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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Lawinen

Lawinenschutz




Die eigentlichen Anfänge von Maßnahmen gegen Lawinen gehen in die Zeit der Besiedlung der Alpentäler zurück. Die mit den Gefahren vertrauten Gebirgsbewohner wählten für ihr Anwesen anfangs sichere Standorte, doch führte das starke Anwachsen der Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten dazu, dass in Tal- und Hanglagen weitere Siedlungen entstanden sind. Um die größere Bevölkerungszahl ernähren zu können, waren Erhöhungen der Viehbestandes und eine Erweiterung der landwirtschaftlichen Produktionsfläche - insbesondere durch Waldrodung in Höhenlagen und die Schaffung weitflächiger Alm- und Weidegebiete - eine Existenznotwenidigkeit. Es trat damit eine Ausweitung der Anrissgebite von Lawinen ein.

Durch die Erweiterung der Siedlungsraumes gelangen immer mehr Gebäude in den Gefahrenbereich von Lawinen.

Beispiel:

In den letzten 50 Jahren wurden in der Schweiz für 1,5 Milliarden Franken Lawinenverbauungen erstellt und für über eine Milliarde Franken Wald aufgeforstet. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben. So starben 1951 beim Jahrhundertwinter, der gut vergleichbar ist mit dem Lawinenwinter 1999, 98 Menschen in den Schneemassen. 1999 waren es \"nur\" noch 17, obwohl heute die Besiedlung der Bergregionen deutlich dichter ist und der Tourismus seit dieser Zeit massiv zugenommen hat.



Permanenter Lawinenschutz:

Unter permanentem Lawinenschutz versteht man dauerhaft wirksame technische, forstliche und raumplanerische Maßnahmen gegen Lawinen.

2.1 Technische Maßnahmen:

Stützverbauung:

Die Stützverbauung im Anbruchgebiet hat die Aufgabe das Anbrechen von Lawinen zu verhindern und Schneerutsche (deren Entstehung nicht unterbunden werden kann) auf ein unschädliches Maß zu verringern. Die Stützverbauung wirkt dadurch, dass die gleitende Schneedecke die nahezu senkrechten, im Boden verankerten Hindernisse nicht oder mit geringerer Geschwindigkeit überqueren kann. Dadruch entstehen Stauzonen durch die sich der Schnee \"staplet\" und hangparallele Druckspannungen enstehen, die von der Stützfläche aufgenommen werden. Bei Anbrüchen verhindert die Stützverbauung das Mitreißen der Altschneedecke und beschränkt flächenmäßig das Gebiet, über welches sich Scherrisse fortpflanzen können.Durch die Bremswirkung der Werke wird die Geschwindigkeit- die für die Schadenwirkung sehr wichtig ist - in Schranken aufgehalten.

Es gibt verschiedene Arten von Stützverbauung. Die Erd- und Mauerterrassen sind massive Bauwerke, die über 10m hoch sind. Sie sind heutzutage kaum noch gebräuchlich, da es an den Mauerflanken zu Anrissmöglichkeiten für Lawinen kommen könnten und die Baukosten sehr hoch sind.

Gegliederte Werke sind Schneerechen oder Schneebrücken, die meist aus Stahl, Aluminium oder Stahlbeton errichtet werden. Am besten haben sich die Stahl-Schneebrücken bewährt

Schneebetzte werden aus Drahtseilen erstellt, die auf Rohrstützen ruhen, die im Boden verankert sind.

Ein Stützwerk für 4m Schneehöhe kann eine Belastung - je nach Exposition und Badenrauhigkeit- von 100kN/m tragen.

Stützverbauungen dienen vor allem dem Schutz der Siedlungen und sind die erfolgreichsten Lawinenschützer, die allerdings auch sehr teuer sind.

Verwehungsbauten:

Durch entsprechende Bauten kann die Lawinenbildung durch Windverhältnisse und Schneeverteilung an bestimmten Orten kleinflächig beeinflusst werden.

Solche Verwehungsbauten sind vor allem Schneezäune aus Holz oder Eisen, die an windexponierten Stellen augestellt werden um die Wingeschwindigkeit und die Verwirbelung zu minimieren. Dadurch wird an der windabgewanten Seite der Zäune eine verstärkte Schneeablagerung erreicht, bevor dieser das Lawinenanbruchgebiet erreicht.

Voraussetzung für die Verwehungsbauten sind ein geeignetes Gelände (am besten sind flache Rücken oberhalb eines Lawinenhangs) und eine bekannte Hauptwindrichtung.

Wächtebildung kann durch das Aufstellen von Winddrüsen und Kolktafeln an Geländekanten und Graten verhindert werden. Diese bewirken durch einen winbeschleunigenden Effekt eine Weiterverfrachtung des Schnees in den Leehang, wodurch die Bildung von Wächten unmittelbar an der Geländekante verhindert wird.

