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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Jahreszeiten

Bismarck und die reichsfeinde - grundzüge der innenpolitik von 1871 - 1890



Prinzip des "laissez - faire" keine Festlegung auf bestimmte Parteien, Versuch mit wechselnden Mehrheiten und Koalitionen innenpolitische Entscheidungen zu treffen

Grundsätze:
- Ablehnung des Parlamentarismus
- möglichst geringe Kompetenzen für den Reichstag
- Ausspielen der Gruppeninteressen zugunsten der Reichsexekutive

Der Kulturkampf 1871 -1878
Ursachen: seit Mitte des 19.Jh. versuch der katholischen Kirche, ihr Kräfte im Kampf gegen Liberalismus und revolutionäre Strömungen zu bündeln
1870: Vatikanisches Konzil beschließt unter Papst Pius IX. das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes in ethisch - moralischen Fragen
Wirkung: Auseinandersetzung in der katholischen Kirche - Abspaltung der "altkatholischen Kirche"
- heftiger Protest der Liberalen und der Protestanten (sahen in der Haltung der katholischen Kirche eine Gefahr für den Nationalstaat und für ein modernes Geistesleben)
Beginn: Forderung der katholischen Kirche an den Staat "abtrünnige" Geistliche(Theologen, Militärgeistliche) aus dem Staatsdienst zu entlassen
Bismarck zunächst neutral, sah jetzt Hoheitsrechte des Staates (Familie, Schule) bedroht. Sein Ziel war die Unterordnung der Kirche unter den Staat. In den Vertretern des politischen Katholizismus sah Bismarck "Reichsfeinde":
- aufgrund ihrer engen Bindung an den Vatikan
- aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit dem polnischen Klerus, der oppositionell eingestellt war
1872: Schulaufsichtsgesetz (preußisches Landesgesetz):
- Staat Oberhoheit über Schulwesen

1871: Kanzelparagraph:
- Verbot politischer Predigten
1872: Jesuitengesetz (zuerst in Bayern, dann im Gesamtreich):
- Verbot des einflußreichen Jesuitenordens

1873: Maigesetze:
- Staat muß geistlichen Würdenträgern zustimmen (deutsches Staatsexamen notwendig)

1874: Expatrierungsgesetz:
- Ausweisungsmöglichkeit für katholische Geistliche

1874/75: Zivilehe:
- Standesamt

1875: Brotkorbgesetz:
- Einstellung aller staatlichen Zahlungen an die katholische Kirche
1875: Klostergesetz (Landesgesetz Preußens):
- Auflösung aller katholischen Ordensgemeinschaften in Preußen

1875 fordert Papst Pius IX. alle deutschen Katholiken zur Ignoranz der Reichsgesetze auf.
- seit 1880 deutliche Entschärfung des Kulturkampfes

Hauptgründe:
- Bismarck sieht 1778 den Hauptfeind des deutschen Reiches nicht mehr in der katholischen Kirche, sondern in der Sozialdemokratie
- der politische Kampf gegen die Zentrumspartei blieb erfolglos
1886/87: nach Verhandlungen mit dem Papst werden die meisten antikirchlichen Maßnahmen des Kulturkampfes wieder aufgehoben (Friedensgesetze)

Ergebnisse und Auswirkungen:
bis 1876 Ausweisung aller katholischen Bischöfe aus Preußen, ein Viertel der Pfarrstellen blieb unbesetzt
- der politische Katholizismus stärkte und festigte sich und seinen Zusammenhalt, zahlreiche neue Vereine entstanden, das Zentrum erlangte große Wahlerfolge bei den preußischen Landtagswahlen 1873 und den Reichstagswahlen 1874
- die liberalen Parteien unterstützten den Kulturkampf nur halbherzig
- Teile der deutschen Bevölkerung gerieten in einen tiefen Gegensatz zum deutschen Staat
- Bismarcks Ansehen, 1870/71 auf dem Höhepunkt, hatte durch den Kulturkampf innenpolitisch Schaden genommen

