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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Politik der gefühle - ein essay über Österreich


1. Drama
2. Liebe



Als Kurt Waldheim für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidierte, wurde bekannt, daß er ehemals Mitglied des SA - Reitersturms gewesen war. Keineswegs sanken daraufhin seine Chancen für die Wahl. Im Gegenteil: Unter den Wählern stieg die Zustimmung für seine Person rapide an.

Dem folgte ein Wahlkampf, inszeniert von einer führenden amerikanischen Werbeagentur, wie es noch nie zuvor einen gegeben hatte. Der Politiker Kurt Waldheim wurde als armes Opfer von Diffamierungskampagnen dargestellt. Er sollte nicht als Verbrecher angesehen werden, sondern er sollte Synonym sein für alle Soldaten die im zweiten Weltkrieg, mehr oder weniger freiwillig in der deutschen Wehrmacht ihren Dienst getan hatten. Waldheim war der Mann, der normale Soldat der nur seine Pflicht gegenüber seinem Staat erfüllt hatte, genau wie Tausende andere auch. Er habe halt nur seine Pflicht erfüllt, hieß es damals tagtäglich von allen Seiten.

Was sollten aber jene österreichischen Soldaten denken, die unter Kurt Waldheim als Oberbefehlshaber des österreichischen Bundesheeres zu dienen hatten, in einem Heer das ursprünglich als antifaschistisches österreichisches Bundesheer gegründet wurde? Schon im Staatsvertrag von 1955 steht, daß es auf keinen fall erlaubt ist, daß Personen im österreichischen Bundesheer ihren Dienst versehen, die zu irgendeiner Zeit der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), den SS-, SA-, oder SD-Organisationen, der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) oder dem nazionalsozialistischen Soldatenring oder der nazionalsozialsitischen Offiziersvereinigung angehört haben. Aber Kurt Waldheim diente gar nicht in den österreichischen Streitkräften, er war deren Oberbefehlshaber.
Der "kleine Soldat" wird sich also fragen was das soll, wem soll er nun gehorchen, dem ehemaligen Mitglied des SA - Reitersturms oder sonst jemandem?

Waldheim wurde jedoch nicht nur als der "große Pflichterfüller" dargestellt, sondern auch als das Opfer, das Opfer einer Menschenjagd. Von Juden wurde er als Antisemit proklamiert, er leugnete jedoch immer ein Antisemit zu sein und spielte das Problem des damals noch sehr aktuellen Antisemitismus immer wider herunter. Eigentlich sollte man erwarten solche Anschuldigungen sollten davon abbringen Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten zu wählen, doch Wählerstromanalysen ergaben, daß seine Popularität immer noch zu steigen schien.

Politik der Gefühle, Emotionen und Affekte stehen nicht mehr zur Debatte, es gilt nur noch den Mechanismus für politische Aussagen für die vorhandenen Gefühlsebenen zu finden.

Statt Information bringt die heutige Politik fast nur noch Unterhaltung. Es geht nur noch darum was sich besser verkaufen läßt, darum ein neues öffentliches Ausdrucksfeld zu schaffen, das der gegebenen Gefühlslage am nahtlosesten angepaßt ist.

Das Buch ist aber auch eine Abrechnung nicht nur mit der ÖVP, sondern auch mit der SPÖ, nämlich der Sozialdemokratie, der der Autor vorwirft, im Hinblick auf die Vergangenheitsbewältigung aus wahltaktischen Gründen "Schluß zu machen". Haslinger untersucht aber auch das Mitläufertum der NS-Zeit, Entnazifizierung, wie sie durchgeführt und auch ad absurdum geführt worden sind, und schaut hinter Strukturen und fragt nach unterirdischem "braunen Fluß" , läßt eine Jüdin , die aus dem Exil zurückgekehrt ist ihre Erfahrungen und Erlebnisse und Erfahrungen berichten und befaßt sich mit dem höchst ungleichen Sozialsystem und rechnet mit der Politik vom Grundsätzlichen her ab.

3.1. Politik der Gefühle - Nachbearbeitung

Kurt Waldheim, österreichischer Politiker, 4.Generalsekretär der Vereinten Nationen (1972-1981) und Bundespräsident Österreichs (1986-1992). Waldheim wurde 1918 in Wien geboren, absolvierte die österreichische Konsularakadmie, war im 2.Weltkrieg Offizier der deutschen Wehrmacht und trat 1945 in den österreichischen diplomatischen Dienst ein. In den Folgen nahm er an den Verhandlungen über den österreichischen Staatsvertrag teil, war später Gesandter bzw. Botschafter in Ottawa und leitete auch die politische Abteilung des österreichischen Außenministeriums und war danach vier Jahre lang Österreichs ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen. Von 1968-1970 war Waldheim Außenminister und 1971 ging er zum ersten Mal in den Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten, die er jedoch gegen den damaligen Amtsinhaber verlor. 1986 war es dann aber soweit, Waldheim wurde als ÖVP Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gewählt.

