflower hatten sie als Grundlage für ihr zukünftiges Gemeinwesen den Mayflower-Compact

unterzeichnet, die erste schriftliche amerikanische Verfassung.

1632 erhielt Lord Baltimore, ein Katholik, von dem anglikanischen König Karl I. die Konzession für die

Kolonisierung von Maryland. Diese beiden Kolonien Plymouth-Kolonie und Maryland mit ihrem

konfessionellen Hintergrund hier eine Puritanergruppe, dort Katholiken sind beispielhaft für die religiöse

Vielfalt, die unter den weißen Siedlern in Nordamerika herrschte. Und eben diese religiöse Vielfalt,

gepaart mit religiöser Toleranz, war es, die im 17. Jahrhundert zahllose Einwanderer aus dem von

Religionskriegen und religiöser Verfolgung geprägten Europa nach Nordamerika zog. Ein weiterer Grund

für den massiven Zustrom von Kolonisten im 17. Jahrhundert vor allem aus England war die zunehmende

Verarmung weiter Teile der Bevölkerung in Europa, insbesondere in England, wo besonders die

Landbevölkerung unter den wirtschaftlichen Veränderungen zu leiden hatte.

Die meisten der von der englischen Krone autorisierten und privilegierten Kolonien wurden noch vor

Ende des 17. Jahrhunderts gegründet. Ausnahme war Georgia, das erst 1732 als Kolonie entstand. Die

Kolonie Neuniederlande eroberten die Engländer 1664 von den Niederlanden; den Hauptort der Kolonie,

Neu-Amsterdam, benannten sie in New York um, außerdem gliederten sie New Jersey als eigenständige

Kolonie aus der ehemaligen Kolonie Neuniederlande aus. New Hampshire wurde 1679 zur Kolonie, und

1681 erhielt schließlich William Penn eine königliche Konzession für das spätere Pennsylvania.

Erster Ausdruck der Kontrolle des englischen Parlaments über die nordamerikanischen Kolonien war das

Handels- und Schifffahrtsgesetz von 1651 (Navigationsakte), das den Warenverkehr zwischen den

englischen Kolonien und dem Mutterland ausschließlich auf englischen Schiffen zuließ. Eine weitere

Navigationsakte von 1660 untersagte Handelsbeziehungen zwischen den englischen und nichtenglischen

Nationen. Doch wegen der nachlässigen Überwachung dieser Gesetze waren Schmuggel und

Schwarzhandel weit verbreitet.

1660 wandelte König Karl II. von England New Hampshire und Massachusetts in Kronkolonien um. 1686

verfügte Jakob II. die Zusammenlegung von New York, New Jersey und den Neuengland-Kolonien zum

Dominion of New England. Die Kolonien wehrten sich gegen diesen Zusammenschluss, die ihre Rechte

gegenüber der englischen Krone schwächte: Connecticut und Rhode Island verweigerten die Rückgabe

ihrer Konzessionen; in Massachusetts brach 1689 eine bewaffnete Rebellion aus; die Einwohner Bostons

übernahmen die Macht in der Kolonialregierung, und in New York gab es ebenfalls einen bewaffneten

Aufstand. Nach der Glorious Revolution wurde die Verfügung wieder zurückgenommen.

Die Thronbesteigung von Wilhelm III. und seiner Frau Maria II. 1689 markierte eine Neuorientierung in

der englischen Außenpolitik: England wandte sich von der profranzösischen Politik Jakobs II. ab und

profilierte sich nun sowohl in Europa wie auch in den Kolonien als einer der Hauptgegner Frankreichs. In

den Kolonien war Frankreich der schärfste Konkurrent Englands um die Vormachtstellung.

7.1.4 Die britisch-französischen Kriege

Von 1689 bis 1763 führten England und Frankreich vier große Kriege gegeneinander, die alle sowohl in

Europa als auch parallel dazu in den Kolonien ausgetragen wurden: den Pfälzischen Erbfolgekrieg und

sein nordamerikanisches Pendant den King Williams War (1689-1697), den Spanischen Erbfolgekrieg

bzw. den Queen Annes War (1702-1713), den Österreichischen Erbfolgekrieg bzw. den King Georges

War (1744-1748) und schließlich den Siebenjährigen Krieg bzw. den Britisch-Französischen

Kolonialkrieg (1754-1763).

Die ersten drei Kriege brachten keine klare Entscheidung, obgleich der Friede von Utrecht, der 1713 den

Spanischen Erbfolgekrieg beendet hatte, Frankreich zur Abtretung großer Territorien zwang, darunter

Akadien, Neufundland und die Region um die Hudsonbai. Die Entscheidung brachte schließlich der vierte

Krieg, aus dem nach anfänglichen Niederlagen am Ende Großbritannien als Sieger hervorging. Im Frieden

von Paris, der 1763 den Britisch-Französischen Kolonialkrieg beendete, musste Frankreich alle seine

Besitzungen östlich des Mississippi sowie Kanada an Großbritannien abtreten; Spanien, Frankreichs

Verbündeter, musste zugunsten Großbritanniens auf Florida verzichten, erhielt aber die bislang

französischen Territorien westlich des Mississippi. Großbritannien war nun die Vormacht in Nordamerika.

7.2 Unabhängigkeit und Staatsgründung

7.2.1 Widerstand gegen das Mutterland

Durch die Kriege hatte Großbritannien beträchtliche Schulden angehäuft und suchte nun auch die

Kolonien stärker zur Finanzierung des Staatshaushaltes heranzuziehen. Dies, verbunden mit einer wieder

stärkeren Kontrolle der Kolonien durch das Mutterland, provozierte mittelfristig den offenen Widerstand

der Kolonien. Bereits 1764 verschärfte das britische Parlament die Navigationsakte, und 1765 beschloss

es die so genannte Stempelakte. Dieses Gesetz stieß in den Kolonien auf scharfen Protest, der seinen

vorläufigen Höhepunkt im Oktober 1765 im Stamp Act Congress fand. Der Kongress verabschiedete eine

Declaration of Rights and Grievances, in der die Kolonien u. a. größere Selbstbestimmung und eine

parlamentarische Vertretung einklagten. Das britische Parlament erkannte die Declaration zwar nicht an,

nahm 1766 die Stempelakte aber wieder zurück.

1767 verabschiedete das Parlament die Townshend Acts, die u. a. eine Reihe von Waren, wie z. B. Tee,

Papier, Blei, Farbe und Glas, mit Zöllen belegten. Der Widerstand der Kolonien gegen diese Gesetze

manifestierte sich im Boykott britischer Waren, kolonienübergreifenden Protestaktionen und in

Massachusetts im offenen Aufruhr gegen die britische Regierung. In Reaktion darauf verstärkte

Großbritannien 1768 seine Truppen in Boston, einem Zentrum des kolonialen Widerstandes. Das

wiederum verschärfte die antibritische Stimmung. Am 5. März 1770 kam es in Boston zu gewaltsamen

Zusammenstößen zwischen britischen Soldaten und Bostoner Bürgern, dem so genannten Boston

Massaker.

1770 nahm Großbritannien alle Zölle aus den Townshend Acts zurück mit Ausnahme des Teezolles. Die

Kolonisten, die den Teezoll als Kontroll- und Unterdrückungsmaßnahme interpretierten, intensivierten

nun den Warenboykott und entluden ihren Protest schließlich am 16. Dezember 1773 in der Boston Tea

Party.