Bismarcks Politik gegenüber der Arbeiterschaft - "Zuckerbrot und Peitsche"
Das Sozialistengesetz (Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie)
1878: 2 Attentatsversuche auf Kaiser Wilhelm I.
Anlaß für Bismarck, im Reichstag Ausnahmegesetze gegen die Sozialdemokratie durchzusetzen.
Ziel: - Zurückdrängen des sozialdemokratischen Einflusses auf die Arbeiterschaft
- Einschüchterung der demokratischen Kräfte des Bürgertums
Maßnahmen:
1. Verbot aller sozialdemokratischen Organisationen
2. Verbot aller sozialdemokratischen Zeitungen
3. Ausweisung sozialdemokratischer Funktionäre aus ihren Wohnorten oder auch Aberkennung der Reichsbürgerschaft
aber: kein Gesamtverbot sozialdemokratischer Aktivitäten
z.B. behalten Sozialdemokraten ihre Reichstagsmandate und können als Einzelperson kandidieren
1.Kennzeichnen sie die Gründe, die Bismarck zum Kampf gegen die Sozialdemokratie veranlaßten!
2. Beweisen sie in Auswertung der Quellen 5 + 7a,b,c, daß das Sozialistengesetz in der Praxis des politischen Kampfes scheitern mußte!
3. Begründen sie, warum das Reichstagswahlergebnis von 1890 als Ausdruck der Niederlage Bismarcks gewertet werden kann!
4. Welche weiteren Gesichtspunkte waren für den erzwungenen Rücktritt Bismarcks ausschlaggebend?
zu1.:
Grundsätze der SAP, die sich gegen Bismarcks Politik wandten:
- Ziel der Abschaffung der Monarchie und Aufbau einer Republik
- Schaffung eines sozialistischen Staates - gegen Kapitalismus - Anlehnung der Politik an Pariser Komune
- Verstaatlichung der Produktionsmittel
- Außerdem hatte die SAP in Deutschland eine Sonderstellung neben der Zentrumspartei: sie war Interessenfilter- und vertreter für eine gesamtdeutsche Anhängerschaft, der Arbeiter.
Sie war also die Vertretung der stärksten Bevölkerungsschicht dieser Zeit. Ihr Einfluß wuchs und ihre Wahlergebnisse mußten gesetzlich behindert werden, um sie von der Machtzunahme im Reichstag fernzuhalten. Nicht zuletzt störte der Grundsatz der SAP der Gleichberechtigung aller Bürger. Die straffe Organisation und die Verbreitung über das gesamte Reichsgebiet bedeutete Gefahr für die Bismarck am nächsten stehenden Konservativen. Außerdem befürchtete Bismarck eine Politik wie in der Pariser Komune.

zu 2.:
Bismarck erwartete vom Sozialistengesetz eine solche Schwächung der Sozialdemokratie, daß diese in Deutschland ihre Rolle als Arbeitervertretung verliert. Doch schon August Bebel erkannte, daß die Illegalität eine Neugierde und einen Reiz darstellt, der bewirken wird, daß die Sozialdemokratie viel mehr publik wird und eher einen Anstieg erfahren wird. " ... die Leute, die noch keine Sozialdemokraten sind, werden es dann sicher werden. Wir sind in wenigen Jahren stärker als je zuvor."
zu 3.:
Die Reichstagswahl 1890 brachte in aller Deutlichkeit das Scheitern des Sozialistengesetzes zum Vorschein, denn die Sozialdemokratie verdoppelte ihre Stimmenanzahl im Vergleich zur Wahl 1887 und wurde somit stärkste Fraktion. Das Sozialistengesetz wurde daraufhin nicht mehr verlängert. Anhand dieses Erfolges wird die intensive Arbeit der Sozialdemokraten in der Zeit des Verbotes deutlich, denn sie konnten die Zahl ihrer Anhänger verstärken, Widerstand gegen Bismarcks Politik leisten und haben Bismarcks Ziel, die Sozialdemokratie zu schwächen, verhindert. Das Bürgertum auf sozialdemokratischer Seite ließ sich während der Illegalität auch nicht einschüchtern, sondern stellte weitere Mitglieder und Wähler neben der Arbeiterschaft. Alles in allem war das Wahlergebnis Bismarcks endgültiges Scheitern.

