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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

"werther" - wirkung 1973


1. Drama
2. Liebe



"Die Sache mit Edgar poppt" stellt J. Kummer im Mai 1973 fest und verweist damit auf den Erfolg des Theaterstückes in Ost - und West - Berlin. Zu diesem Zeitpunkt wurde der "Renner" allein in West-Berlin zeitgleich in drei Theatern aufgeführt.

5.1 Reaktionen in der DDR
In der DDR wird der eigentlich gar nicht systemkonforme, jeanstragende Edgar auf 14 Bühnen dargestellt und das jugendliche Publikum "klatscht auf offener Bühne Beifall" . "Edgar ist zum Idol der DDR-Jugend geworden" Sie können Edgars Bestrebungen und Gefühle nachvollziehen, ihre Identifikationsbereitschaft mit Plenzdorfs Hauptfigur ist sehr groß, trotz der Erzählperspektive (vgl. Abschnitt 4.1.2).
In einer Umfrage des "FDJ - Forums" antworteten 77 Prozent der Theaterbesucher mit "ja" auf die Frage: "Würden Sie mit Edgar befreundet sein wollen?"
Aufgrund des Erfolges in Ost und West ist die Reaktion der DDR Kulturpolitik gezwungen, sich mit dem Stück auseinanderzusetzten, da ein autoritäres Verbot unmöglich geworden ist.
Für eine ablehnende Interpretation ist die Auffassung von F. - K. Kaul herausragend, der Edgar als "verhaltensgestörten Jugendlichen" charakterisiert und feststellt: "Aber Dank der energischen Maßnahmen unseres Staates sind sie alles andere als repräsentativ für unsere Jugend".
In einem späteren Brief an die Redaktion der DDR - Literaturzeitschrift "Sinn und Form" thematisiert derselbe kritisch die Sprache von Edgar als "Fäkalien - Vokabular".
Plenzdorf selbst versucht die Kluft zwischen begeisterter Zustimmung und schroffer Ablehnung zu mildern, indem er darauf hinweist, daß "Die neuen Leiden" nicht als Anti - DDR - Stück zu interpretieren seien.
Gemäßigte Stellungnahmen beziehen sich vermehrt auf das unglückliche Scheitern der Hauptperson, welche auf dem Anpassungsweg in die Gesellschaft einem "tragischen Unfall" zum Opfer fällt.
Der immense Erfolg ist jedoch hauptsächlich auf die spezifischen politisch - geschichtlichen Bedingungen der damaligen Zeit zurückzuführen. In ihr gelingt es Plenzdorf, das auszudrücken, was Jugendliche und auch Erwachsene empfinden, denken oder sich wünschen.
In zeitgenössischen Stellungnahmen heißt dieses beispielsweise, daß Plenzdorfs Werk "authentisch die Gedanken, die Gefühle der DDR - Arbeiterjugend" formuliert. Auch in der Laudatio bei der Verleihung des Heinrich-Mann-Preises im Jahre 1973 wird das Werk als "ein Gleichnis jugendlichen Denkens und Empfindens in unserer Zeit und in unserem Land" bezeichnet.
Die Vielschichtigkeit wird von der DDR - Bevölkerung nur ungenügend wahrgenommen. Bei dem Massenerfolg in der DDR wird das Werk weitgehend simplifiziert und man konzentriert sich vornehmlich auf den Hauptcharakter Edgar. Dies führt zum einem zu begeisterten Lesern, die sich mit der Titelfigur identifizieren können, aber auf der anderen Seite auch zu Kritikern wie Peter Ulbrecht, der dem Autor ein "subjektives Verhältnis zu seinem Held" vorwirft oder Rainer Kerndl, der meint die "qantitative Übergewichtigkeit der Zentralfigur führt zur qualitativen Begrenztheit des realistischen Wirklichkeitsgehaltes" .
Mit einer ähnlichen Meinung äußerte sich auch F.-K. Kaul, der in Plenzdorfs Werk ein "sozial-politisches Gegengewicht" vermißt und dadurch eine "Verfälschung" der Realität diagnostiziert .

5.2 Reaktionen in der BRD
Ganz anders erfolgt die Aufnahme in der Bundesrepublik, in der das kritische Element gegenüber dem DDR - System betont wird. Edgar wird als rebellischer Jugendlicher gesehen, der innerhalb der sozialistischen Gesellschaft keine ausreichende Entfaltungsmöglichkeit besitzt.
M. Reich - Ranicki, der sich differenziert mit dem Stück auseinandersetzt, kritisiert im Hinblick auf Goethe und Salinger das "Epigonale" und meint: "Plenzdorfs Rückgriff auf den "Werher" erweise sich als

amüsanter Trick, als frappierter Gag".
Das Publikum verkennt jedoch größtenteils die konkrete Intention des Romans, da es in der Bundesrepublick in einer politischen und kulturellen Umgebung aufgeführt wird, für die es nicht verfaßt worden ist. Man spricht dem Werk jegliche Intention oder Qualität ab. Bezeichnungen des Stückes als "grenzenlose Banalität" oder als das Werk ohne "Kunst - Gehalt" , wie hier von Joachim Kaiser, sind keine Seltenheit.
Der Spiegel charakterisiert Edgar als "sozialistischen Neuerer auf romantischen Ego-Trip" . Er verkörpere das "Lustprinzip" und das "neue Selbstbewußtsein der DDR Jugend" .
Während in der DDR breite Schichten der Bevölkerung Personen oder Situationen in dem Roman wiedererkennen konnten, dient er in der BRD fast ausschließlich als "Spielvorwand und Spaßanlaß" .
Ursachen, die das Werk auch im Westen erfolgreich machten sind "die Schnauze" Edgars und "das Herz" .
Zusammenfassend stellt F. Luft das kurzfristige Interesse an dem Werk mit der Aussage fest:"Patient auf dem Transport verstorben".
Im Vergleich zu der Popularität des Werkes in der Zeit nach der Veröffentlichung, kann man sagen, daß das Interesse des Publikums heutzutage stark zurückgegangen ist. An Schulen gehört es heutzutage nicht zwangsläufig in den Lehrplan, unter jungen Menschen ist es wenig bekannt.

 
 



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