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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Vergleichende gedichtsinterpretation


1. Drama
2. Liebe



Die "V. Römische Elegie" ist eins von insgesamt 24 Elegien, welche von Goethe, nach seinem Italienaufenthalt (1786-1788) verfaßt und später in Weimar niedergeschrieben worden. Alle Gedichte, dieses sehr umfassenden Werkes stehen thematisch im Zusammenhang und bilden einen klar gegliederten Folgeablauf der Geschehnisse bzw. Handlungen Goethes in Italien. In den einzelnen Werken wird deutlich, daß "Die Römischen Elegien" nicht unter Einwirkung der Klassik, wie es Goethe in der ersten Zeile der V. Elegie vermuten läßt ("[...] auf klassischem Boden [...]"), entstanden sind. Sie entstanden vielmehr in der nachitalienischen Zeit, in der Goethe durch neue historische Ereignisse (vor allem derjenigen der Französischen Revolution) und durch persönliche Erlebnisse mit Christiane Vulpius beeinflußt wurde. Besonderen Einfluß nahmen die persönlichen Erlebnisse auf den Inhalt der Elegien, in welchen überwiegend die Erotik im Mittelpunkt steht. Deutlich wird dies auch, wenn man sich den ursprünglichen Titel der Sammelhandschrift der "Römischen Elegien" anschaut - "Erotica Romana". Inhaltlich schildert Goethe in seiner "Fünften Elegie" einerseits die Begeisterung des lyrischen Ich, sich auf "klassischem Boden" zu befinden, um genußvoll die "Werke der Alten" (Vers 3) durchzublättern, aber andererseits auch die Vorteile des praktischen Studiums am weiblichen Körper, welches ihm durch Amor ermöglicht wird. Den Zweck des praktischen Studiums sieht das lyrische Ich dabei ebenso im Vergnügen, wie auch im besseren Verstehen und Vergleichen mit den "Werken der Alten" (Vers 9). Schon in dem ersten Vers der "Fünften Elegie" schildert Goethe die nachdrücklichen Empfindungen, welche ihn und alle anderen Rom Besucher auf "klassischem Boden" bewegt. Zu dem "Froh" (Vers 1), was er zum Zeitpunkt seines Rombesuches ist, kommt ein "begeistert" (Vers1) hinzu, das seine Fröhlichkeit noch verstärkt. Ebenfalls mit dem ersten Vers scheint ein neues und verändertes Lebensgefühle des Dichters einzutreten. So äußert sich dies auch in dem zweiten Vers. Seine Sinne scheinen offener für Eindrücke aus der Außenwelt, welche ihm zudem "lauter" und "reizender" erscheinen als vorher ("[...]spricht lauter und reizender mir", Vers 2).
Die zweite Strophe trägt neben der Veräußerung seiner zunehmenden Sensibilität eine weitere Funktion. In ihr legt Goethe die Zeit fest, von der er die Eindrücke für seine Veränderung erhält. Für ihn sind auf "klassischem Boden" die Vergangenheit ("Vorwelt") und die Gegenwart ("Mitwelt") gleichsam präsent und wirksam. Goethe verfolgte mit seiner Italienreise also verschiedene Absichten. Auf der einen Seite will er aus der Verengung seines Lebens, bedingt durch die ihm auferlegten Pflichten, entfliehen, um andererseits seine Naturstudien hier in Italien fortzusetzen und zu vertiefen. Letztere Absicht wird deutlich in Vers 3 bemerkbar, in der er auf Rat einer außenstehenden, nicht näher bestimmten Person die "Werke der Alten" mit täglichem Genuß durchblättert ("Hier befolg ich den Rat, durchblättre die Werke der Alten [...]", Vers 3). Auffällig ist der im Gesamtwerk viermalige Gebrauch des Begriffes "Hand". Die "Hand", welche in Vers 4, 8, 10 und 16 auftritt, scheint dabei offenbar als Symbol des weltlichen Seins zu fungieren bzw. Goethes Handlungen zu beschreiben. So ist es die Hand, welche in Vers 3 die "Werke der Alten" durchblättert. Die gleiche Hand ist es, die über die Hüfte der Geliebten gleitet oder gar leise des Hexameters Maß auf ihren Rücken zählt ("[...]die Hand leite die Hüften hinab?", Vers 8; "Und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand [...]", Vers 