zu 4.:
Nach dem Tod Wilhelm des I., der Bismarck unterstützte, und des Thronfolgers Friedrich, kam der von Bismarck feindlich, weil selbst machtsüchtig, gesinnte Wilhelm II. an die Macht und es kam rasch zu sich immer mehr verschärfenden Spannungen zwischen Bismarck und Wilhelm II. Wilhelm wollte einen neuen Kurs durchsetzen, der aber in fragen wie beim Arbeiterschutzprogramm auf schroffe Ablehnung beim Kanzler traf, da dieser seinen antisozialdemokratischen Kurs weiterverfolgte. Bismarck verwies auf die Order, daß der Kanzler in alle (außer Krone und Krieg betreffenden) Angelegenheiten einzubeziehen sei. Dies wurde als ein Versuch der Machtaneignung von Wilhelm betrachtet. Die Parteiunterstützung ging nach dem Scheitern des Kulturkampfes und des Sozialistengesetzes stark zurück, so daß der Entlassung Bismarcks nur noch das Zentrum entgegenstand.

Die Außenpolitik Bismarcks 1878 - 1890
Europa nach 1871: relatives Mächtegleichgewicht zwischen Frankreich, Großbritannien, Rußland, Österreich - Ungarn und Deutschland
nach 1814/15:

- Führungsrolle Rußlands
- Heilige Allianz sichert eine reaktionäre Friedensordnung

nach 1871:
- keine eindeutige Führungsmacht
- internationale Konfliktbereitschaft größer, viele Spannungspunkte
- kein Friedensinstrumentarium vorhanden
Positionen Bismarcks: 1877 im "Kissinger Diktat" formuliert
- Bewahrung eines "labilen" Mächtegleichgewichts in Europa - nicht unbedingt dauerhaft
- Deutsches Reich sollte "Vermittlerposition" zwischen den Mächten einnehmen
- Strategie der "schwelenden Konflikte" bei gleichzeitiger Verhinderung eines bewaffneten Konfliktes in Zentraleuropa

Das Bismarcksche Bündnissystem
I. Beziehungen mit Österreich und Italien
1879: Zweibund mit Österreich
Inhalt: Mittelpunkt des Bismarckschen Vertragssystems - gegenseitiger militärischer Beistand im Falle eines Angriffs von Rußland
1882: Abschluß eines Dreibundes - Deutschland - Italien - Österreich
Inhalt: Im Falle eines französischen Angriffs auf Italien sichern beide anderen Staaten Beistand zu - wohlwollende Neutralität bei einem Angriff von dritten Staaten

Die Berliner Konferenz 1878 - Fallbeispiel der Bismarckschen Außenpolitik
Der Balkan- Konfliktregion in Europa:
- beginnender Zerfall des Osmanischen Reiches
- Konflikte zwischen Großmächten verschärfen sich
Rußland: Versuch, einen Staatenbund unter russischer Führung aufzubauen (Serbien, Bulgarien) - Panslawismus
Österreich/ Furcht vor russischem Machtstreben
Ungarn: Angst vor Selbständigkeitsbestrebungen im eigenen Territorium
Machtbereich auf Balkan erweitern
England: gegen Zugang der russischen Schwarzmeerflotte zum Mittelmeer - will eigene Mittelmeerherrschaft behaupten
Italien/
Frankreich: Streben nach Kolonien in Nordafrika

Bismarck, der keine spezifischen Balkaninteressen verfolgt, tritt in dieser Situation als Vermittler zwischen den Großmächten auf.
13.6. - 13.7.1878 "Berliner Kongreß"
Tagung führender Staatsmänner Europas und des Osmanischen Reiches zur endgültigen Lösung der Balkanfrage

Beschlüsse:
- Bulgarien wird geteilt und bleibt vom Osmanischen Reich abhängig
- Rußland muß auf seinen Anspruch auf Bulgarien verzichten
- Rußland erhält Teile Bessarabiens (Moldawiens) von Rumänien
- Österreich/Ungarn erhält Mandat zur Besetzung Bosniens und der Herzegowina
- Großbritannien erhält Zypern
- Rumänien, Serbien und Montenegro werden als selbständige Staaten anerkannt
Wertung:
Die Berliner Konferenz erhöhte die internationale Autorität Bismarcks, da er die akuten Konflikte auf dem Balkan beseitigte.
aber: keine Dauerlösung der Konflikte
nationale Interessen der Balkanvölker bleiben unberücksichtigt
Rußland akzeptiert nur widerwillig die Beschlüsse der Berliner Konferenz.

