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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Novalis heinrich von ofterdingen - basis der romantik?


1. Drama
2. Liebe



1. Der Dichter: Novalis

/> ¨ 2. Mai 1772 geboren als Georg Philipp Friedrich von Hardenberg Sohn eines strengen


Pietisten. Lebt auch längere Zeit beim aufgeklärten Onkel.




¨ 1790-1794 Jura Studium zuerst in Jena, dann Leipzig und zuletzt


Wittenberg. In Jena Bekanntschaft mit Schiller.



¨ 1792 Beginn der Freundschaft mit Friedrich Schlegel.



¨ 1794 Aktuarius in Tennstedt. Begegnung mit Sophie von Kühn,


geheime Verlobung.



¨ 1795-1796 Fichte Studien



¨ 1796 Weißenfels als Akzessist bei der Salinendirektion. Studien zu Kant und Hemsterhuis



¨ 1797 Tod v. Sophie und Bruder Erasmus. Intensive Beschäftigung mit "Wilhelm Meister".


Bekanntschaft mit Schelling.



¨ 1798 Publikation des Blütenstaub und Arbeit an die Lehrlinge zu Sais



¨ 1799 Die Christenheit oder Europa



¨ 1800 Hymnen an die Nacht, Heinrich von Ofterdingen



¨ März 1801 Novalis stirbt



Sein Dichten ist Inbegriff des romantischen Dichtens, sein Leben Inbegriff eines romantischen Lebenslaufs, kurz und fragmentarisch wie sein Werk.



2. Romantik und epochentypische literarische Merkmale



Begriff: lat.: romanz = in der Volkssprache, ursprünglich: romanhaft, also erfunden, irreal, lebensfern, unwirklich, schwärmerisch Novalis: romantisch = poetisch



In der Universitätsstadt Jena nahm um 1800 eine neue philosophische Bewegung, die Romantik, ihren Anfang.

Die Romantik wird als Sammelbecken des Entgegengesetzten angesehen, ihr Geist ausgerichtet auf das unendliche Werden.

Pflicht des Romantikers ist es, das Leben zu erleben oder sich aus ihm wegzuträumen
-neue Schlagwörter: \"Gefühl\", \"Phantasie\", \"Erleben\", \"Sehnsucht\"

-Sehsucht nach:

- anderen Welten (\"Entgrenzung\"), Traum- und Rauschwelt, Wunderglaube, Übersinnliches
- Natur
- fremden Ländern und Kultur-Pflichten, Ferne
- Kindheit

- Tod, Jenseits, Gott
- vergangenen Zeiten, v. a. Mittelalter (Verherrlichung)

Philosophischer Hintergrund der Romantik

Was der Romantiker in der Welt suchte, war Schöpfung seiner Seele, eine Sehnsucht zu sich selbst und ein "Weg nach innen". Er war der Meinung, dass er nur in sich selbst "die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und die Zukunft" finden kann.


Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.

In uns oder nirgends

ist die Ewigkeit mit ihren Welten,

die Vergangenheit und Zukunft.





Die Romantik ist die völlige Poetisierung des Lebens, zugleich aber auch eine ungeahnte Erweiterung der subjektiven Einfühlungs- und Erlebniskraft, die alle erstarrten Überlieferungen neu belebt. Indem die Gesetze und Grenzen der gegenständlichen Erfahrung aufgehoben wurden und man Geist und Phantasie einen unendlichen Spielraum gab, erhielt die Kunst die Fähigkeit zum unbegrenzten Spiel mit Stoffen, Stimmungen und Gefühlen. Der Dichter konnte eine Welt der Illusion bauen, die er dann wieder in Frage stellt. Diese "romantische Ironie" wird zum Kennzeichen der Darstellungsweise.




