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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Hoher preis china





Immer wieder werden bei Grosskraftwerken die Nutzen überschätzt und die Nachteile unterschätzt. Auch beim \"megalomanen Projekt\" am Yangtse sind zahlreiche Probleme ungelöst.

2.1. Umsiedlung:
140 Städte, 1600 Fabriken und insgesamt 1,13 Millionen Menschen müssen dem Stausee in den Drei Schluchten gemäss offiziellen Angaben weichen. Nicht mitgezählt werden mehrere 10\'000 Personen, die sich illegal in den Städten niedergelassen haben. Und weitere rund 500\'000 Menschen müssen in den kommenden Jahrzehnten umgesiedelt werden, wenn sich der Wasserspiegel wegen der zunehmenden Versandung des Sees anheben wird. Zwar müssen pro Megawatt an Kraftwerkskapazität in China normalerweise doppelt so viele Menschen umgesiedelt werden wie im Fall der Drei Schluchten. Doch das Yangtse-Tal ist landwirtschaftlich überaus fruchtbar. Die Menschen müssen deshalb von reichen in ärmere Gebiete umziehen. Rund fünfmal mehr Land wird gebraucht, um die landwirtschaftliche Produktion des Tals zu ersetzen. Die Umsiedlung wird zwangsläufig zur Entwurzelung grosser Bevölkerungsgruppen und zu Spannungen führen, die mit massiver Repression beantwortet werden wird. Die chinesischen Polizeikräfte sind dazu bereit (siehe Kasten). In Ländern mit demokratischen Strukturen könnten solche Umsiedlungsvorhaben nicht durchgesetzt werden..

2.2. Kolonisierung:
Umsiedlungsprojekte werden in China immer wieder dazu benützt, um die dominierende Han-Bevölkerung in Regionen mit ethnischen Minderheiten (Tibet, Xinjiang) anzusiedeln. Auch im Fall der Drei Schluchten kündigte die Zeitung \"China Daily\" 1993 an, dass 470\'000 Menschen nach Xinjiang umgesiedelt würden. Die uigurische (muslimische) Bevölkerung dieser Wüstenprovinz wurde seit 1949 durch eine systematische Han-Zuwanderung in die Minderheit versetzt. Die offizielle Meldung wurde anschließend wieder dementiert, doch der Kolonisierungsverdacht bleibt bestehen.

2.3. Sicherheit:
Ein Dammbruch des Drei-Schluchten-Stausees würde viele Millionen Menschen gefährden. Die Region ist seismisch aktiv. Das Gewicht eines Stausees kann zudem selbst Erdbeben auslösen. Gemäss offiziellen Angaben kann das geplante Bauwerk Erdbeben der Stärke 7 standhalten. Doch in der Vergangenheit unterliefen den Behörden fatale Irrtümer. 1975 forderte ein Dammbruch am Banqiao-Stausee mehr als 10\'000 Todesopfer; im August 1993 starben mindestens 220 Menschen, als ein Erdbeben den Gouhou-Damm zerstörte. Der Drei-Schluchten-Damm würde für China auch ein großes militärisches Risiko bilden. Bereits in den 70er Jahren warnte Mao Tse-tung, dass das Land durch Angriffe auf dieses Projekt militärisch erpressbar werde.