7.2.2 Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg

1774 erließ Großbritannien mehrere Zwangsgesetze, die so genannten Intolerable Acts, die sich vor allem

gegen die unbotmäßige Kolonie Massachusetts richteten und sie in Handel und Selbstverwaltung

erheblich einschränkten. In Reaktion auf die Intolerable Acts versammelten sich die britischen Kolonien

in Nordamerika am 5. September 1774 zum 1. Kontinentalkongress und formulierten hier eine

gemeinsame Protesterklärung an König Georg III. Die Fronten verhärteten sich zusehends. Im April 1775

kam es bei Lexington zu ersten bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen britischen Soldaten und der

Kolonialmiliz. Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg hatte begonnen.

Am 10. Mai 1775 trat in Philadelphia der 2. Kontinentalkongress zusammen. Der Kongress beschloss den

Aufbau einer eigenen Armee, ernannte George Washington zu deren Oberbefehlshaber, gab eigenes

Papiergeld aus und übernahm eine Reihe von exekutiven Funktionen, die bisher beim König lagen.

Darüber hinaus appellierte er an die britische Regierung, die Krise auf friedlichem Weg beizulegen. Im

August 1775 jedoch antwortete Georg III. mit einer Proklamation, in der er seine loyalen Untertanen dazu

aufrief, Rebellion und Aufruhr (in Nordamerika) niederzuschlagen. Trotz der erneuten Verschärfung der

Lage lehnte die Mehrheit des Kontinentalkongresses vorerst noch die Loslösung von Großbritannien ab,

wie sie von einer radikalen Minderheit favorisiert wurde. Erst die Veröffentlichung von Thomas Paines

Common Sense im Januar 1776 bewirkte in den Kolonien einen klaren Meinungsumschwung: Am 2. Juli

1776 erklärte der 2. Kontinentalkongress die Loslösung der Kolonien von der britischen Krone, und am

4. Juli 1776 verabschiedete er die im Wesentlichen von Thomas Jefferson entworfene

Unabhängigkeitserklärung.

Im Unabhängigkeitskrieg gewannen nach und nach die amerikanischen Truppen, die ab 1778 von

Frankreich unterstützt wurden, die Oberhand über die Briten und zwangen sie schließlich am 19. Oktober

1781 bei Yorktown zur Kapitulation. Mit der Unterzeichnung des Friedens von Paris am 3. September

1783 endete der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg. Großbritannien erkannte seine ehemaligen

Kolonien in Nordamerika (außer Kanada) als die freien und unabhängigen Vereinigten Staaten an und trat

alle seine Besitzungen östlich des Mississippi an den jungen Staat ab.

7.3 Die Konsolidierung der Vereinigten Staaten

Zwischen 1776 und 1789 gaben sich die Einzelstaaten Verfassungen, die auf dem Prinzip der

Volkssouveränität basierten, Gewaltenteilung festschrieben und zumeist auch einen Grundrechtekatalog

enthielten. Durch die 1777 beschlossenen und 1781 verabschiedeten Articles of Confederation schlossen

sie sich zu einem lockeren Staatenbund zusammen, ohne jedoch ihre einzelstaatliche Souveränität

aufzugeben. Der Staatenbund verfügte allerdings kaum über Kompetenzen, was sich bald in vielen

Bereichen negativ bemerkbar machte, so z. B. in Wirtschaft und Handel, aber auch in den Beziehungen

zwischen den Einzelstaaten. 1787 trat daher ein Verfassungskonvent zusammen, der unter dem Vorsitz

von George Washington eigentlich nur die Articles of Confederation überarbeiten sollte, am Ende aber

eine völlig neue Bundesverfassung ausarbeitete. Die neue Verfassung installierte einen Bundesstaat mit

einer relativ starken, nach dem Präsidialsystem organisierten Bundesregierung, verlieh aber auch

föderalen Elementen ein sehr hohes Gewicht. Bis 1789 hatten die meisten der Einzelstaaten die

Verfassung ratifiziert, und bereits 1791 wurde sie um die ersten zehn Amendments, die Bill of Rights,

erweitert, die die wesentlichen Grundrechte garantieren. Erster Präsident der Vereinigten Staaten wurde

George Washington, der von 1789 bis 1797 amtierte.

Bereits unter der Regierung Washington bildeten sich in der Auseinandersetzung um den innen- und den

außenpolitischen Kurs der USA die beiden ersten wichtigen politischen Parteien der US-Geschichte

heraus: die Federalists und die Republicans oder Democratic-Republicans, aus denen später die

Demokratische Partei hervorging. Außenpolitisch suchten die Federalists unter der Führung von

Schatzminister Alexander Hamilton die Annäherung an Großbritannien; innenpolitisch strebten sie eine

hierarchisch gegliederte Gesellschafts- und politische Ordnung mit einer Besitz- und Bildungsaristokratie

an der Spitze an. Demgegenüber favorisierten die Republicans unter James Madison und Thomas

Jefferson eine egalitäre und agrarisch geprägte Gesellschaftsordnung, und außenpolitisch tendierten sie zu

einem Bündnis mit Frankreich. Zu einer Vertiefung der Kluft zwischen Federalists und Republicans kam

es durch den Jays Treaty mit Großbritannien, der in den USA auf heftige Kritik stieß. Unter Washington

bewahrten die USA in den britisch-französischen Auseinandersetzungen im Rahmen der Koalitionskriege

Neutralität; sein Nachfolger, der Federalist John Adams, dagegen leitete trotz formell weiterhin

andauernder Neutralität einen klar probritischen Kurs ein, was zu schweren Spannungen im Verhältnis zu

Frankreich und schließlich zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen und einigen militärischen

Zusammenstößen führte. Gegen diese Außenpolitik, aber auch gegen den innenpolitischen Kurs der

Regierung Adams, der sich u. a. in den Alien and Sedition Acts niederschlug, formierten sich die

Republicans zu einer starken Opposition; bei den Wahlen 1800 konnten sie sich mit ihrem

Präsidentschaftskandidaten Thomas Jefferson klar gegen die Federalists durchsetzen.

Unter Präsident Jefferson (1801-1809) schritt sowohl die innere Konsolidierung der USA als auch ihre

territoriale Expansion voran: 1803 wurde Ohio als Erster der Northwest Territory-Staaten in die Union

aufgenommen, und im selben Jahr erfolgte der Kauf von Louisiana, durch den das Staatsgebiet der USA

auf weit über das Doppelte anwuchs. Begleitet war die Expansion Richtung Westen von nahezu ständigen

Kämpfen gegen die Indianer, die dem Vordringen der weißen Siedler Widerstand entgegenzusetzen

suchten (siehe Indianerkriege). Außenpolitisch kam es unter Jefferson und seinem Nachfolger James

Madison (1809-1817) zunehmend zu Konflikten mit Frankreich und besonders Großbritannien, die vor

dem Hintergrund der Koalitions- und der Napoleonischen Kriege fortgesetzt die Neutralität der USA zum

Teil gewaltsam missachteten. Der Konflikt mit Großbritannien eskalierte schließlich im

Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812, der allerdings auch durch die Aspirationen der USA auf Kanada

und Florida ausgelöst worden war. Der Krieg endete 1814 mit dem Frieden von Gent für beide Seiten

ergebnislos, d. h., es wurden die Vorkriegsverhältnisse wiederhergestellt.