Johann Gottlieb Fichte (1762 - 1814)
-stellt das Ich in den Mittelpunkt der Welt. "Das Ich ist der Schöpfer der Welt. Nicht die Dinge prägen das Ich, sondern umgekehrt.\"
-fügte Anti-Ich hinzu, damit der Mensch absolut frei sein konnte
-dies führte zu einer enormen Überbetonung des Menschen, der Verherrlichung der Individualität und Subjektivität
-der subjektive Idealismus (Individualismus) wurde zum Grundbegriff

Friedrich Wilhelm Schelling (1775 - 1854)
-\"Naturphilosoph\"
-Natur hat eine Seele, die alles durchdringt "Ein ist durch alles und alles durch jedes bestimmt.\"
-"Natur und Geist bilden eine Einheit und sind wesensgleich. Geist ist unsichtbare Natur, Natur ist sichtbarer Geist.\"
-Aufgabe der Kunst ist es, das Unsichtbare in der Natur sichtbar zu machen
-These kam dem Streben nach Einheit und Ganzheit entgegen
-Schellings Modell vom Zusammenhang der ganzen Natur wurde auf alle Lebensbereiche (Staat, Gesellschaft, Kunst) übertragen


Die neue Religion
-Schlegel und Novalis waren die ersten, die versuchten neue Religion zu entwickeln, die das Bindeglied aller Dichtung, Menschen und Lebensbereiche sein sollte
-Der pantheistischer Glaube, dass Gott überall in den Erscheinungen der Natur zu finden sei, war ihnen lieber als der dogmatische Kirchenglauben.
-Aufgabe der Dichter: den göttlichen Geist des Universums darzustellen und fühlbar zu machen

Die Romantik lässt sich als eine facettenreiche Kulturepoche in verschiedene Abschnitte unterteilen:

· Frühromantik (1798-1804)

· Hochromantik (1804-1816)
· Spätromantik (1816-1830)





1798-1804 Frühromantik (auch Universal-, Jenaer oder ältere Romantik genannt)

Zentren: Berlin, Jena
Typisches: beschäftigt sich mit Natur, Weltseele, künstlerischem Genie, starke politische Prägung, Streben nach einer geistigen Totalität, Bildung einer geschlossenen Geistesgemeinschaft, wollte die Emanzipation der Frau und die freie Liebe durchsetzen, kritisch-wissenschaftlich Auseinandersetzung mit der Klassik (Abwendung von antiken Mustern), Romane und Märchen

Vertreter und Werke:



Gebrüder Schlegel: übersetzten Shakespeare (Standartbühnenfassung)



Novalis: Musterroman "Heinrich von Ofterdingen" "Hymnen an die Nacht"



Ludwig Tieck: Märchenparodie "Der gestiefelte Kater"

1804-1816 Hochromantik (auch Nationalromantik oder jüngere Romantik genannt)

Zentren: Berlin, Heidelberg, Dresden
Typisches: religiöse und phantasievolle Charaktere, Interesse für Geschichte des Volkes und Sprachen, Volkslieder, Sagen, Märchen wurden gesammelt, Konzentration auf das heilige römische Reich, Erneuerung des nationalen Selbstbewusstseins, irrationalistisch, Herausgabe der Werke aus der mittelalterlichen und der Volksdichtung, Verzicht auf philosophische Spekulationen und theoretische Überlegungen, Patriotismus durch Napoleonische Fremdherrschaft

Vertreter und Werke:

Heinrich von Kleist: Novellen: ,,Die Marquise", ,,Michael Kohlhaas", Dramen: ,,Prinz Friedrich von Homburg", ,,Der zerbrochene Krug"
Clemens Brentano: Volksliedersammlung ,,Des Knaben Wunderhorn"
Joseph Freiherr von Eichendorff: der meistgelesene Romantiker, Novelle ,,Aus dem Leben eines Taugenichts"Gebrüder Grimm: Sammlung und Herausgabe altdeutscher Texte, Kinder- und Hausmärchen, 32-bändiges Mammutwerk ,,Das deutsche Wörterbuch\", Grammatik