Ablenk- und Bremsverbau:

Gegen eine Lawine, die sich im Entstehungsgebiet nicht verhindern lässt, können in ihrer Sturzbahn oder in ihrem Auslaufbereich Ablenkbauwerke errichtet werden. Dies können Ablenkdämme oder Spaltkeile zum Ableiten oder Teilen der Lawine sein. Um eine Lawine über ein Gebäude hinwegzuleiten, wird ein Ebenhöh errichtet. Die Dachkonstruktion des Objekts ist auf die Lawinenkräfte zu bemessen und zur Aufnahme der Schubkräfte in der verstärkten Rückwand des Gebäudes zu verankern.

Um eine Lawine über einen Verkehrsweg zu leiten, wird dieser mit einer Lawinengalerie überdacht. Straßen können auch durch eine lawinensichere Rohrbrücke geführt werden.

Ist im Verlauf der Sturzbahn oder der Auslaufbahn eine geeignete Flachstrecke vorhanden, kann dort durch eine Bremsverbauung (Feld von Bremskugeln, Bremskeilen oder bremshöckern) bzw. einem Auffangdamm der Fließanteil vorzeitig zur Ablagerung gebracht werden.

Forstliche Maßnahmen:


Der Bergwald übernimmt die erstrangige Aufnahme des Lawinenschutzes. Ein artenreicher und dichter Bergwald mit großer Biodiversität ist die Grundlage eines funktionierenden Waldes, das so ein stabiles Ökosystem besteht, das gegen Störungen (z.B. Schädlinge, Trockenheit) resistent ist. Ein Teil des Neuschnees verdunstet bereits vom Kronendach, so dass der Schnee auch verzögert auf den Boden trifft und im Vergleich zu einer Freifläche weitaus geringe Schneemengen auf dem Boden lagern,wodurch er wesentlich kompakter wirkt. Der Bergwald übernimmt außerdem die Funktion des Windschutzes, so dass es zu geringeren Schneeansammlungen kommt und somit das Lawinenrisko durchaus geringer ist.Durch ein ausgegleichendes Waldklima herrschen auch geringe Temepraturunterscheide und es kommt zu keinen Extrem-Temperaturen, wordurch dann ein geringeres Risiko für eine labile Schneedecke besteht. Durch einen dichten Baumbestand wird außerdem das Abreißen einer Schneedecke verhindert.




2.3 Raumplanerische Maßnahmen:



Im Lawinenkataster werden Schadenslawinen genau nach ihrem Anbruchgebiet, ihrer Sturzbahn, ihrem Ablagerungsgebiete und nach der Häufigkeit erfasst.

Lawinen, die jährlich oder sogar mehrmals jährich auftreten erhalten die Farbe Rot. Lawinen, die innerhalb von 20 Jahren wieder auftreten, erhalten die Farbe Blau und Lawinen, die noch seltener auftreten werden mit gelb markiert. Es wurde festgelegt, welche Waldflächen, Siedlungs- und Verkehrsräume von den einzelnen Lawinen gefärdet ist und außerdem welche Anbruchsgebiete z.B. nur Aufforstung saniert werden können und somit Lawinen verhindert werden können.

Durch den verstärkten Tourismus in den Alpen werden die Siedlungen immer größer und somit stoßen sie auch in die Lawinen-Gefahr-Gebiete vor. Aus diesem Grund traten in den 70er Jahren das Raumordnungsgesetz und das Land- und Forstgesetz in Kraft.

Es werden Gefahrenzonepläne mit Hilfe des Lawinenkatasters und Luftaufnahmen, die Schneehöhen und Geländebeschaffenheit zeigen, erstellt.

Die Gefahrenzonen sind unterteilt ind die rote und gelbe Zone.

In der roten Zone sind Neubauten unzulässig, da sie von Lawinen derart gefährtet ist und die Lawinen immer hohen Schaden verursachen würden.

In der gelben Zone werden alle Siedluns- und Verkehrsbereiche durch die Lawinengefahr beeinträchtigt und können unter bestimmten Auflagen bebaut werden.




2.4 Temporärer Lawinenschutz



Unter temporären Lawinenschutz versteht man Maßnahmen, die kurzfristig auf Zeit, Ort und Ausmaß der Lawinengefahr abgestimmt, durchgeführt werden. Die Beurteilung der Lage obliegt der Lawinenkommission vor Ort und dem jeweiligen Lawinenwarndienst.

Temporäre Lawinenschutzmaßnahmen sind Warnung, Sperre, Evakuierung und künstliche Lawinenauslösung.




Lawinenwarndienste:



In den meisten erschlossenen Berggebiten unserer Erde gibt es heute Lawinenwarndienste. Ihre ursprüngliche Aufgabe war zunächst das Betreuen von Skitourenfahrer. Heute sind diese Dienste für den örtlichen Lawinenschutz verantwortlich.

Für jede Region gibt es Lawinenkommissionen, die für alle Verantwortungsbereiche zuständig sind. Meist führt der Bürgermeister hier den Vorsitz.