Ein tadelloser Lebenslauf denkt man sich. Doch bei näherem Hinsehen würde man bemerken, daß doch nicht alles so schön zu sein scheint, wie man es aufgrund dieses kurzen Lebenslaufes meinen könnte. Gemeint ist damit, der Umstand, daß Kurt Waldheim im zweiten Weltkrieg als Offizier in der deutschen Wehrmacht gedient hatte und zum Teil, jedenfalls wurde ihm das vorgeworfen, auch an Kriegsverbrechen auf dem Balkan beteiligt gewesen zu sein. Waldheim aber stritt jede Schuld ab, und wurde daher wegen seiner ungeklärten Vergangenheit international gemieden. Er wurde daher für Österreich zur Belastung. Im Juni 1991 gab Waldheim bekannt, daß er für eine weitere Amtszeit als Präsident nicht mehr zur Verfügung stehen werde.

Damals fragten sich die Leute, wie so etwas überhaupt hat passieren können, ein Bundespräsident der in seiner Vergangenheit in der deutschen Wehrmacht diente. Einerseits unmöglich, doch alle wurden eines besseren belehrt. Von Kurt Waldheim. Er wurde Bundespräsident und das obwohl sogar im Österreichischen Staatsvertrag dies als unmöglich eingestuft wird. Im Staatsvertrag steht, daß es Personen die zu irgendeiner Zeit Mitglied in der NSDAP, der SS, der SA oder SD oder auch in der Gestapo waren, nicht erlaubt ist dem österreichischen Bundesheer beizutreten. Eigentlich hat Kurt Waldheim das gar nie gemacht, war er doch der Oberbefehlshaber des österreichischen Bundesheeres. Ein Widerspruch in sich selbst also, daß Kurt Waldheim zum Bundeskanzler gewählt wurde. Der Wahlkampf wurde inszeniert von einer sehr renommierten amerikanischen Agentur übernommen und zu ein Medienspektakel wie es Österreich noch nie gesehen hatte gemacht. Waldheim war nicht mehr der Täter der in der deutschen Wehrmacht gedient hatte, sondern er war jetzt das Opfer. Wie Tausende andere hatte er nur gezwungenermaßen im zweiten Weltkrieg auf Seiten der deutschen Wehrmacht gekämpft. Er war einer von vielen die nur ihre Pflicht gegenüber ihrem Vaterland erfüllt hatte. Aber welches Vaterland? Hitlers Reich, Deutschland oder doch Österreich?

Für Waldheim lief alles unter dem Motto "Was einst Normalität war, kann heute kein Verbrechen sein!". Jeder ehemalige Soldat sollte denken, wenn der ein Kriegsverbrecher ist, dann bin ich ja auch ein Kriegsverbrecher. Eigentlich müßten ja nur diejenigen Angst haben, die zuviel des Guten taten: wenn sie dann aber das Pech hatten, daß ihr früheres Verhalten von den Alliierten doch als schlecht eingestuft wurde. Soldaten würden sich denken, daß sie heute noch in schlechtes Licht kommen nur weil sie damals den Kopf hingehalten haben.

Der ganze Wahlkampf schien ein abgekartertes Spiel zu sein. Auf der einen Seite versuchte man die antisemitischen Gefühle bei jeder Gelegenheit anzusprechen, auf der anderen Seite versuchte man sie zu leugnen. Die Folgen waren jedoch nicht mehr zu leugnen. Wie groß war damals der Antisemitismus in Österreich fragt man sich angesichts solcher Tatsachen und Aussagen! Der Antisemitismus in Österreich hat zwei Wurzeln: zum einen kommt er von der streng religiösen Erziehung in der katholischen Welt. Den Kindern sagte man, daß Jesus von Juden getötet wurde. Der Jude wurde jedenfalls immer als der Judas hingestellt, als der Verräter schlechthin. Daß Jesus selbst Jude war darauf schienen alle vergessen zu haben. Die zweite Wurzel scheint eher politischer Natur, der moderne österreichische Industrialismus war zu einem großen Teil von Juden geschaffen worden. Die Industrie hat das Kleinbürgertum unterdrückt. So sind die antisemitischen Gefühle aus sozialen Gründen entstanden. Da Lueger eine Partei des Kleinbürgertums, der Handwerker, leitete hat er sich des Antisemitismus bedient. Davon spürt man immer noch das Erbe. Heute jedoch gibt es in Österreich keinen größeren Antisemitismus als in vielen anderen Ländern. Schlimm genug, daß es ihn überhaupt noch gibt.

 
 



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