1816-1830 Spätromantik (auch Schwarze Romantik oder Schwäbischen Romantik genannt)

Zentren: Berlin, Schwaben
Typisches: Wendung zum Katholizismus, Unterordnung unter Ganzheiten wie Kirche, Religion, Volk und Staat, volkstümlichen Lied, christlicher Lyrik, Ballade, Sage

Vertreter und Werke:

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann "Gespensterhoffmann": Kriminalnovelle , "Das Fräulein von Scuderi", Schauerroman ,,Die Elixiere des Teufels"
Ludwig Uhland: "Vaterländische Gedichte":

Gustav Schwab: ,,Deutsche Volksbücher"
Heinrich Heine: ,,Harzreise"

Kritik der Romantiker
-kritisierten Gesellschaftsnormen, wie Pünktlichkeit, Fleiß, Genauigkeit und Sparsamkeit
-Mensch wurde als Untertan der Maschine betrachtet - Mensch entfremde sich von sich selbst
-neue Mentalität, von der Technik hervorgerufen, welche darauf drängt, die Natur zu beherrschen und zu kontrollieren wurde abgelehnt
-man bezweifelte die berühmte These: Geld macht frei



Rolle der Frau
-nicht nur Schönheit, Anmut und häusliches Wesen wurde verlangt
-auch Geist und männliche Energie
-gleiche Bildung, Rechte und Pflichten wie der Mann
-Frauenemanzipation befand sich in der Vorbereitungsphase





Flucht aus der Wirklichkeit
-wollten die rauen Wirklichkeit und den schwierigen Alltag durch Poesie verklären und überwinden




Gestaltungselemente
Gegenwelt zur Vernunft (Klassik ): Bewusstsein und Reflexion, deren Steigerung, die sich durch Fragmente, Aphorismen ausdrückt; Abgründe des Seelischen, Traum, Sehnsucht, Unbewusstes, Dämonisches und Heiliges galten als entscheidend. Dichterische Lebensform wichtiger als Geschaffenes, viele unvollendete Werke

Universalpoesie: Poetisierung des ganzen Lebens, Vereinigung aller Gattungen, Verschmelzung von Geist und Natur, Wissen und Glauben, Verschmelzung von Poesie und Prosa, Kunstpoesie und Naturpoesie

Märchen: Glaube an Natürlichkeit des Wunderbaren ,Mittel zur Verschönerung, "Romantisierung" gewisse Parallelität zwischen den Märchen als Ausdruck des kollektiven Geistes der Völker und der geistigen Bewegung der Romantik.

Symbolik: wichtiges Ausdrucksmittel, viele Aspekte der Traumsymbolik von Sigmund Freud, Hauptsymbol der Romantik: Die blaue Blume

Romantische Ironie: Dichter erzeugt heitere Illusion und zerstört diese dann bewusst, verdeutlicht Scheinwerk



Naturverbundenheit

-Beobachtung der Natur
-aber Beschränkung auf die gefühlsmäßige Erfassung der Natur
-Natur wurde zum Sinnbild geheimnisvoller Empfindungen


Mittelalter

-Rittertum und Papsttum bekamen neuen Zauber
-Verbindung von edlem Heldentum und innigster Frömmigkeit, z.B. Gralsrittern = höchsten Ideal erklärt
-Weltliche und geistige Poesie des Mittelalters wurde zum neuen Leben erweckt
-fromme Legenden, Madonnenpoesie, Leben von Klosterbrüdern und Einsiedlern = beliebtes Thema