Die Bündnisse Bismarcks mit Rußland

1873: Dreikaiserbündnis (D - Ru - Ö/U)
- Rußland lehnte sich eng an das Deutsche Reich an.
1878: Rußland interemiert einen Krieg zwischen der Türkei und Serbien und schlägt die Türkei militärisch
- im Frieden von San Stefano setzt Rußland gegenüber der Türkei seine Positionen durch (Zugriff auf die Dardanellen), Schaffung Großbulgariens
- heftiger Widerstand Englands und Ö., die gegenüber Rußland mit Krieg drohen
- Rußland hofft auf deutsche Unterstützung beim Berliner Kongreß, sieht sich aber getäuscht
- Bismarcks "status quo" - Politik ging zu Lasten Rußlands
1879: Zar Alexander II. kündigt im "Ohrfeigenbrief" an Wilhelm I. die Freundschaft Rußlands auf
- Bismarck orientiert Wilhelm I. auf die Notwendigkeit eines Defensivbündnisses mit Österreich /Ungarn, versucht aber weiterhin, Rußland zu neutralisieren
1881 Dreikaiservertrag (D- Ru - Ö/U):
Inhalt: Im Falle eines Angriffs einer 4. Macht sichern sich die 3 Mächte wohlwollende Neutralität zu, aber 1887 aufgrund der sich wieder verschärfenden Konflikte zwischen Österreich und Rußland in der Balkanfrage nicht mehr verlängert
1887 Rückversicherungsvertrag (D - Ru):
Inhalt: Deutschland sagte im Falle eines österreichischen Angriffs auf Rußland, Rußland im Falle eines französischen Angriffs auf Deutschland Neutralität zu.
- im "geheimen" Zusatzprotokoll bestätigte das deutsche reich dem Zaren Bulgarien und das Schwarze Meer als russische Einflußsphären
- nach dem Sturz Bismarcks 1890 nicht verlängert

Bismarcks Politik gegenüber England und Frankreich
- seit der Berliner Konferenz 1878 hohes Ansehen Bismarcks in englischer Öffentlichkeit, England war trotz vieler Konfliktpunkte mit Frankreich (Kolonialpolitik) und Rußland (Mitelmeervorherrschaft) zu einem direkten Bündnis mit dem Deutschen Reich nicht bereit.
1889: Kolonialabkommen mit Großbritannien (Sansibar - Helgoland)
- Das französische Revanchestreben versuchte Bismarck durch folgende Strategie zu neutralisieren:
- Abschreckung Frankreichs durch Defensivbündnisse

- Sicherung der Neutralität Rußlands
- Unterstützung der französischen Kolonialpolitik in Afrika und Asien
- um die Konfliktpunkte zwischen England und Frankreich zu verschärfen
- um die französische Außenpolitik von Europa abzulenken

Tendenzen in der deutschen Kolonialpolitik
Bismarck 1881: "Solange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik"
Förderung des privaten Erwerbs überseeischer Gebiete, aber keine staatliche Verwaltung
seit 1884/85 Übergang zu einer aktiven Kolonialpolitik
Gründe:
1. entspannte außenpolitische Situation des Deutschen Reiches 1884 - 1887
2. erfolgreiche Wirkung der Propaganda der Kolonialverbände bei der deutschen Bevölkerung (Deutscher Kolonialverein: 15000 Mitglieder 1885)
"Es gilt das Versäumnis von Jahrhunderten gutzumachen" (Carl Peters)
3. die Gründung von Kolonien entsprach vermeintlichen Wirtschaftsinteressen
4. soziale Spannungen sollten kanalisiert werden, vor allem die Arbeiter sollten für angeblich gesamtnationale Kolonialinteressen gewonnen werden.
"Der Kolonialenthusiasmus läßt sich auch als eine spezifische Kriegsideologie begreifen, welche die emotionalen Spannungen ... auf außenpolitische Ziele hin umlenkte" (Wehler)

Kolonialerwerbungen bis 1890:
1884 Deutsch - Südwestafrika (Namibia)
1885 Deutsch - Ostafrika (Tansania, Togo und Kamerun)
1885 Kaiser Wilhelms - Land; Bismarck - Archipel