Die folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges waren von der fortschreitenden Expansion der

USA nach Westen und Süden und einem starken wirtschaftlichen Wachstum geprägt. Unter Präsident

James Monroe (1817-1825) erwarben die USA von Spanien Florida, das 1845 als Bundesstaat in die

Union aufgenommen wurde. Weitere bedeutende Gebietsgewinne verzeichneten die USA 1845 durch die

Annexion von Texas, den Mexikanischen Krieg (1846-1848), der ihnen Kalifornien und New Mexiko

einbrachte, sowie durch den Gadsden-Vertrag von 1854. Zwischen 1815 und 1861 wurden die USA um

insgesamt 16 neue Bundesstaaten erweitert, und zugleich schob sich die Siedlungsgrenze sukzessive nach

Westen bis an den Pazifik vor. Verbunden war die Expansion auch weiterhin mit der Vertreibung,

Umsiedelung oder sogar Vernichtung ganzer Indianerstämme. Parallel zur territorialen und inneren

Konsolidierung, mit der das Entstehen eines starken nationalen Selbstbewusstseins einherging, erfolgte

die Abgrenzung nach außen gegenüber den alten Mächten in Europa: In der Monroedoktrin von 1823

verbaten sich die USA jegliche Art der Einmischung seitens der europäischen Mächte auf dem gesamten

amerikanischen Kontinent, verzichteten ihrerseits aber auch auf jegliche Intervention in Europa.

Das starke Wirtschaftswachstum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts basierte zum einen auf der

territorialen Expansion, zum anderen auf dem enormen Zustrom an Einwanderern. Es bildeten sich drei

wirtschaftliche Großregionen heraus, die sich sozial, politisch und auch kulturell voneinander

unterschieden: Im Norden und Nordosten dominierten Industrie, zum Teil in Aktiengesellschaften

organisiert, und Finanzgeschäfte, im Süden der Baumwollanbau in großflächiger Plantagenwirtschaft und

im Westen die Landwirtschaft und Viehzucht, d. h. die Nahrungsmittelproduktion. Unterstützt wurde das

Wirtschaftswachstum, der Austausch der Regionen untereinander und damit auch die Integration der

Bundesstaaten durch den forcierten Ausbau von Verkehrswegen Straßen, Kanälen und ab 1830 des

Schienennetzes. Insgesamt waren die wirtschaftlichen und die gesellschaftlichen Strukturen von hoher

sozialer Durchlässigkeit geprägt, die sich wiederum positiv auf die Demokratisierung des Landes

auswirkte. Im Wahlkampf des Jahres 1828, aus dem Andrew Jackson (1829-1837) als Sieger hervorging,

formierten sich die beiden, bis heute das politische Leben der USA dominierenden Parteien, als sich die

Republicans in die von Jackson geführten Demokraten und die Nationalrepublikaner spalteten, die später

in der Whig Party aufgingen und sich schließlich mit anderen zur Republikanischen Partei vereinten.

7.3.1 Die Sklavereifrage

Mit dem wirtschaftlichen Wachstum verschärften sich die Spannungen zwischen den wirtschaftlichen

Großregionen, insbesondere zwischen dem industrialisierten Norden und dem auf der Plantagenwirtschaft

basierenden Süden. Im Zentrum des Konflikts stand die Sklavereifrage: Technische Innovationen sowie

eine ständig steigende Nachfrage nach Baumwolle hatten einen enormen Anstieg der

Baumwollproduktion im Süden zur Folge, der wiederum eine starke Zunahme der Sklaverei nach sich

zog. Der Norden lehnte die Sklaverei ab, der Süden verteidigte sie als seine wesentliche wirtschaftliche

Grundlage. Und mit der territorialen Expansion der USA erhob sich zudem die Frage, ob die Sklaverei

auch auf die neuen Bundesstaaten im Westen ausgedehnt werden solle bzw. dürfe. Die

Auseinandersetzung um die Sklavereifrage führte 1860/61 schließlich zum Austritt der Südstaaten aus der

Union und zum Amerikanischen Bürgerkrieg.

1820 konnte der Konflikt um die Sklavereifrage noch durch den Missouri-Kompromiss vorläufig beruhigt

werden, als zugleich das sklavenhaltende Missouri und das sklavenfreie Maine als Bundesstaaten in die

Union aufgenommen wurden und so das Gleichgewicht zwischen Vertretern sklavenhaltender und

sklavenfreier Staaten im Senat gewahrt werden konnte. Zugleich untersagte der Kompromiss die Sklaverei

im noch verbliebenen Territorium aus dem Louisiana-Kauf nördlich von 36°30' nördlicher Breite. Der

Konflikt zwischen Sklavereigegnern und -befürwortern begann sich jedoch wieder zuzuspitzen, als ab

etwa 1830 die Abolitionisten-Bewegung im Norden zunehmend an Boden und Anhängern gewann und

zum Teil militant gegen Sklavereibefürworter vorging. Neues Konfliktpotential lieferte 1850 die

Aufnahme Kaliforniens als sklavenfreier Staat in die Union. Auch hier wurde ein allerdings wenig

tragfähiger Kompromiss gefunden: Man ließ nach dem Prinzip der popular sovereignity die Bevölkerung

des neu in die Union aufzunehmenden Staates entscheiden, ob der Staat sklavenhaltend oder sklavenfrei

sein wollte.

Neuerliche schwere Auseinandersetzungen gab es, als die Zentralregion aus dem Louisiana-Kauf in

Kansas und Nebraska aufgeteilt wurde, um als zwei neue Bundesstaaten in die Union eingegliedert zu

werden. Kansas und Nebraska lagen zwar beide nördlich des 36. Breitengrades, aber Kansas sollte dem

Süden, also den sklavenhaltenden Staaten zugeschlagen werden. Ein neuer Kompromiss, der

Kansas-Nebraska-Act von 1854, hob die Bestimmungen des Missouri-Kompromisses auf und überließ

nun auch in Kansas die Entscheidung über die Sklaverei der Bevölkerung. Die Folge waren blutige

Auseinandersetzungen in Kansas (siehe Grenzkrieg) zwischen Sklavereibefürwortern und -gegnern, aber

auch eine erhebliche Verschärfung des Antagonismus zwischen Nord- und Südstaaten.

7.4 Der Amerikanische Bürgerkrieg

In Reaktion auf den Kansas-Nebraska-Act bildete sich 1854 aus u. a. den Whigs und enttäuschten

Demokraten die Republikanische Partei, die sich entschieden gegen die Sklaverei wandte und in

Opposition zu den Demokraten stand, die der Sklaverei indifferent bis bejahend gegenüberstand. Die

Republikaner fanden vor allem im Norden rasch breite Unterstützung; zu ihrem führenden Kopf wurde

Abraham Lincoln.

1860 gewannen die Republikaner, in deren Wahlprogramm der Kampf gegen die Sklaverei eine zentrale

Stelle einnahm, mit ihrem Kandidaten Abraham Lincoln die Präsidentenwahl. Unmittelbar nach der Wahl,

am 20. Dezember 1860, trat South Carolina aus der Union aus. Mississippi, Florida, Alabama, Georgia,

Louisiana und Texas schlossen sich bis Februar 1861 mit Sezessionsbeschlüssen an; Virginia, Arkansas,

North Carolina und Tennessee folgten bis Mai 1861.