All-Einheit




Gattungen
Drama: Shakespeare übersetzt, Geschichtsdramen, Komödie
Lyrik: kleine innige Gedichte, gleichförmige Strophik, volkstümliche Inhalte
Novelle: bevorzugt wegen Kürze, Stimmungen heraus niedergeschrieben, Themen: das Wunderbare und Dämonische
Romane/Fragment: wichtigste Gattung, oft Fragment, Integrierung anderer Gattungen, Einfügen von Gespräche, Märchen, Lieder, Briefe eingefügt, Epik
Märchen: wichtigste Gattung, keine reelle Begebenheit, sondern frei von allem Gegenständlichem, nur mit der Imagination des Lesers spielen
Übersetzungen: auf hohem Niveau, Übersetzungen/Nachdichtungen: Shakespeare, Homer, Vergil, Ovid, Horaz, indischen, chinesischen, asiatischen, orientalischen Dichtung










3. Heinrich von Ofterdingen

Poetisch-phantastischer Entwicklungsroman in zwei Teilen; 1. Teil entsteht Mitte Dez. 1799 und Anfang April 1800

Paralipomena 2. Teil entsteht Ende Juli und Okt. 1800, von Tieck umrisshaft wiedergegeben. Melodiöse, romantisierte Sprache. Eingebaute Gedichte, Lieder, Märchen und Sagen. [hier hab ich auch was verbessert]




3.1 Inhalt

Der Roman ,,Heinrich von Ofterdingen\" besteht aus zwei Teilen, ,,Die Erwartung" und ,,Die Erfüllung", wobei der zweite Teil unvollendet geblieben ist, da Novalis früh verstarb.

In ,,Die Erfüllung\" wird dem jungen Ofterdingen, Sohn eines Eisenacher Goldschmiedes, von einem reisenden Fremden von der Blauen Blume erzählt, eine wundervolle Blume, die alle Sehnsüchte nach Harmonie und Glück erfüllt, worauf Heinrich von ihr träumt. Er ist von einem unendlichen Verlangen nach der Blauen Blume erfüllt, was sich auf sein Gemüt niederschlägt; er ist nun still und melancholisch. Die Mutter nimmt ihn zusammen mit Kaufleuten nach Augsburg mit, um ihn abzulenken. Sie wollen den Großvater, besuchen. Ofterdingen, gerade zwanzig Jahre alt, verlässt zum ersten Mal das heimatliche Thüringen und macht unterwegs mit seiner Reisebegleitung viele Bekanntschaften. Er trifft Kreuzritter, die von der Befreiung des heiligen Grabes schwärmen und das Mädchen Zulima, das aus dem Morgenland verschleppt wurde und wehmütig von ihrem Zuhause und der dortigen Freundlichkeit erzählt. In einem Gasthaus begegnet Heinrich einem alten Bergmann, der von seinem Leben ,,Untertage\" als glücklicher ausgewogener Mann erzählt. Als er mit Dorfbewohnern eine unheimliche Höhle erkundet, die der Bergmann entdeckt hat, stoßen sie auf einen Einsiedler, den Grafen von Hohenzollern, der sich aus dem weltlichen Leben zurückgezogen hat, um sich dem Lesen von Büchern zu widmen. Darunter befindet sich auch eines in dem Heinrich sein eigenes Leben und seine Entwicklung bis in die Zukunft aufgezeigt wird, es ist allerdings unvollständig. Alle Menschen, denen er begegnet, hinterlassen durch ihre Erzählungen und Geschichten einen tiefen Eindruck in Heinrich und er fühlt sich stark zu der Poesie hingezogen. Ihm wird immer stärker seine Berufung zum Dichter bewusst.
In Augsburg, lernt Heinrich den alten Dichter Klingsohr kennen und hat in ihm seinen Mentor gefunden, der ihm nun die Kunst des Dichtens näher bringen will. Außerdem verliebt sich Heinrich in Mathilde, Klingsohrs Tochter, diese erwidert seine Liebe, sie heiraten und schwören sich ewige Liebe.
Während einer großen Gesellschaft erzählt Klingsohr das Märchen von dem vereisten Königreich, in das nach vielen Geschehnissen endlich Glück und Friede zurückkehren..
Im zweiten Teil kehrt der nun erwachsene Heinrich in seine Heimatstadt zurück, Mathilde ist gestorben. Unter einem Baum hat er eine Vision von Mathilde, die davon singt, wie sich alles noch zum Guten wenden wird. Ein armes Mädchen erscheint, Zyane, deren Name vom griechischen Wort für Kornblume abgeleitet wurde und das die wieder gefundene Liebe ist. Sie führt Heinrich zu dem Einsiedler und Arzt Sylvester, mit dem er in einem Garten ein vertieftes Gespräch führt.



