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franzosisch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das genie einer nacht - die marseillaise


1. Paris
2. France

Das Genie einer Nacht In dem Buch von Stefan Zweig "Sternstunden der Menschheit", beschreibt er in verschiedenen Kapiteln unter anderem "Das Ende des Oströmischen Reiches mit der Eroberung von Byzanz", "Napoleons Niederlage bei Waterloo", Lenins Rückkehr nach Russland" "Die Entstehung der Marseillaise" und einige mehr. Ich werde jetzt näher auf das Kapitel "Das Genie einer Nacht" "Die Entstehung der Marseillaise" eingehen. Wir schreiben den 20. April 1792. Die französische Nationalversammlung schwankt zwischen der Entscheidung Krieg gegen die Koalition der Kaiser und Könige zu führen oder den Frieden zu wahren. Auch Ludwig der sechszehnte ist genauso unentschlossen wie die Parteien.

     Aber sie entschließen sich dann doch dem Kaiser von Österreich und dem König von Preußen den Krieg zu erklären. In Frankreich werden darauf die Truppen, die Freiwilligen aus und die Nationalgarde ausgerüstet um gegen den Feind am Ufer des Rheins zu Kämpfen. Am 25. April bringen Stafetten die Nachricht der erfolgten Kriegserklärung von Paris nach Straßburg. Nachdem die Nachricht bekannt gemacht wurde strömten die Leute aus allen Straßen und Gassen und sammelten sich zusammen mit der Kriegsbereiten Garnison auf dem Hauptplatz. Dort steht der Bürgermeister von Straßburg Friedrich Baron Dietrich mit der dreifarbigen Schärpe umgelegt und der Kokarde auf dem Hut, mit der er die Soldaten Grüßt.

     Er liest die Kriegserklärung auf Deutsch und Französisch vor. Am Ende der Rede stimmen die Regimentsmusiker das "Ça ira" an, das vorläufige Kriegslied der Revolution. Nach dem Ende der Versammlung gehen alle wieder, um die angefachte Begeisterung weiterzugeben. Es werden Ansprachen an öffentlichen Plätzen gehalten und Proklamationen verteilt. Viele beginnen mit Sprüchen wie "Aux armes, citoyens! L´étendard de la guerre est déployé! Le signal est donné!" und sie stehen in Zeitungen und auf Plakaten. Sie werden zu rhythmischen Rufen wie "Aux armes, citoyens! Qu´ils tremblent donc, les despotes couronnés" Marchons, enfants de la libertine!" und alle jubeln diesen Worten vor Begeisterung zu.

     Aber es sind auch Leute unter dem gejubel die Angst vor dem kommenden Krieg haben. Vor allem die Mütter deren Söhne in den Krieg ziehen. Der Bürgermeister verwandelt den Tag der Kriegerklärung in ein Fest. Am Abend versammelt er Offiziere, die Generalität und wichtige Amtspersonen in sein Haus auf der "Palce de Broglie". Man umarmt sich, trinkt und hält bei gutem Wein anregende Reden. Und wieder fallen die Worte der Proklamationen in jeder Rede.

     "Auf zu den Waffen, Bürger! Marschieren wir! Retten wir das Vaterland! Bald werden sie zittern, die gekrönten Despoten. Jetzt, da sich die Fahne des Sieges entrollt hat, ist der Tag gekommen, die Trikolore über die Welt zu tragen! Jeder muss jetzt sein bestes geben, für den König, für die Fahne, für die Freiheit!". Plötzlich wendet sich der Bürgermeister an einen Hauptmann der Musikkorps der sich unberechtigterweise selbst geadelt hatte und sich Rouget de Lisle nennt und fragt ihn ganz lässig, ob er nicht ein Kriegslied für die Rheinarmee die am darauffolgenden Morgen ausrücken sollte schreiben und komponieren könne. Obwohl Rouget ein unbedeutender und Bescheidener Mann war, sagte er, er wolle es versuchen. Spät nach Mitternacht, schon fast am Morgen des 26. Aprils, ist Rouget auf dem Weg in sein Zimmer.

     Er denkt über den Auftrag den er zugesagt hat nach. Er überlegt, wie man beginnen könne. Die Rufe und Zeilen auf den Proklamationen schwirren ihm chaotisch durch den Kopf. Dann schreibt er fast unbewusst die ersten zwei Zeilen auf. Allons, enfants de la patrie, Le jour de gloire est arrivé! Er ist erstaunt, der Anfang ist klasse. Er sucht ein passenden Rhythmus zu den ersten Zeilen und holt seine Geige.

     Und direkt beim ersten versuch passen die Takte perfekt zu den Zeilen. Er spürt dass eine sonderbare Kraft ihn ergriffen hat und er schreibt eifrig weiter. Alle Gefühle, die Worte die er auf der Straße und beim Bankett gehört hatte, der hass gegen die Tyrannen, die Angst um die Heimat, das Vertrauen in den Sieg und die Liebe zur Freiheit kamen zusammen. Er brauchte sich nichts auszudenken. Er musste nur die Sprüche in Reime bringen und sie dem Rhythmus anpassen. Nach der fünften Strophe ist das Lied perfekt.

     Die Sonne geht langsam auf und Rouget fällt vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf. Die Kraft die in ihm steckte verschwand auch so plötzlich wie sie gekommen war. Noch nie ist ein Lied so vollkommen in Wort und Musik in so kurzer Zeit entstanden. Rouget erwacht und wundert sich über die beschriebenen Blätter auf seinem Tisch. Wann hat er das geschrieben? Dann erinnert er sich, dass er dem Bürgermeister versprochen hatte ein Lied zu komponieren. Er bringt die Blätter zu einem Regimentskameraden er neben ihm wohnte und singt es ihm vor.