16). Eine besondere Aussage über die Hand trifft Goethe in Vers 10 ("Sehe mit fühlendem Aug', fühle mit sehender Hand"). Goethe vertauscht somit die Rollen von Hand und Auge. Die Hand, welche eigentlich fühlt, ist bei ihm "sehend". Das Auge, welches normalerweise sieht, wird in Goethes Werk "fühlend". In seinem Werk sieht Goethe letztendlich die Hand als das Organ des Verstehens, des Fühlens und seiner dichterischen Produktivität. Was der ursprüngliche Titel "Erotica Romana" über den Inhalt der "Römischen Elegien" aussagt, spiegelt sich ebenfalls in Goethes "Fünfter Elegie" wieder. Dieser unterteilt seine Studien in einen "theoretischen" und einen "praktischen" Teil. In dem theoretischen Teil, welchen er tagsüber nachgeht, bezieht sich Goethe auf das Studium in den "Werken der Alten". Nachts aber wendet er sich von diesen ab und widmet sich, mit Amors Hilfe, ganz dem praktischen Teil - der Liebe zu. Im umfassenden Sinn ist Amor so in der "Fünften Elegie" doppelt tätig. Tagsüber wird er von Goethe in den "Werken der Alten"
vorgefunden, aber nachts ist er gegenwärtig im Dienst der Liebe und der Philosophie (Vers 5).
Goethe selbst sieht das praktische Studium zwar für nur halb so lehrsam, nimmt dies aber unter Anbetracht des doppelten Glücks infolge der Liebe gern in Kauf ("Wird ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglückt [...]", Vers 6). Gut wird an dieser Stelle des Werkes Goethes innerliche Beunruhigung, infolge der Vernachlässigung des Lernens, deutlich. Um sein Handeln nun weiterhin zu rechtfertigen, schließt sich in Vers 7 bis 8 eine rhetorische Frage an. In ihr versucht Goethe, die Liebe und das damit verbundene Glück zu formalisieren und ihr eine Form der Lehrsamkeit zuzuordnen ("Und belehr ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens / Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab?"). Mit diesem Versuch will es ihm offenbar gelingen, die Liebe und die Lehre zu verbinden, so daß sie sich nicht gegenseitig ausschließen bzw. weitere Rechtfertigungen nicht mehr nötig sind. In dem folgenden neunten Vers bringt Goethe schließlich auch die Vorteile für die Liebe als Studium an ("Dann versteh ich den Marmor erst recht [...]"). Denn erst durch diese Empfindung wird es Goethe möglich, den "Marmor", welcher hier als Symbol für die Stadt Rom und ihre Werke steht, zu verstehen. Weiterhin kann er über die errungenen Empfindungen reflektieren und sie mit dem niedergeschriebenen, wie zum Beispiel den "Werken der Alten", vergleichen ("[...] erst recht: ich denk und vergleiche.", Vers 9). Besonders gut kann man an diesem Satz die Bedeutung des Wortes Liebes, wie sie Goethe erlebte, nachvollziehen. Die Liebe ist für ihn die fehlende Ergänzung in Bezug auf die theoretischen Werke, wobei sie auf Grund des körperlichen und geistigen Glücks keine Abneigung findet. Selbst wenn die Geliebte ihm einige Stunden des Tages "raubt", ist die Erwartung der Nacht und ihre Hingabe für Goethe ausgleichend genug
("Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages, / Gibt sie die Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin.", Vers 11). Dabei beschränkt er die Beziehung zu seiner Geliebten jedoch nicht nur auf das Küssen oder den körperlichen Kontakt, sondern räumt seiner Beziehung ebenso Platz für Gespräche ein, welche so schon oft zur Anregung und Inspiration für seine Werke wurden ("Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen [...]", Vers 13). Sollte sie dann darausfolgend dem Schlaf ermatten, so tut er ihr es nicht gleich, sondern legt sich nur hin und überdenkt so manch Gesagtes und Erlebtes ("Überfällt sie der Schlaf, lieg ich und denke mir viel.", Vers 14). An diesem Punkt, der "Fünften Elegie", läßt sich eine Parallele zu Vers 9 feststellen, wobei lediglich das Motiv