Im Februar 1861 konstituierten sich die bis dahin aus der Union ausgetretenen sechs Staaten als

Konföderierte Staaten von Amerika, gaben sich eine provisorische Verfassung und wählten Jefferson

Davis zu ihrem Präsidenten. Demgegenüber bestritt Lincoln in seiner Antrittsrede als Präsident der

Vereinigten Staaten im März 1861 den Bundesstaaten das Recht zum Austritt aus der Union, erklärte aber

zugleich, dass es keine Eingriffe in die Sklaverei dort geben werde, wo sie bereits bestehe. Am 12. April

1861 begannen die Konföderierten Staaten mit der Belagerung der Bundesfestung Fort Sumter in South

Carolina; nach zwei Tagen musste die Festung kapitulieren. Am 15. April entsandte Lincoln

Unionstruppen, die den Aufstand, als den die Union die Sezession der Südstaaten betrachtete,

niederschlagen sollte. Der Amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) hatte begonnen.

Oberstes Kriegsziel der Union war die Wiederherstellung der nationalen Einheit, das mit der Kapitulation

der Südstaaten im April 1865 auch erreicht wurde. Ein weiteres wesentliches Ergebnis des Krieges war

die Abschaffung der Sklaverei: Am 1. Januar 1863 war die von Lincoln verkündete

Emanzipationserklärung in Kraft getreten, die sämtliche Sklaven in den von der Union abgefallenen

Staaten für frei erklärte. Und mit dem 13. Zusatz zur amerikanischen Verfassung, der am 18. Dezember

1865 in Kraft trat, wurde die Sklaverei in den USA endgültig abgeschafft.

7.5 Industrialisierung und Übergang ins 20. Jahrhundert

7.5.1 Reconstruction

Nach dem Bürgerkrieg suchte Präsident Andrew Johnson (1865-1869), ein Demokrat, mit seiner Politik

der Reconstruction die Aussöhnung mit den Südstaaten und den Wiederaufbau des zerstörten Südens

voranzutreiben. Seine Pläne wurden jedoch vom Kongress konterkariert: Im Kongress dominierten

radikale Republikaner, die den Südstaaten Militärregierungen überstülpten und das alte Plantagensystem

wirtschaftlich und sozial zerschlugen. Dies führte in den Südstaaten zu einer großen Verbitterung

gegenüber dem Norden und gegenüber der Sklavenemanzipation, die sich unter dem republikanischen

Präsidenten Ulysses S. Grant (1869-1877) noch vertiefte und u. a. in der Entwicklung eines gewaltbereiten

Rassismus ihren Ausdruck fand (siehe Ku Klux Klan). 1877 wurde die Reconstruction offiziell beendet,

die Unionstruppen wurden aus dem Süden abgezogen. Die Gleichstellung der in die Freiheit entlassenen

afroamerikanischen Sklaven, wie sie formalrechtlich bestand, existierte im Süden jedoch bestenfalls auf

dem Papier: Die im Süden wieder dominierenden Demokraten setzten eine Reihe diskriminierender

Gesetze durch, die die Schwarzen in vielen Belangen entrechteten.

7.5.2 Wirtschaftliche und soziale Entwicklung nach dem Bürgerkrieg

Nach dem Bürgerkrieg erlebte vor allem im Nordosten und im Mittleren Westen die Industrie eine

explosionsartige Entwicklung. Wesentlicher Motor der Industrialisierung war der Eisenbahnbau, der nun

mit Nachdruck vorangetrieben wurde und der sich auf zahlreiche Industriezweige fördernd auswirkte.

Insbesondere in der Öl- und der Schwerindustrie entstand eine Reihe monopolistisch ausgerichteter,

mächtiger Großunternehmen, organisiert als Trusts oder Holdinggesellschaften, die weitgehende

Kontrolle über ganze Wirtschaftszweige sowie den Kapitalmarkt ausübten. An den Südstaaten allerdings

ging der Industrialisierungsboom mehr oder weniger vorbei. Generell bestand eine enge Verquickung

zwischen Wirtschaft und Politik, die vielfach von Korruption geprägt war und zu Lasten der Kleinen

Farmer, Pächter, Arbeiter ging.

Zugleich schritt die Besiedelung des Westens voran, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die

Erschließung der USA bis zum Pazifik als Siedlungsgebiet abgeschlossen. Die Erschließung und

Besiedelung des Westens war geprägt von ständigen Kämpfen gegen die Indianer, die ihr angestammtes

Land gegen die weiße Inbesitznahme zu verteidigen suchten. Trotz einiger Siege der Indianer wie etwa in

der Schlacht am Little Bighorn 1876 behielten die weißen Siedler und Soldaten die Oberhand. Mit dem

Massaker an 400 Sioux bei Wounded Knee 1890 endeten die Indianerkriege. Die Indianer waren

geschlagen, erheblich dezimiert, unter unwürdigen Bedingungen in Reservaten zusammengedrängt und

blieben vorerst weitgehend rechtlos; erst 1924 wurden ihnen die vollen Bürgerrechte zuerkannt.

Der Drang nach Westen ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Schon 1848 zog der Goldrausch

Zehntausende Abenteurer und Siedler nach Kalifornien; ab den sechziger Jahren schritt mit dem Bau der

ersten transkontinentalen Eisenbahnlinie die Erschließung des Westens und seine Anbindung an den Osten

rasch voran; zudem boten die Homestead Laws beträchtliche Anreize für Siedler. Und schließlich erlebten

die USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein enormes Bevölkerungswachstum, das vor allem

durch die gewaltigen Einwandererströme aus Europa verursacht wurde. Allein in den Jahren 1865 bis

1900 kamen etwa 15 Millionen Einwanderer in die USA; ein Teil davon suchte sich als Siedler im Westen

eine neue Existenzgrundlage.

Ein großer Teil der Einwanderer fand in der boomenden Industrie Arbeit. Allerdings führten die

unreglementierte Industrialisierung und die Konzentration der Industrie in Großunternehmen und Trusts

auf der einen, der ständige Zustrom von Arbeitskräften, die zunehmende Urbanisierung sowie das

Entstehen eines breiten Industrieproletariats auf der anderen Seite bald schon zu erheblichen sozialen

Problemen. Gegen die zunehmend miserablen Bedingungen der Arbeiterschaft formierten sich bereits in

den sechziger Jahren erste gewerkschaftliche Organisationen; allerdings schritt der Prozess der

gewerkschaftlichen Organisierung vor allem aufgrund der ethnischen Vielfalt der Arbeiterschaft nur

langsam voran. 1866 schlossen sich mehrere Gewerkschaften zur National Labor Union zusammen, die

allerdings 1872 wegen interner Auseinandersetzungen wieder aufgelöst wurde. 1869 wurden zunächst als

Geheimbund die Knights of Labour gegründet, die den Arbeitern aller Wirtschaftszweige offen standen

und gegenüber den Arbeitgebern einen aggressiven bis militanten Kurs verfolgten. In den siebziger und

achtziger Jahren spielten die Knights of Labour ein wichtige Rolle bei den zahlreichen, zum Teil blutigen

Demonstrationen und Streiks der Bergarbeiter und Eisenbahner, so etwa in Chicago 1886 bei den

Haymarket-Unruhen und 1894 beim Pullman-Streik. 1886 wurden die Knights of Labour als führende

Gewerkschaftsorganisation von der American Federation of Labour (AFL) abgelöst. Trotz der eindeutig

unternehmerfreundlichen Politik der Regierung und obwohl zahlreiche Streiks von Bundestruppen blutig

niedergeschlagen wurden, gelang es den Gewerkschaften doch, einige Verbesserungen wie etwa höhere

Löhne und kürzere Arbeitszeiten durchzusetzen. Die wirtschaftlich ins Hintertreffen geratenen Farmer,

Farmarbeiter und Pächter begannen sich ab den späten sechziger Jahren ebenfalls zu organisieren, z. B. im

Granger Movement.