Unter Wilhelm II. wird die Kolonialpolitik ein fester Bestandteil der Weltmachtpolitik.
- offene Brüskierung englischer und französischer Kolonialinteressen
- Schaffung organisatorischer Strukturen zur Verwaltung und wirtschaftlichen Ausbeutung der Kolonien
1907: Schaffung eines Reichskolonialamtes
aber: "Deutsche Kolonialpolitik blieb auch unter Wilhelm II. im wesentlichen ein rhetorischer Kraftakt"
- im Vergleich zu den anderen Kolonialmächten nur geringe Siedleraktivität in den Kolonien
- relativ geringer Einsatz von Kolonialbeamten
- geringer wirtschaftlicher Nutzungsgrad der Kolonien
"Die deutsche Kolonialherrschaft blieb ... eine bloße Episode. Mit der Niederlage im 1. Weltkrieg hat Deutschland seine nicht viel mehr als 30 Jahre früher gewonnen Kolonien wieder verloren"

Ausarbeitung (Aufgaben 1 - 4 siehe Quellen)
5. Ziehen sie einen Vergleich zwischen dem Gründungsaufruf des "Altdeutschen Verbandes" von 1891 und der Schrift des nationalistischen Ideologen Kurt Riezler und arbeiten sie gemeinsame bzw. ähnliche Positionen heraus!
6. Welche weltanschaulichen, politischen Positionen der deutschen Kolonialpropagandisten stehen in einer Traditionslinie mit der späteren faschistischen Ideologie Hitlers?

zu 1.:
Die deutschen Kolonien hatten eine Fläche, die sechsmal so groß war wie die des Deutschen Reiches, aber nur ein Sechstel der Bevölkerung aufwies. Zu den deutschen Kolonien gehörten ab 1884 Deutsch - Südwestafrika, ab 1885 Deutsch - Ostafrika, Togo und Kamerun, ab 1885 das Kaiser - Wilhelms - Land und das Bismarck - Archipel (Neuguinea), 1898 Kiantschou, 1899 Marshall - Inseln und 1900 Samoa. Die Gesamtlandfläche betrug 25 Mio. km² auf der aber nur 12 Mio. Menschen lebten. 1912 wurden dabei im Handel Deutschlands mit seinen Kolonien Güter im Wert von 53 Mio. Mark importiert und für 57 Mio. Mark exportiert. In diesen Mengen zeigt sich, daß erstens die Handelsbilanz nur minimale Gewinne aufzuweisen hat. Beim Handel mit anderen Ländern waren sogar Handelsdefizite zu verbuchen (1,7 Mrd. Mark = Handelsdefizit). Im Jahr 1913 änderte sich die Bilanz im Handel mit den Kolonien nicht, während im Handel mit anderen Ländern ein sprunghafter Anstieg der Exportzahlen für eine deutlich verbesserte Handelsbilanz spricht und die Wichtigkeit des Handels mit anderen Ländern zeigt. Die Bilanz mit den Kolonien machte nur 0,005% der gesamten Bilanz aus und zeigt, mit den anderen Kolonialmächten verglichen, die wirtschaftlich unbedeutende Rolle der deutschen Kolonien. Grund dafür ist sicher auch die geringe Menge an Investitionen in die Kolonien von nur 2% der Gesamtinvestitionen in andere Länder. Das Sparen an Investitionen in die Industrialisierung und Produktionssteigerung sowie der mit 31386 Deutschen gering gehaltene Verwaltungsaufwand zeigt sogar ein gewisses Desinteresse an der wirtschaftlichen Nutzung der Kolonien. Andere Länder förderten ihre Kolonien, trieben Wirtschaft und Bildung voran. So kann man von einer sehr geringen bis fast keiner Bedeutung des deutschen Kolonialbesitzes sprechen.

zu 3.:
Der Altdeutsche Verband wollte dem Deutschen Reich eine "wie es seinem Rang als europäische Großmacht entspricht" Weltstellung von großer Bedeutung zuführen. Folgende Ziele haben sie sich dabei gesetzt:
1. Belebung des deutschen Nationalbewußtseins und Bekämpfung aller die nationale Entwicklung hemmenden Einflüsse. >> Heimatbewußtsein

 
 

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