     Es gefällt ihm. Rouget macht sich sofort auf den weg zum Bürgermeister der seinen Morgenspaziergang im Garten macht. Er ist sehr überrascht dass Rouget so schnell ein Lied komponiert hat. Sie gehen gemeinsam in den Salon des Hauses um gemeinsam das Lied zu performen. Der Bürgermeister begleitet den singenden Rouget mit dem Klavier. Die Frau des Bürgermeisters hört den Gesang und betritt ebenfalls den Salon.

     Ihr gefällt das Lied ebenso. Deshalb verspricht sie Rouget sofort einige Kopien herstellen und als gelernte Musikerin auch eine Begleitung auszuarbeiten. Am Abend des 26. Aprils wird das Lied einer zufällig gewählten Gesellschaft vorgesungen. Es schien ihnen zu gefallen. Rouget lässt Abschriften erstellen und an alle Generäle der Rheinarmee schicken.

     Währenddessen hat der Bürgermeister den Befehl gegeben, dass das Straßburger Musikkorps das "Kriegslied für die Rheinarmee" einzustudieren hat. Vier Tage später wird es bei dem Abmarsch der Truppen auf dem großen Platz gespielt. Das Lied "Chant de guerre pour l' armée du Rhin" wie es jetzt heißt wird dem im Jahr zuvor zum Marshall von Frankreich ernannten General Luckner gewidmet. Das Lied ist allerdings nur ein Eintagserfolg. Doch man kann die eingeborene Kraft eines solchen Werkes nicht verbergen. Zwei Monate später am 22.

     Juni am anderen Ende von Frankreich in Marseille wo der Klub der Verfassungsfreunde ein Bankett für die fünfhundert abmarschierenden Freiwilligen gibt, schlägt ein Medizinstudent der Universität von Montpellier namens Mireur an sein Glas um die Aufmerksamkeit der anwesenden auf sich zu lenken.. Alle erwarten eine Rede, aber der junge Mann hebt die rechte Hand und stimmt ein Lied an; ein für die anderen völlig unbekanntes Lied. "Allons, enfants de le patrie". Jetzt ist es soweit. Der junge Medizinstudent fast mit dem Lied die Gefühle und Gedanken aller anwesenden in Worte und der unwiderstehliche Rhythmus reißt alle mit sich.

     Durch einen Neudruck verbreitet sich das Lied schnell. Am 2. Juli marschieren die fünfhundert Freiwilligen aus Marseille ab und das Lied wandert mit ihnen durch ganz Frankreich. Die Marseillaise, wie man das Lied jetzt nennt, ist das Lied des Volkes und der Armee geworden. Der erste republikanische Kriegminister Servan, erkennt die Kraft des Liedes und ordnet an Kopien an alle Kompanien zu verteilen. Es wird kein Fest beendet und keine Schlacht begonnen ohne dass die Marseillaise angestimmt wird.

     Und keiner kümmert sich geschweige denn kennt den kleinen unbedeutenden Hauptmann Rouget, der dieses Kraftvolle Lied komponiert hat. Der Schöpfer der Revolutionshymne ist gar kein Revolutionär. Und nachdem der König abgesetzt wurde, verweigert Rouget sich den Eid auf die Republik zu leisten und quittiert stattdessen seinen Dienst. Er muss miterleben, wie sein Freund der Bürgermeister, General Luckner, dem das Lied gewidmet war und alle Offiziere und Adeligen die am Abend des 26. Aprils die ersten Zuhörer des einzigartigen Liedes waren an die Guillotine geführt werden. Doch damit nicht genug.

     Rouget wird ein Prozess mit der Anschuldigung des Landesverrates gemacht und verhaftet. Erst der Sturz von Robespierre öffnet die Gefängnistüren und er ist vorerst wieder frei. Er schlägt sich weiter durch sein unbedeutendes leben. Seine Geschäfte verwickeln ihn in dunkle Affären und bringen ihn wegen seiner schulden in das Schuldgefängnis "Saint Pelargie". Unbeliebt an allen stellen und von der Polizei gesucht, flüchtet er in die Provinz wo er in Vergessenheit gerät. Sein unsterbliches Werk allerdings lebt weiter.

     Bis Napoleon es aus alle Programmen streichen lässt und die Bourbonen es endgültig verbieten. Doch nach der Julirevolution 1830 verleiht der Bürgerkönig Louis Philippe ihm ein kleines Pensiönchen. Es kommt ihm wie ein Traum vor, dass man sich noch überhaupt an ihn erinnert. Als Rouget 1836 in Choisy-le-Roi stirbt nennt und kennt ihn keiner mehr. Im ersten Weltkrieg, als die Marseillaise schon längst Nationalhymne geworden war, wird angeordnet, dass der Leichnam des kleinen Hauptmanns Rouget im Invalidendom bestattet werden soll. Und so ruht der höchst unberühmte Schöpfer eines unsterblichen Liedes in der Ruhmeskrypta seines Vaterlandes.

     Die Geschichte wird in dem Buch historisch richtig erzählt aber trotzdem fragt man sich an einigen stellen was der Autor da meint. Da das Buch Anfang der 60-iger (Juli 1964/Frankfurt am Main) veröffentlicht wurde.

 
 

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