Die zyklisch auftretenden Wirtschaftskrisen (1873-1878, 1882-1885 und 1893-1897) brachten jeweils

einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit mit sich und verschärften sowohl die sozialen Probleme wie

den Arbeitskampf, führten aber auch zu einer Ausgrenzung verschiedener sowohl von Unternehmern wie

weißer Arbeiterschaft nicht erwünschter Gruppen: Die Einwanderung von Nichteuropäern, insbesondere

Chinesen, wurde erheblich beschränkt, die Afroamerikaner wurden zunehmend diskriminiert. So wurde

z. B. die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen, Verkehrsmitteln, Schulen etc. durchgesetzt und

den Schwarzen der Zugang zum politischen Leben praktisch unmöglich gemacht. Dies sowie drastische

Veränderungen im klassischen Wirtschaftszweig der Afroamerikaner, der Baumwollindustrie, infolge

zunehmender Mechanisierung drängten die schwarze Bevölkerung mehr und mehr ins soziale Abseits. In

Reaktion auf ihre Diskriminierung organisierten sich die Afroamerikaner in verschiedenen

Bürgerrechtsbewegungen, die allerdings bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts im Kampf um die

Gleichberechtigung nur wenige Erfolge erringen konnten.

7.5.3 Theodore Roosevelt und der Progressivismus

Unter Theodore Roosevelt (1901-1909), der nach der Ermordung William McKinleys 1901 ins

Präsidentenamt gelangte, war die Innenpolitik durch den Progressivismus (Progressive Movement)

geprägt. Der Progressivismus hatte sich in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Reaktion auf die

sozialen Missstände und das Laissez-faire-Prinzip in der Wirtschaft herausgebildet und setzte sich mit

Roosevelt als einem seiner führenden Vertreter in erster Linie die Behebung dieser Missstände zum Ziel.

Konkret engagierte sich die Regierung Roosevelt vor allem für eine bessere Kontrolle und gegen die

Korruption in Regierung und öffentlicher Verwaltung, für einen besseren Arbeitsschutz, eine bessere

Arbeitsgesetzgebung, mehr soziale Gerechtigkeit sowie für mehr demokratische Elemente im öffentlichen

Leben. Einer der Kernpunkte von Roosevelts Reformprogramm war die Entmachtung und Kontrolle der

Großunternehmen und Großbanken. Hintergrund war u. a. die rapide Vermehrung der Trusts: Hatte es bis

1899 in den USA lediglich etwa 60 Trusts gegeben, so stieg ihre Zahl in den folgenden beiden Jahren auf

etwa das Dreifache an. Manche Trusts, wie die für Rindfleisch, Rohöl, Kohle, Zucker oder die

Eisenbahngesellschaft, hatten praktisch Monopolstellungen inne. Auf Roosevelts Betreiben hin

verabschiedete der Kongress nun eine Reihe von Gesetzen, die die Durchsetzung der bereits bestehenden

Antitrust-Gesetze unterstützen sollten. Roosevelts Nachfolger, der Republikaner William Howard Taft

(1909-1913) und der Demokrat Woodrow Wilson (1913-1921), setzten seine progressive Innenpolitik in

ihren Grundzügen fort. Taft allerdings geriet zunehmend unter den Einfluss des konservativen Flügels

seiner Partei; in der Konsequenz gründete Roosevelt 1912 vornehmlich aus unzufriedenen Anhängern der

Republikaner die Progressive Party und kandidierte für die neue Partei für das Präsidentenamt. Die

Spaltung der Republikaner während des Wahlkampfes 1912 verhalf schließlich den Demokraten mit

Wilson an der Spitze zum Sieg.

7.5.4 Außenpolitik (1865-1914)

Die Außenpolitik der USA war vor dem Hintergrund ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Macht

expansionistisch geprägt. 1867 kauften die USA Alaska von Russland ab; im selben Jahr besetzten sie die

Midway-Inseln und leiteten damit den Erwerb von Stützpunkten im Pazifik entlang des Seeweges nach

Ostasien ein. Die Ostasienroute war von besonderer Bedeutung, seit die USA 1854 gewaltsam die

Öffnung japanischer Häfen für den Handel mit den USA erzwungen hatten.

In Bezug auf Mittel- und Südamerika wandten sich die USA nach und nach von ihrem eher passiven Kurs

ab und einer die Monroedoktrin aktivistisch interpretierenden Außenpolitik zu. So betonten sie seit Mitte

des 19. Jahrhunderts immer wieder nachdrücklich ihren Anspruch auf Vorrechte an den

mittelamerikanischen Landengen bzw. an einem zukünftigen Kanal zwischen Karibik und Pazifik. 1901

erwarben sie durch den Hay-Pauncefote-Vertrag die alleinigen Rechte auf den zu bauenden Panamákanal

und sicherten sich einen völkerrechtlich zweifelhaften Aufsichtsanspruch über die Kanalzone.

Verschiedene Interventionen der USA in Lateinamerika waren von einer fortschreitenden wirtschaftlichen

Durchdringung nahezu des gesamten mittel- und südamerikanischen Raumes und der weit reichenden

Abschottung des amerikanischen Marktes gegen europäische und asiatische Konkurrenz begleitet. Siehe

auch Panamerikanische Union

In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts nahm die Außenpolitik der USA eindeutig imperialistische

Züge an. 1898 führten sie in Unterstützung der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung den

Spanisch-Amerikanischen Krieg, der mit einem Sieg der USA endete und den USA Kuba (1902 formal in

die Unabhängigkeit entlassen), Puerto Rico und Guam einbrachte; außerdem trat Spanien für 20 Millionen

US-Dollar die Philippinen an die USA ab. Ebenfalls 1898 annektierten die USA Hawaii, und 1899

erwarben sie Amerikanisch-Samoa.

Infolge des Spanisch-Amerikanischen Krieges gelangten die USA an Besitzungen außerhalb ihres

kontinentalen Kernlandes. Sie übernahmen damit den Status einer Kolonialmacht, der sie neben anderen

Faktoren eine wachsende Rolle in weltpolitischen Angelegenheiten übernehmen ließen. Einen ersten

bedeutenden Auftritt auf der internationalen Bühne hatten die USA bzw. Präsident Roosevelt, als er 1905

den Frieden von Portsmouth zur Beendigung des Russisch-Japanischen Krieges vermittelte.

7.6 Der 1. Weltkrieg

Zu Beginn des 1. Weltkrieges erklärte Präsident Wilson die Neutralität der Vereinigten Staaten.

Um zu verhindern, dass Versorgungs- und Rüstungsgüter etwa aus den USA Großbritannien erreichen

konnten, erklärte das Deutsche Reich 1915 für die Gewässer um Großbritannien und Irland den

uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Im Mai 1915 torpedierte ein deutsches U-Boot ohne Vorwarnung das

britische Passagierschiff Lusitania (das allerdings auch Munition und Waren transportierte) vor der

irischen Küste; 1 198 Menschen darunter 128 Bürger der Vereinigten Staaten kamen dabei ums Leben.

Der Lusitania-Zwischenfall verschärfte die antideutsche Stimmung in der US-amerikanischen

Öffentlichkeit erheblich, die Forderung nach einem Kriegseintritt der USA gegen die Mittelmächte wurde

immer nachdrücklicher. Die Regierung Wilson lehnte einen Kriegseintritt jedoch (noch) strikt ab,

bewirkte aber durch scharfe Proteste und Drohungen die Rücknahme des uneingeschränkten

U-Boot-Krieges durch das Deutsche Reich.