wechselt. In Vers neun ist die Liebe, in engen Bezug auf den körperlichen Kontakt, Anlaß zum nachdenken. Im Vers 14 dagegen ist das Gespräch der Auslöser des Denkens. Durchaus läßt sich bei genaueren hinsehen, in der sich äußernden Liebe, eine Abfolge erkennen, die Goethe durch gezieltes Einsetzen von bestimmten Verben hervorhebt. Für ihn entwickelt sich die Wirkung der Liebe in folgenden Schritten: Der Liebende belehrt sich (Vers 7), er versteht, denkt und vergleicht (Vers 9), er sieht und fühlt (Vers 10), "es wird vernünftig gesprochen" (Vers 13), der Liebhaber denkt sich viel (Vers 14) und hat schließlich, wie er selbst erwähnt, schon oft in den Armen der Geliebten gedichtet (Vers 15). Durch diese Wahl der Wörter und vor allem dem damit verbundenen Inhalt offenbart Goethe, daß das Empfinden, das Denken und das Dichten in dieser Liebesdichtung aufs engste zusammengehören. Bestätigt wird die Tatsache, daß sich hierbei um eine Liebesdichtung handelt , durch das mehrfache Auftreten von Amor, dem Gott der Liebe. In der Klassik selbst war Amor der Inbegriff der Stetigkeit zwischen dem Alten und dem Neuen. Seine Macht, ist die Macht der Sinnlichkeit. Besonders zum Ausdruck kommt diese Definition in den Schlußzeilen der "Fünften Elegie" ("Amor schüret die Lamp' indes und denket der Zeiten, / Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvirn getan.", Vers 19 bis 20). Zu den Merkmalen dieses Amors gehören sowohl die Betätigung als Gott der Liebe als auch die Nachdenklichkeit ("[...] denket der Zeiten [...]"). Den sich Liebenden stellt er das Licht der Lampe zur Verfügung. Genau so, wie er es ist, der das Feuer ihrer Liebe schürt bzw. es immer wieder entflammt. Wie zu Zeiten der altrömischen Liebesdichter. Goethes Stärke seiner Gefühle werden vor allem in den Versen 17-18 deutlich. In diesen verwendet er Wörter, wie "durchglühet" und "lieblich" , welche von sehr starken Liebesgefühlen zeugen. Neben der inhaltlichen Anlehnung an die spätrömischen Liebeselegien kommt es in Goethes "Fünften Elegie" ebenfalls zu einer formellen Anlehnung. Mit diesem Werk bedient er sich zum ersten Mal der elegischen Versart. Diese benutzt Goethe, indem er Hexameter und Pentameter verbindet, so daß die 20zeilige Elegie aus einer Reihe von Distichen besteht. Er selbst beschreibt diese Aneignung der römischen Formentradition in der "Fünften Elegie" so: "[...] des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand [...]", Vers 16.
Im Gegensatz zum formalen Aufbau Goethes "Fünfter Elegie", welche beim ersten überfliegen mehr oder weniger einer Erzählung anstatt einem Gedicht ähnelt, macht Schillers "Die Worte des Wahns" einen klar gegliederten Eindruck. Optisch auffällig ist vor allem die Einrückung des zweiten und vierten Verses, welche sich bei jeder Strophe wiederholt und somit völlig im Kontrast zu Goethes kontinuierlichen Linkszentrierung steht. Ein weiterer Unterschied liegt im Versbau bzw. Metrum. Während Goethe mit dem Distichon arbeitet, verwendet Schiller in seinem Gedicht einen standbildhaften Versbau. So wirken bei Schiller die Verse jederzeit bestimmt und sicher der Aussage, wodurch man dem Gedicht mühelos die Eigenschaften einer Spruchdichtung zuordnen kann. Zu weiteren Eigenschaften der Spruchdichtung, welche ebenfalls auf "Die Worte des Wahns" zutreffen, gehört die zunehmende Charakterannahme der Aussage in bezug auf das Unumstößliche und Allgemeingültige. Weiterhin besitzt Schillers "Die Worte des Wahn" im Gegensatz zu Goethes Gedicht eine Reimform, welche sich aus Kreuz- und Paarreim zusammensetzt. Neben dem formalen Aufbau findet sich ein weiterer Unterschied im Inhalt der beiden Gedichte. Währenddessen Goethe in seiner "Fünften Elegie" hauptsächlich die liebe auf "klassischem Boden" thematisiert, beschäftigt sich Schiller