Lawinenwarndienste veröffentlichen regelmäßig Lageberichte mit dem Ziel Skifahrer und Bergsteiger über die Lawinensituation zu informieren sowie den örtlichen Verantwortlichen eine Beurteilungsgrundlage zu bieten. Der Lagebericht stellt dir derzeitige sowie auch die mögliche Lawinenerntwicklung der nächsten Tage dar. Er beeinhaltet wetterbedingte Einflüsse auf die Schneedecke (Neuschnee, Wind, Temperatur, Sonneneinstrahlung), Schneedeckenaufbau, die Gefahrenstufen für Tallagen und höher gelegende Verkehrswege und genau Angaben für die Gefahr in bestimmten Bereichen.

Im Frühjahr 1993 haben sich die Lawinenwarndienste der Aplenländer auf eine gemeinsam Europäische Lawinengefahrenskala mit fünf Stufen geeinigt. Die Abstufung erfolgt nach der Schneedeckenstabilität und der Auslöswahrscheinlichkeit.

Durch automatische Wetterstationen und EDV-Anwendungen werden die Lawinenwarndienste unterstützt

Im erschlossenen Skigebiet gibt es Lawinenwarnleuchten, die Skifahrer ausdrücklich vor großer Gefahr warnen.






Sperrung:

Sperrmaßnahmen sind überall dort erforderlich, wo Lawinengefahr für Verkehrsflächen auftritt. Die Sperrung von Straßen wird in der Regel mit abschließbaren Schranken vorgenommen und sind mit einer Fahrverbotstafel versehen.




Evakuierung:

Eine Evakuierung wird notwendig wenn eine Bedrohung für einzelne Häuser oder sogar Ortsteile durch Lawinen auftritt. Da die Evakuierund eine sehr einschneidene Maßnahme ist, sollte sie dort rechtzeitug vorbereitet werden, wo die Bedrohung wiederholt auftreten kann. Der Gefahrenzonenplan, der in den meisten Gemeinden aufliegtm stellt eine wertvolle Hilfe da um gefährdete Objekte zu erkennen.




Künstliche Lawinenauslösung:

Die künstliche Lawinenauslösung wird verwendet um Schneedecken mit geringe Stabilität zu einem gewollten Zeitpunkt zu erzeugen. Durch portionsweises Entladen der Lawinenhänge, sind die Lawinen lang nicht mehr so gefährlich. Voraussetzung ist also eine Abgangsbereitschft der Schneedecke,also Lawinengefahr. Erfolgversprechend ist daher das Auslösen von Schneebrettlawinen.

Die wichtigste Voraussetzung für eine künstliche Lawinenauslösung sind die Wahle des richtigen Zeitpunktes, des richtigen Ortes und der richtigen Methode. Es müssen mögliche Schäden vermieden werden. Unbeabsichtig kann es allerdings zu Sekundärlawinen kommen.

Ein weiterer Gefahrenmoment entsteht durch Spätzünderlawinen, die bis zu einer Stunde später erst abgehen.

Es gibt verschiedene Arten der künstlichen Lawinenauslösung, wie z.B die Handsprengung, die Sprenung durch Sprengschlitten, die Sprengrute und den Gratausleger, die Sprengungen aus Hubschraubern,die Sprenung durch Lawinensprengbahnen und das Absprengen mit Gaskanonen.










Handsprengung:

Bei der Handsprengung wirft man eine Sprengladung den Hang hinein. Die Sicherung der Ladung an einer Schnurr ist dabei vorgeschrieben. Durch das Werfen kann der optimale Auslöseounkt getroffen werden und durch die in die Schneedecke eingedrungende Ladung kann die Schneeoberflcähe zurückgezogen werden.

Die Handsprengung beschränkt sich bei Einhaltung der üblichen alpinen Sicherheitsmaßnahmen auf erreichbare bzw. begehbare Gratstellen.




Sprengschlitten:

Auf zwei breiten Kufen ragt ein rutenartiger Ausleger heraus, an dem die Sprengladung oberhalb der Schneedecke zur Detonation gebracht wird. Die Zündung kann mit einer Zeitzündschnur oder mit einer elektrischen Zündleitung durchgeführt werden.




Lawinensprengbahn:

Die technische und organisatorische Entwicklung hat die Lawinensprengbahn zur wirkungsvollsten Mathode der künstlichen Lawinenauslösung werden lassen.

Von einem lawinensicheren Standpunkt aus wird über sicher angebrachte Rollen eine Sprengladung an einem rundlaufenden Seil zum vorgewählten Sprengpunkt gebracht. Dies ist zu jeder Zeit möglich und die Detonation der Ladung über der Schneedacke bewirken hohe Erfolgszahlen.




Absprengen mit Gaskanonen:

Die Gaskanoe (nach einer französischen Firma \"Gaz.Ex\" genannt) besteht aus einen Prpangas-Sauerstoff-Gemisch, das in einem Zündrohr zur Detonation gebracht wird. Dadurch wird eine Druckwelle erzeugt, die ca. 3m über der Schneedecke am Rohrende auf die Schneeoberfläche gerichtet austritt.




2.5 Europäische Lawinengefahrenskala



























 
 

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