Ende Januar 1917 nahm das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wieder auf; etwa um

dieselbe Zeit erhielt die Regierung Wilson Kenntnis von der so genannten Zimmermann-Note, ein gegen

die USA gerichtetes Bündnisangebot des Deutschen Reiches an Mexiko. Diese beiden Faktoren sowie die

sich weiter verschärfende antideutsche Stimmung in den USA und vor allem auch die sich nun

durchsetzende Überzeugung, dass die USA nur dann auf eine friedliche, demokratische, an ihren

Vorstellungen orientierte Weltordnung hinwirken könnten, wenn sie sich auch am Krieg beteiligten,

waren es, die den Kongress auf Betreiben Wilsons am 6. April 1917 dem Deutschen Reich und seinen

Verbündeten den Krieg erklären ließen. Die USA entsandten fast zwei Millionen Soldaten auf den

europäischen Kriegsschauplatz, wo sie 1918 maßgeblich am Sieg der Entente über das Deutsche Reich

beteiligt waren.

Bereits im Januar 1918 hatte Wilson in den Vierzehn Punkten sein Programm für eine friedliche, stabile

Nachkriegsordnung vorgestellt. Zentrales Anliegen der Vierzehn Punkte war die Wiederherstellung des

Selbstbestimmungsrechtes der Völker sowie die Etablierung eines internationalen friedenssichernden

Instruments, des Völkerbundes. Auf der Pariser Friedenskonferenz spielte Wilson zwar eine zentrale

Rolle; seine Vierzehn Punkte wurden allerdings nur sehr modifiziert in die Pariser Vorortverträge,

insbesondere den Versailler Vertrag aufgenommen. Lediglich der 14. Punkt, die Schaffung des

Völkerbundes, wurde weitgehend nach Wilsons Vorstellungen realisiert. In den USA jedoch stieß der

Völkerbund, so wie er im Versailler Vertrag definiert war, auf breite Ablehnung: Man befürchtete eine

nicht hinzunehmende Beschränkung der außenpolitischen Handlungsfreiheit der USA. Der Senat

verweigerte trotz des großen Engagements Wilsons für die Annahme des Versailler Vertrages die

Ratifizierung; die USA traten dem Völkerbund nie bei und kehrten nun wieder zu einer isolationistisch

orientierten Außenpolitik zurück. Mit Deutschland schlossen die USA 1921 einen separaten

Friedensvertrag.

7.7 Die goldenen zwanziger Jahre Boom und Zusammenbruch

Innenpolitisch erreichte Wilson 1920 mit dem 19. Zusatz zur Verfassung die Einführung des

Frauenwahlrechtes. Dies markierte auch in etwa das Ende der progressiven Reformpolitik. Seine

Nachfolger, die Republikaner Warren G. Harding (1921-1923), Calvin Coolidge (1923-1929) und Herbert

Clark Hoover (1929-1933), ließen den Kräften der erneut boomenden Wirtschaft dagegen wieder relativ

freien Lauf. Neue Industriezweige, wie z. B. die Automobilindustrie und die Elektroindustrie, aber auch

die Baubranche hatten enorme Zuwachsraten zu verzeichnen, die infolge von Rationalisierungen steigende

Massenproduktion erlaubte Preissenkungen, während zugleich die Löhne stiegen und sich die USA zu

einer Konsumgesellschaft mit vergleichsweise hohem Wohlstandsniveau entwickelten.

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Nachkriegszeit brachten aber auch eine

Reihe von sozialen Problemen mit sich. So gewann z. B. der Rassismus weiter an Boden, ebenso die

Fremdenfeindlichkeit. 1921 und 1924 begrenzten die USA daher die bisher unbeschränkte Einwanderung

per Gesetz drastisch auf jährlich 150 000 Personen; Asiaten durften praktisch überhaupt nicht mehr

einwandern, Kanadier und Lateinamerikaner dagegen waren von der Quotenregelung ausgenommen.

7.7.1 Prohibition

1919 führten die USA mit der Verabschiedung des 18. Verfassungszusatzes die Prohibition ein, das

Verbot von Herstellung, Transport und Verkauf von Alkohol. Die von verschiedenen

Temperenzbewegungen erhobene Forderung nach Eindämmung oder gar Verbot des Alkoholkonsums war

so alt wie die Vereinigten Staaten selbst, und schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatten eine ganze

Reihe von Bundesstaaten verschiedene Gesetze gegen übermäßigen Alkoholkonsum eingeführt.

Bundesweit konnten die interessierten Kreise primär ländliche, protestantische Bevölkerungskreise die

Prohibition jedoch erst 1919 verwirklichen. Allerdings hatten weder der Bund noch die Bundesstaaten

ausreichende Mittel, die Prohibition auch flächendeckend durchzusetzen: Schwarzbrennereien, illegaler

Verkauf und Ausschank und vor allem die nun rapide ansteigende organisierte Kriminalität erlebten eine

Blütezeit. Ab Ende der zwanziger Jahre mehrten sich die Stimmen für eine Aufhebung der Prohibition, die

sich inzwischen als Fehlschlag erwiesen hatte; während der Weltwirtschaftskrise sprach zusätzlich das

Argument fehlender Steuereinnahmen aus Alkoholproduktion und -verkauf für eine Aufhebung, und 1933

wurde die Prohibition durch den 21. Verfassungszusatz wieder beendet.

7.7.2 Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise

Die anhaltende Prosperität der zwanziger Jahre verleitete in den USA zunehmend zu Investitionen im

Spekulationsgeschäft. Allein zwischen 1927 und 1929 stiegen die Aktienkurse auf das Doppelte, wobei in

den ersten sechs Monaten der Regierung Hoover 1929 die größten Kurssteigerungen zu verzeichnen

waren. In diesem Zeitraum wurden Milliarden US-Dollar im Aktienmarkt investiert; das Kapital dafür

kam aus Bankkrediten, Hypotheken oder dem Verkauf von Staatsobligationen wie den Liberty Bonds.

Allein im August 1929 handelten Aktienhändler für ihre Kunden rund 300 Millionen Aktien mit Profit

(carry on margin). Bis zum Oktober 1929 hatte sich dieser Kaufrausch jedoch erschöpft und schlug nun in

eine fieberhafte Verkaufswelle um. Die Kurse stürzten steil ab, Tausende Anleger verloren ihr gesamtes

Vermögen. Am 25. Oktober 1929, dem Schwarzen Freitag, erlebte die New Yorker Börse ihre

verheerendsten Panikverkäufe. Zum Jahresende hatten die Kursstürze die Summe von 15 Milliarden

US-Dollar erreicht.

Dieser Börsenkrach leitete eine Wirtschaftskrise ein, die nicht nur die USA erfasste, sondern sich in den

frühen dreißiger Jahren zur Weltwirtschaftskrise auswuchs. Zahlreiche Fabriken mussten schließen, die

Industrieproduktion sank bis 1932 auf gut die Hälfte des Standes von 1929, die Zahl der Arbeitslosen stieg

im selben Zeitraum auf 15 Millionen an, Banken gingen in Konkurs, die Warenpreise fielen stetig. Die

Krise verschärfte sich bis 1932 unaufhaltsam, und die Regierung Hoover tat wenig, um der Krise

entgegenzuwirken, vertraute vielmehr auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Eine Folge war, dass

Hoover bei den Präsidentschaftswahlen klar seinem demokratischen Herausforderer Franklin D. Roosevelt

unterlag, dessen New Deal eine Überwindung der Krise versprach. Der New Deal zeitigte kurz- und

mittelfristig zwar nicht die erhofften und versprochenen Erfolge, brachte aber doch relativ rasch eine

Stabilisierung der wirtschaftlichen und sozialen Lage.