2.4. Flutkontrolle:
Die Stauung des Yangtse bildet ein zweifelhaftes Instrument zur Zähmung der gefährlichen Fluten. Den Hauptgrund für die Überschwemmungsgefahr bilden die starken Abholzungen am Oberlauf des Flusses, gegen die das Projekt nichts ausrichtet. Der geplante Damm könnte ohnehin nur den mittleren Küstenabschnitt vor Hochwassern schützen, da er die grossen Zuflüsse am Unterlauf des Yangtse nicht erfasst. Die Flutkontrolle steht im Konflikt mit der Stromerzeugung: Ein gut gefüllter Stausee fördert die Energieproduktion, kann aber die periodischen Hochwasser nicht mehr auffangen. Dieses Dilemma löste Premier Li Peng 1992 eindeutig zugunsten der Stromproduktion, indem er den geplanten Wasserpegel auf 175 Meter erhöhte. Zukünftig wird sich im Staubecken auch der mitgeführte Sand absetzen. Dadurch wird der Fluss aggressiver und kann die lebensrettenden Deiche unterhalb des Damms eher zerstören. Schließlich werden die Sandablagerungen auch dazu führen, dass die Ufergebiete in Sezuan am oberen Ende des Sees um so eher überschwemmt werden. Eine dezentrale Kontrolle der zahlreichen Zuflüsse des Yangtse könnte die Gefahr von Überschwemmungskatastrophen nach Ansicht kritischer Fachleute eher bannen als der Mammutdamm bei den Drei Schluchten.
2.5.Versandung:
Wegen der massiven Abholzung und Erosion trägt der Yangtse die drittgrösste Sandfracht unter allen Flüssen der Welt mit sich. 680 Millionen Tonnen sind es im Gebiet der Drei Schluchten jährlich. Nach dem Bau des Damms wird sich in großer Teil dieser Fracht zukünftig im See ablagern. Dies bringt zahlreiche Probleme mit sich: Der fruchtbare Schlamm wird zukünftig nicht wie bisher die landwirtschaftlichen Gebiete des Unterlaufs düngen können. Wenn die Sandfracht wegfällt, dürfte vermutlich Salzwasser ins Mündungsgebiet des Flusses eindringen, das landwirtschaftlich intensiv genutzt wird. (Beide Probleme tauchten auch im Fall des Assuan-Damms in Ägypten auf.) Die Ablagerungen werden den oberen Teil des Stausees verstopfen und in Sezuan das Risiko von Überschwemmungen erhöhen. Schließlich kann die Sandfracht den See teilweise auffüllen und die Stromproduktion massiv einschränken. Der Sanmenxia-Stausee am Gelben Fluss wurde beispielsweise innert vier Jahren nach seiner Eröffnung in den 60er Jahren vollständig aufgefüllt. Ähnliche Probleme traten in den 80er Jahren auch beim Gezhouba-Damm auf, der als Testfall für das Drei-Schluchten-Projekt gilt. Die Behörden hoffen das Versandungsproblem in den Griff zu bekommen, indem sie das Einzugsgebiet am Oberlauf massiv aufforsten. Da jedoch die Landwirtschaft aus dem überschwemmten Talboden an die Berghänge verschoben wird, dürfte die Erosion gleichzeitig wieder zunehmen.
2.6. Schifffahrt:
Der Yangtse könnte gleich viele Güter in die schlecht erschlossene Provinz Sezuan transportieren wie 14 Eisenbahnlinien. Die Zähmung der Drei Schluchten soll den Schifftransport von 10 auf jährlich 50 Millionen Tonnen erhöhen. Doch auch hinter dieser Hoffnung steht ein Fragezeichen. Die gefährlichen Wirbel können nur mit einem hohen Wasserspiegel unter Wasser gesetzt werden. Die verstärkte Sandablagerung wird jedoch in diesem Fall längerfristig den zentralen Hafen von Chongqing verschließen. Die Überwindung des Staudamms wird zudem fünf aufeinanderfolgende Schleusen von 34 Metern Breite und rund 40 Metern Höhe bedingen. Solche Dimensionen wurden bisher weltweit noch nie erreicht. Wenn nur eine der Schleusen ausfällt, wird der ganze Schifftransport auf der Lebensader des Yangtse blockiert.
2.7. Trinkwasser:
Offizielle Stellen führen gelegentlich ins Feld, der Drei-Schluchten-Stausee könne zukünftig die trockenen Regionen Nordchinas mit Trinkwasser versorgen. Die entsprechenden Wasserleitungen könnten aber nur gebaut werden, wenn der Damm eine Höhe von mindestens 200 Metern erreichen würde. Diese Pläne wurden Ende der 50er Jahre aufgegeben. Beim aktuellen Projekt (mit einer Kronenhöhe von 185 Metern) ist die Entnahme von Trinkwasser nicht möglich.
2.8. Ökologische Auswirkungen:
Die Nutzung der Wasserkraft ist viel umweltfreundlicher als die Verfeuerung von Kohle. Doch gemäss einem Umweltgutachten der chinesischen Akademie der Wissenschaften \"scheinen die möglichen Risiken des Drei-Schluchten-Projekts gegenüber seinen möglichen Nutzen immer noch zu überwiegen\". Die Veränderung des Ökosystems, die der Damm bewirkt, wird beispielsweise mehrere gefährdete Tierarten wie den chinesischen Flussdelphin, den chinesischen Alligator oder den sibirischen Kranich (der am Yangtse überwintert) bedrohen.
2.9. Zerstörung historischer Stätten:
In den Drei Schluchten befinden sich über hundert historische und kulturelle Stätten, darunter 5000 Jahre alte Gräber. Neben dem Naturschauspiel machen diese Stätten die Schifffahrt durch die Schluchten zu einer beliebten touristischen Attraktion. Die Projektverantwortlichen halten auch für dieses Problem eine technische Lösung bereit. Ein Teil der Stätten soll aus dem Stauseebereich entfernt, ein weiterer Teil für den zukünftigen Tauchtourismus präpariert werden. Ein unbeirrter Fortschrittsglaube drückt auch ein Dokument der Behörden der direktbetroffenen Präfektur Wanxian aus. \"Einheimische und ausländische Touristen glauben immer noch, dass die gegenwärtige Landschaft der Drei Schluchten unverdorbener und attraktiver ist\", hält dieses fest, \"obwohl der Charme der Schluchtenlandschaft nach der Vollendung des Damms bleiben und sogar noch großartiger werden wird.\"

 
 



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