viel mehr mit historischen Ereignissen, wie der Französischen Revolution und Reformen im Staat. Eine Besonderheit stellt deshalb Schillers Forderung an alle Philosophen, sich aus der Geschichte zurückzuziehen, dar. "Die Worte des Wahns" setzen sich aus fünf Strophen mit je sechs Versen zusammen, wobei die erste und fünfte Strophe eine Art Rahmenfunktion einnehmen. Die drei mittleren Strophen, welche von der ersten und fünften Strophe eingeschlossen werden, besitzen den gleichen Aufbau, als auch den gleichen Anfang. Sie alle beginnen mit dem Vers: "Solang er glaubt [...]" und enden mit den Wort bzw. Worten, von denen Schiller in der oben vorangegangenen Rahmenstrophe spricht: "Drei Worte hört man, bedeutungsschwer [...]. Bei diesen Worten handelt es sich in der zweiten Strophe um die "Goldene Zeit", in der dritten Strophe um das "buhlende Glück" und in der vierten um den "irdischen Verstand". Außer der inhaltlichen Vorbereitung auf die Wörter des Wahns, trägt die erste Strophe noch zwei weitere Funktionen. Einerseits soll sie offenbaren, von wem und vor allem welche Bedeutung Schiller den Worten zumißt. Andererseits ist sie die Überleitung von der ersten zur zweiten Strophe, welche Schiller durch den gleichen Anfang der Verse 6 und 7 erreicht ("Solang er die Schatten zu haschen sucht. / Solang er glaubt an die Goldene Zeit [...]"). Gleich zu Beginn der ersten Strophe legt Schiller durch die Zeile 2 ("Im Munde der Guten und Besten") den Ursprung der Wörter des Wahns fest, welchen er offenbar ironisch eindeutig auf den Mund der Guten und Besten beschränkt. Nicht weniger spottend ist die Bedeutung, die er den Wörtern zumißt. Für ihn sind diese Worte nutzlos, ja geradezu vergleichbar mit dem Schatten der Wahrheit. In den darauffolgenden Zeilen 4 bis5 zeigt Schiller, mit Hilfe einer Metapher, das Ergebnis, welches die Menschen ereilt, falls sie nach diesen "Schatten" greifen ("Verscherzt ist dem Menschen des Lebens Frucht, / Solang er die Schatten zu haschen sucht.", Vers 5 bis 6). Somit sind diese beiden letzen Verse als eine Art inhaltliche Zusammenfassung und sprachlichen Abschluß der gesamten Strophe anzusehen. Eine weitere Besonderheit der letzten beiden Verse jeder Strophe, ist die Verbindung durch einen Paarreim, anstatt des sonst verwendeten Kreuzreims. Nach der Aufzählung des ersten Wortes des Wahns zu Beginn der zweiten Strophe ergänzt das Schiller die Aussage der Zeile 7 bzw. stellt diese näher dar ("[...] an die goldene Zeit, / Wo das Rechte, das Gute wird siegen.", Vers 8). In den Zeilen 9 bis 11 enthüllt er schließlich die Worte des Wahns und betont , daß das "Böse" im Streit gegen das Gute stets siegen wird. Die Verse 11 bis 12, der Funktion ähnlich, wie die beiden letzten Verse der ersten Strophe, fassen die gesamte Strophe inhaltlich zusammen und belehren den Menschen, was er zu tun hat, um den Schein - Wahrheiten nicht zu unterliegen ("Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei, / Stets wächst ihm die Kraft auf Erden neu."). Aus diesem Grund soll der Mensch das "Böse" schon in der Luft ersticken, da ihm, sobald es die Erde berührt, neue Kräfte wachsen. In Schillers dritter Strophe beschäftigt er sich mit dem Wahn des Glücks. Schnell wird ihm klar, daß das "buhlende Glück", ähnlich dem ständigen Sieg des Bösen über das Gute, sich nie mit dem Edlen vereinigen, sondern stets dem Bösen mit "Liebesblick" folgt ("Solang er glaubt, daß das buhlende Glück / Sich dem Edeln vereinigen werde Dem Schlechten folgt es mit Liebesblick [...]", Vers 14-16). Durch diese Erkenntnis geläutert, wird Schiller deutlich, daß die Erde dem "Bösen" und nicht dem "Guten" gehört ("Nicht dem Guten gehöret die Erde.", Vers 16). Die Zeilen 17 bis 18 stellen Schillers Sicht auf das Leben der Menschen dar, denn nur dem