7.7.3 Außenpolitik (1920-1932)

Die Außenpolitik der Regierungen Harding, Coolidge und Hoover war einerseits isolationistisch,

andererseits von einer expansionistischen Außenwirtschaftspolitik geprägt. Daneben waren die USA

infolge des 1. Weltkrieges zum größten Gläubigerland der Welt geworden.

Während des 1. Weltkrieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit hatten die USA den Alliierten

Kredite in Höhe von insgesamt rund zehn Milliarden US-Dollar gewährt. Allerdings sahen sich die unter

den Kriegsfolgen leidenden Schuldnerstaaten kaum in der Lage, die Forderungen mittelfristig zu

begleichen, ohne die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in ihren jeweiligen Ländern noch

weiter zu strapazieren. Politische und wirtschaftliche Stabilität in Mittel- und Westeuropa hielten die USA

jedoch für eine wesentliche Voraussetzung für die Abwendung des gefürchteten Übergreifens des

Bolschewismus von Sowjetrussland auf den Westen. Schwächstes Glied im von den USA anvisierten

Bollwerk gegen den Bolschewismus war der ehemalige Kriegsgegner Deutschland, das extrem hohe

Reparationszahlungen an die Alliierten zu leisten hatte, die Deutschlands wirtschaftliche Möglichkeiten

bei weitem überstiegen und für erhebliche innenpolitische Unruhen in Deutschland sorgten. Daher

handelten die USA den Dawesplan (1924) und den Youngplan (1930) aus, die die Rückzahlung der

Kriegskredite neu regelten und vor allem für Deutschland einen vernünftigen, langfristigen Rahmen für

die Begleichung der Reparationszahlungen festlegten. Im Interesse der politischen Stabilität initiierten die

USA sogar internationale Anleihen für Deutschland.

Trotz ihres isolationistischen Kurses und obwohl sie sich einer Mitgliedschaft im Völkerbund verweigert

hatten, engagierten sich die USA in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren nachdrücklich für die

internationale Abrüstung: Auf der Washingtoner Konferenz (1921/22) setzten sie sich u. a. für eine

Beendigung des Flottenwettrüstens ein; auf der Genfer Konferenz (1927) suchten sie erfolglos mit

Großbritannien und Japan eine Übereinkunft für weitergehende Abrüstung zu erzielen; auf der Londoner

Konferenz (1930) kam erneut ein Abkommen zur Flottenbegrenzung zustande; die internationale

Abrüstungskonferenz von Genf (1932-1934) scheiterte dann jedoch.

Ein Versuch zur Sicherung des Weltfriedens war der Briand-Kellogg-Pakt von 1928, initiiert vom

französischen Außenminister Aristide Briand und unterstützt von seinem amerikanischen Amtskollegen

Frank B. Kellogg. Durch den Pakt, der zunächst von 15 Staaten unterzeichnet wurde, verpflichteten sich

die Unterzeichner zur Ächtung des Krieges als Mittel der Politik und zur friedlichen Beilegung

internationaler Konflikte. Der US-Senat ratifizierte das Abkommen 1929.

7.8 Die Amtszeit Roosevelts Zwischenkriegszeit und 2. Weltkrieg

Die Überwindung der Folgen der Weltwirtschaftskrise war Franklin D. Roosevelts (1933-1945) zentrales

innenpolitisches Anliegen. Mit dem New-Deal-Programm, das eine radikale Abkehr vom

Wirtschaftsliberalismus seiner Vorgänger bedeutete, suchte er vor allem die Arbeitslosigkeit in den USA

abzubauen und andere, aus der Weltwirtschaftskrise resultierende soziale Probleme zu lösen. Mittel hierzu

waren eine Reihe umfassender staatlicher Maßnahmen wie Arbeitsbeschaffungsprogramme (siehe Work

Projects Administration), Sozialversicherungsgesetze, Stärkung der Gewerkschaften, Hilfen für die

landwirtschaftlichen Kleinbetriebe und auf der anderen Seite Initiativen gegen die Konzentrations- und

Monopolisierungstendenzen in Industrie und Bankenwesen. Mit diesen und ähnlichen Maßnahmen schuf

Roosevelt die Grundlagen für den modernen Sozialstaat in den USA. Während des New Deal erlebte auch

die Arbeiterbewegung, nun organisiert in Industriegewerkschaften, wieder einen bemerkenswerten

Aufschwung, nachdem etwa die größte Gewerkschaftsorganisation, die AFL, in den zwanziger und frühen

dreißiger Jahren einen spürbaren Mitgliederschwund hatte hinnehmen müssen. Einen Höhepunkt fand die

wieder belebte Gewerkschaftsbewegung 1935 mit der Gründung des Dachverbands Committee for

Industrial Organization, der sich 1938 als Congress of Industrial Organizations (CIO) konstituierte.

Außenpolitisch führte Roosevelt die expansionistische Wirtschaftspolitik weiter und baute vor allem im

Interesse der US-amerikanischen Politik die wirtschaftlichen Beziehungen zu Süd- und Mittelamerika aus.

Ansonsten stand Roosevelt mit seiner Außenpolitik zumeist in Konflikt mit dem Kongress: Der Kongress

befürwortete eine Fortsetzung des isolationistischen Kurses und verabschiedete u. a. in den Jahren 1935

bis 1937 einige Gesetze, die die USA zur Neutralität verpflichten und ihre neuerliche Verwicklung in

einen europäischen oder gar globalen Konflikt verhindern sollten. Roosevelt dagegen plädierte angesichts

des Erstarkens der faschistischen Mächte Deutschland, Italien und Japan für eine aktive Außenpolitik, in

deren Vordergrund die Verteidigung bzw. Durchsetzung der wirtschaftlichen, politischen und moralischen

Werte und Interessen der USA stand. Wesentliche außenpolitische Entscheidungen in den Vorkriegsjahren

waren 1933 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion und 1934 der Beginn der

schrittweisen Entlassung der Philippinen in die Unabhängigkeit.

7.8.1 Der 2. Weltkrieg

Seit Beginn des 2. Weltkrieges im September 1939 unterstützten die USA die europäischen Alliierten

gegen die Achsenmächte. Ende 1939 nahm der Kongress teilweise die Embargobestimmungen in den

Neutralitätsgesetzen zurück, so dass Frankreich und Großbritannien mit Rüstungsgütern beliefert werden

konnten. Im September 1940 gaben die USA 40 ausgediente Zerstörer an Großbritannien ab und erhielten

im Gegenzug langfristige Pachtverträge für Marine- und Luftwaffenstützpunkte auf britischem

Territorium.

1940 intensivierten die USA die Verteidigungsanstrengungen auf dem gesamten amerikanischen

Kontinent: 1940 bewilligte der Kongress Kredite an Lateinamerika für Verteidigungszwecke; und die

USA und Kanada fanden sich im Ständigen Gemeinsamen Ausschuss zur Organisierung der Verteidigung

Nordamerikas zusammen. Für das eigene Land bewilligte der Kongress 18 Milliarden US-Dollar für den

Aufbau einer schlagkräftigen Kriegsmarine und den Aufbau eines 1,2 Millionen Mann starken Heeres.

Darüber hinaus wurden im September 1940 das erste Wehrpflichtgesetz zu Friedenszeiten sowie Gesetze

zur Mobilisierung der Wirtschaftsressourcen für einen möglichen Krieg verabschiedet.

