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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Hintergründe - kolumbien





5.1 La Violencia, die Geschichte der Gewalt in Kolumbien
"La Violencia" steht für den Bürgerkrieg von 1948-1957. In dieser Zeit wurden barbarische Gewalttaten verübt, die das Land in Angst und Schrecken versetzten.
Den Beginn setzte der Mord an Präsidentschaftskandidat Eliécer Gaitán, einen charismatischen Juristen mit staatssozialistischen Ansichten, am 9. April 1948 in Bogotá. Seine Anhänger griffen daraufhin spontan den Präsidentenpalast, Kirchen, Gefängnisse und führende Zeitungen an, die alle als Auftraggeber des Anschlages verdächtigt wurden. Dies war der Beginn einer Reihe von Gewalthandlungen, die bis in die 50er Jahre andauerten und auch in ländliche Gebiete übergriffen. 200 000 - 300 000 Menschen aus der Unterschicht, meist Männer, verloren dabei ihr Leben.
Die Forschung hat nach den Ursachen gefragt und verschiedene Erklärungsansätze gefunden. Zum Beispiel könnte "la Violencia" die Fortsetzung der Auseinandersetzungen zwischen den Konservativen und Liberalen aus dem 19. Jahrhundert sein. Hauptursachen sind jedoch wahrscheinlich die soziale Frage und der Elitekampf um die Kontrolle der staatlichen Institutionen.
In den ländlichen Gebieten standen sich Großgrundbesitzer und Kleinbauern gegenüber. Der Konflikt verlagerte sich von der Klassenebene auf die Parteiebene, weil die Rebellen der Unterschichten neue Finanzierungsquellen erschließen mussten. Die Liberalen bildeten in einigen Gebieten Guerillaverbände und griffen in Kaffeezonen und Siedlungsgebieten in den Konflikt ein. Sie verabschiedeten sich von der Politik, nachdem sie bei der konservativen Regierung eine extrem repressive Linie durchgesetzt hatten. Justiz und Polizei führten ein Willkürregime und legten ihre Neutralität ab. Sie verfolgten mit repressiven Mitteln die Liberalen und ihre Anhänger. Massaker wurden auf beiden Seiten verübt. Viele Großgrundbesitzer hetzten eigenfinanzierte Killer auf Landbesetzer und Bauern, um sie von den beanspruchten Grundstücken zu vertreiben. Normale Begleiterscheinungen des Kampfes waren willkürliche Morde, marodierende Soldaten und plündernde Räuberbanden. Parteien und Regierung hatten endgültig ihre Macht und den Respekt verloren. Die Städte füllten sich mit Vertriebenen und der eigentliche Grund des Kampfes rückte hinter dem gewaltsamen Terror immer mehr in den Hintergrund.

Gewonnen hat den Krieg niemand.
5.2. Menschenrechtslage
Die Lage der Menschenrechte verschlechterte sich durch den bewaffneten Konflikt zusehends. In den letzten 16 Jahren, also seit 1865 wurden über 1,5 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Durchschnittlich passieren 82 Morde am Tag, von denen rund 11 politischen Ursprungs sind. 2001 sind allein 157 Mitglieder der Arbeiterbewegung ermordet worden. Die Polizei, das Militär und die Paramilitärs begehen zusammen fast 70% aller Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien. Das "Verschwindenlassen" und das Vertreiben von Bürgern gehört genauso dazu wie geplante Morde. Der Plan Colombia offenbart in jüngster Zeit auch eine immer engere Zusammenarbeit von Militärs und Paramilitärs. Insgesamt verübten die pramilitärischen Gruppen mehr Massaker als die Guerilla. Die US-amerikanische Militärhilfe steht ebenfalls im engen Zusammenhang mit vielen Menschenrechtsverletzungen. Regierung und Militärs bekamen in letzter Zeit immer mehr Sondervollmachten im Kampf gegen subversive Kräfte, was die besondere Besorgnis von Menschenrechtsaktivisten hervorruft.
Im Laufe der Zeit ist Kolumbien zu einem der gewalttätigsten Länder der Welt geworden, das eine professionelle "Entführungsindustrie" geschaffen hat, die sich nicht mehr nur auf die Oberschichten bezieht. Sogar internationale Hilfsprojekte geraten immer mehr ins Visier der Konfliktparteien.

5.3. Wahlen 2002
Die Wahlen zu Senat und Repräsentantenhaus fanden am 10. März 2002 statt, der Präsident wurde am 26. Mai gewählt. Beeinflusst wurden die Wahlen durch den Abbruch der Friedensgespräche und der Verschärfung des bewaffneten Konflikts. Der Trend ging schon seit Jahren hin zu unabhängigen Kandidaten und weg von den beiden großen traditionellen Parteien. So mussten vor allem die Liberalen in diesem Jahr hohe Verluste im Senat notieren. Auf Grund des schlechten Wahlergebnisses der Konservativen Partei trat deren Kandidat zurück. Der unabhängige Bewerber Alvaro Uribe Veléz hatte also die Unterstützung durch die Konservativen sicher. Auch die ultrarechten paramilitärischen Gruppen nahmen einen beunruhigend starken Einfluss auf die Wahlen. Rund 35% der Mandate wurden von Sympathisanten der AUC (paramilitärische Gruppe) durch Korruptionsskandale errungen. Die Wahlbeteiligung lag dieses Jahr bei nur 42%.
Die Präsidentschaftswahl gewann schließlich mit 53% er Stimmen Alvaro Uribe Veléz und überschattete so den ursprünglichen liberalen Spitzenkandidat, der nur 35% der Stimmen erhielt.
5.3.1. Der neue Präsident Alvaro Uribe Véléz
Der Erfolg des unabhängigen Präsidenten Véléz hängt unmittelbar mit dem Scheitern der Friedenspolitik seines Vorgängers Pastrano zusammen. Véléz griff im Kampf gegen die Guerilla mit militärischer Härte durch und gewann so viele Anhänger.
Er wurde 1952 als Sohn eines Großgrundbesitzers geboren und wurde in den 80er Jahren Bürgermeister seiner Heimatstadt. 1983 wurde sein Vater ermordet. Doch schon vorher wurden ihm Verbindungen mit den Paramilitärs und Drogenhändlern nachgesagt. Er studierte in Oxford und Harvard, wurde 1986-1994 Senator und von 1995-1997 Gouverneur. Ursprünglich gehörte er der Liberalen Partei an.
Die Hauptprojekte des neuen Präsidenten sind die Schaffung eines Berufheeres und die Verdoppelung aller Streitkräfte im Land. Den Kongress will er in ein Einkammernparlament mit 150 Sitzen verkleinern. Außerdem sieht er ein Ziel in der Bekämpfung der Korruption. Zu seinem Regierungsprogramm gehören neben der Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit auch die Verbesserung des Erziehungswesens. Weltweit will er ein Netz aus Informanten zur Bekämpfung der Guerilla errichten. Die Frage nach der Finanzierung dieses Programms ist allerdings noch offen. Allgemein bleibt abzuwarten, wie der "Kapitalist mit sozialer Berufung" das Konzept der "demokratischen Autorität" umsetzen will.

 
 



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