Mensch, der als Fremdling seiner eigenen Welt auswandert, wird es möglich sein, ein "unvergänglich Haus" zu finden ("Er ist ein Fremdling, er wandert aus / Und suchet ein unvergänglich Haus"). Dieses "unvergänglich Haus" benutzt Schiller offenbar als Gegenstück zum Leben auf der Erde. Nur hier ist für ihn das Glück dem "Edlen" hold. Um den "irdischen Verstand" geht es in Schillers vierten Strophe. In diesem Moment, mit der Aussprache des 3 Wortes des Wahns, steht für Schiller eindeutig fest, daß die Wahrheit nie durch den irdischen Verstand erscheinen wird ("[...] dem irdischen Verstand / Die Wahrheit je wird erscheinen [...], Vers 19-20). Er steigert seine Aussage in den Versen 21 und 22 sogar noch und sagt, daß keine "sterbliche Hand" je den Schleier der Wahrheit heben kann ("Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand [...]"). Aufgrund dieser Tatsache können wir, wobei er sich
als Dichter mit einschließt, stets die Wahrheit nur raten und meinen. Durch die Wortwendung "tönend Wort" konkretisiert Schiller die in Vers 19 erwähnte "sterbliche Hand". Gemeint ist damit speziell die Hand des Dichters, der nur dann den rettenden Hinweis erhält, wenn er den "Geist" nicht in ein tönendes Wort einsperrt.
Was Schiller mit den je zwei letzten Versen einer jeden Strophe bildhaft ausdrückt, bringt er in seiner letzten Strophe mit gezielter Wort- und Satzwahl auf den Punkt. So unterstreicht er gezielt durch Ausrufesätze, wie in Vers 26 und 28, den Inhalt seiner Aussagen, die dem Mensch in einer Art Aufforderung entgegensteht. Schiller fordert den Mensch mit "edler Seele" auf, sich dem Wahn zu entreißen und gleichzeitig bzw. gerade dafür den himmlischen Glauben zu bewahren. Selbstverständlich ist für ihn, daß das Schöne und Wahre, welches man das ganze Gedicht über vergeblich sucht, dennoch existiert. Er versteht das Wahre und Schöne als Produkt der Seele und somit nie durch Auge oder Ohr vernehmbar ("Was kein Ohr vernahm, was die Augen nicht sahen, Es ist dennoch das Schöne, das Wahre!", Vers 27-28). Mit seinem letzten Satz "Es ist nicht draußen, da sucht es der Tor, / Es ist in dir, du bringst es ewig hervor." spricht Schiller die Leser direkt an und bestätigt seine vorangegangenen Aussagen.
Trotz der thematischen und formalen Unterschiede zwischen Goethes "Römischen Elegien V" und Schillers "Die Worte des Wahns", spiegeln sich die allgemeinen Merkmale und Tendenzen der Weimarer Klassik wieder. Die Idealvorstellung der Weimarer Klassik bezieht sich auf die Natur und Welt, welche zusammen einen gemeinsamen Organismus bilden und jeweils frei von Willkür und Gewalt sind. Die höchste Bestimmung des Menschen ist die harmonische Entfaltung aller seiner Kräfte. Aus Läuterung, wie in Schillers "Die Worte des Wahns" und der Reifung, anzutreffen in Goethes "Römischen Elegien", entsteht eine Vereinigung mit dem Weltkosmos und Weltseele. Das Geistige ("Und den himmlische Glaube bewahre", Vers 26 aus "Die Worte des Wahns") ist Ursprung, Gegenwart und letzter Sinn alles Seienden. Ihm gegenüber steht das Kunstwerk, das in sich das Maß und die Vollendung vereint. Das griechisch - klassische Schönheitsideal wird durch Iphigenie verkörpert. Sie vereint in sich das Reine, Schöne, Wahre und Gute. Aus der Epoche der Aufklärung werden die Humanitätsidee und der Toleranzgedanke übernommen und in bezug auf den vollendeten Mensch noch weiter vertieft. Das seit dem Sturm und Drang bestimmende tiefe Empfinden wird in der Klassik verfeinert. Die Formlosigkeit der Empfindung, wie sie früher bestand, gibt es nun nicht mehr. Der tragische "Wertekonflikt" wird durch Sittlichkeit überwunden bzw. ermöglicht eine Aussöhnung mit der Gesellschaft (Schillers Briefe zur Ästhetischen Erziehung).

 
 



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