Im März 1941 passierte das Lend-Lease-Gesetz den Kongress. Damit war der Präsident ermächtigt, den

Alliierten ohne sofortige Bezahlung Kriegsgüter zu verkaufen, verleihen oder zu verpachten. Mit der

Atlantikcharta kündigte sich bereits im August 1941 das enge angloamerikanische Bündnis an, das im

weiteren Verlauf zentrale Bedeutung erlangen sollte. Die Charta hatten Roosevelt und der britische

Premierminister Sir Winston Churchill gemeinsam erstellt. 1941 war auch das Jahr heftigster

Kontroversen in den gesamten USA zwischen den Isolationisten, die strikt gegen den Kriegseintritt der

USA und die Unterstützung Großbritanniens waren, und den Interventionisten, die einen Sieg über die

Achsenmächte als grundlegend für die Sicherheitsinteressen der USA erachteten.

Die Debatte zwischen Isolationisten und Interventionisten endete abrupt mit dem japanischen Überfall auf

den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor (Hawaii) am 7. Dezember 1941: Am 8. Dezember 1941 erklärten

die USA Japan den Krieg, und am 11. Dezember folgten die Kriegserklärungen Deutschlands und Italiens

an die USA. Mit ihrem Eintritt in den 2. Weltkrieg übernahmen die USA sogleich auch eine führende

Rolle im Kreis der Alliierten, sowohl was Menschen- und Materialeinsatz anbelangte als auch in Bezug

auf die militärische und politische Koordination der Alliierten gegen die Achsenmächte. Durch ihre

Einsätze in Europa, insbesondere in Italien sowie durch die Landung in der Normandie 1944 und den

darauf folgenden, mit der Sowjetunion koordinierten Vorstoß auf Deutschland, trugen die USA

entscheidend zum Sieg über das nationalsozialistische Deutschland bei.

7.8.1.1 Konferenzen der Alliierten

Roosevelts Kriegsziel war die Niederwerfung und die bedingungslose Kapitulation der Achsenmächte,

allen voran Deutschlands. Auf einer ganzen Reihe von Konferenzen mit den Alliierten, insbesondere mit

dem britischen Premierminister Churchill und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Jossif W. Stalin,

verständigte er sich mit seinen Verbündeten auf dieses Ziel und traf Absprachen über die gemeinsame

politische und militärische Vorgehensweise gegenüber den Achsenmächten. Wichtige Konferenzen waren

die von Casablanca im Januar 1943 mit Churchill, auf der das gemeinsame Kriegsziel formuliert und die

Invasion in Italien vorbereitet wurde; die Konferenz von Kairo im November 1943, auf der sich

Roosevelt, Churchill und der chinesische Staatschef Chiang Kai-shek auf Kriegsziele und -führung gegen

Japan verständigten; die Konferenz von Teheran im November/Dezember 1943, an der neben Roosevelt

und Churchill erstmals auch Stalin teilnahm und auf der man sich auf das weitere militärische Vorgehen

gegen Deutschland einigte sowie auch schon auf eine Aufteilung Deutschlands; die Jalta-Konferenz im

Februar 1945, auf der Roosevelt, Churchill und Stalin die Aufteilung Deutschlands sowie die

Westverschiebung Polens festschrieben und zugleich die Pläne zur Gründung der Vereinten Nationen

(UN) konkretisierten. Auf weiteren Konferenzen wurden dann die Grundlagen für den Aufbau der UN

und anderer Formen weltweiter Zusammenarbeit nach dem Krieg gelegt. Für die geplante

Nachkriegsordnung hervorzuheben sind zudem die Konferenzen von Bretton Woods (New Hampshire) im

Juli 1944 und Dumbarton Oaks (Washington D.C.) von April bis Oktober 1944.

Nach dem Tod Roosevelts am 12. April 1945 übernahm Vizepräsident Harry S. Truman (1945-1953) die

Nachfolge. Seine Hauptaufgaben als Präsident waren die Beendigung des Krieges und die Sorge um eine

Weltfriedensordnung. Am 8./9. Mai 1945 kapitulierte Deutschland vor den Alliierten, während die

US-Streitkräfte auf dem pazifischen Kriegsschauplatz noch gegen Japan vorrückten. In einer Atmosphäre

der Friedenshoffnungen tagte im Juni 1945 in San Francisco eine internationale Konferenz, die die Charta

der Vereinten Nationen erarbeitete; am 26. Juni 1945 unterzeichneten 50 Staaten, darunter auch die USA,

die Charta und vollendeten damit die Gründung der UN.

Im August 1945 gab Truman den Befehl zum Atombombenabwurf auf die japanischen Städte Hiroshima

und Nagasaki. Die beiden Bomben fielen am 6. und 9. August 1945, die Kapitulation Japans erfolgte am

14. August.

7.9 Der Kalte Krieg

Bereits auf der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945, auf der sich die USA, Großbritannien und die

Sowjetunion auf die endgültige Behandlung Deutschlands einigten, traten zunehmende Unstimmigkeiten

und Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion zutage, die sich bald zum Ost-West-Konflikt

und zum Kalten Krieg ausweiteten.

Innenpolitisch war die Nachkriegszeit in den USA von der Umstellung der Wirtschaft von der

Kriegswirtschaft auf die Friedenswirtschaft geprägt. Die Kriegswirtschaft hatte in den USA zur

Vollbeschäftigung geführt und den USA ein beispielloses Wirtschaftswachstum beschert; nach

Kriegsende sahen sich Staat und Wirtschaft mit einem wirtschaftlichen Einbruch, gravierenden

Umstellungsschwierigkeiten und, damit einhergehend, sozialen Problemen konfrontiert; zudem mussten

Millionen Kriegsteilnehmer wieder eingegliedert werden. Die begleitenden Maßnahmen zur Umstellung

der Wirtschaft stellte die Regierung Truman in einem 21-Punkte-Programm mit folgenden Schwerpunkten

zusammen: Vollbeschäftigung, Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, massive

Bundesunterstützung des Wohnungsbaues, größere Arbeitslosenunterstützung, fortgesetzte

Preiskontrollen, Bundeshilfen für das Bildungswesen, Garantie der Bürgerrechte, höhere Mindestlöhne

und Fortsetzung der Entwicklungs- und Wiederaufbauprogramme.

Ungeachtet der innenpolitischen Probleme behielten die USA ihre dominante Rolle in der Weltpolitik bei.

Eine der diplomatischen Hauptfragen war der Umgang mit Atomenergie und Atomwaffen. Die USA

legten 1946 den so genannten Baruchplan vor (benannt nach dessen Initiator, dem US-Wirtschaftspolitiker

Bernard M. Baruch), demzufolge Atomenergie und Atomwaffen internationaler Kontrolle (UN-Kontrolle)

unterstellt werden sollten. Die Sowjetunion bestand demgegenüber auf der Vernichtung der bestehenden

Atomwaffen vor oder spätestens bei In-Kraft-Treten der internationalen Kontrolle. Am Ende scheiterten

beide Vorschläge. 1946 ging in den USA die Zuständigkeit für Atomangelegenheiten vom Militär auf die

zivile Atomenergiebehörde über. Das Nationale Sicherheitsgesetz von 1947 führte die US-Streitkräfte

unter einem Verteidigungsminister und dem Vereinigten Generalstab zusammen. Mit dem Gesetz wurde

auch der Nationale Sicherheitsrat zur Ausarbeitung und Steuerung d

 
 

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