Hier endet der Roman, aber aus den zahlreichen hinterlassenen Notizen lässt sich keine Forzsetzung konstruieren, da Novalis´ Absichten nicht klar hervorgehen. Heinrich sollte wohl ein Kloster besuchen, des weiteren die Schweiz, Italien und das Morgenland bereisen, am deutschen Hofe mit dem Kaiser über Regierung sprechen und an einem Fest mit einem gesanglichen Wettkampf teilnehmen. Heinrichs Tod sollte seine Verklärung werden und er hätte endlich die Blaue Blume pflücken dürfen, was zum ,,goldenen Zeitalter", dem Reich der Liebe und des Friedens, geführt hätte.



3.2 Epochentypische Analyse und Beweis



Heinrich von Ofterdingen gilt als der romantische Roman schlechthin und ist die Grundgedanken der Romantik ziehen sich durch das ganze Buch.

Der Ofterdingen ist so konzipiert das Leben und Kunst aufeinander verweisen und sich wechselseitig fordern. Dies wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass die Protagonisten Künstler sind.

Novalis schrieb in einem Brief an L. Tieck "Das Ganze soll eine Apotheose der Poesie sein." Er fordert "die Vermischung des Romantischen aller Zeiten". Der Roman soll also allmählich in ein Märchen übergehen. Diese sind zusammen mit Gedichten, Liedern und Sagen ein fast dominierender Teil im Ofterdingen. In dieser Metamorphose finden wir ein anderes prägendes Motiv, nämlich die angestrebte "Poetisierung der Welt".

Der Dichter ist dazu berufen, die Welt zu erschließen; Programm der \"Romantisierung\": Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identifiziert. [...] Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es - Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche.



Friedrich Schlegel bezeichnete diesen Roman als "esoterische Literatur". Das heißt:

"Poesie die über den Menschen hinausgeht und zugleich Welt und Natur umfasst, wodurch sie mehr oder weniger in das Gebiet der Wissenschaft übergeht."

Das Ziel müsse es sein, "dass der Poesie entgegengesetzte Element des gemeinen Lebens zu poetisieren und sein Entgegenstreben zu besiegen". Eigentlich wird hiermit die Formel der "Apotheose der Poesie" erläutert.

Zentral für das Verständnis des Ofterdingen sind also: die Universalität des Poesiebegriffs, seine Verknüpfung mit Wissenschaft und die Anforderung an die gedankliche Selbstständigkeit des Lesers.

Völlig zu Recht spricht Schlegel vom Ofterdingen daher als herausragendes Beispiel des frühromantischen Romans, der als von vielen folgenden Romantikern oft als Orientierungshilfe benutzt wurde.

Ofterdingen ist zudem auch ein typischer Bildungsroman. Ein Roman der die geistige Entwicklung der Hauptperson von Anfang an bis zur Vollendung darstellt. Dieser Prozess geschieht in einer poetischen und zum Teil auch in einer Traumwelt, wie auch Heinrichs Entwicklung dargestellt wird. Der Prozess beginnt mit dem Traum über eine blaue Blume, die als Sinnbild für das Ziel der Entwicklung steht. Weitere Schritte seiner Entwicklung vollziehen sich auf seinem Weg nach Augsburg. Sie geschieht durch Erzählungen, durch Begegnungen mit verschiedenen Menschen und auch in Gesprächen, so zu Beispiel beim Aufenthalt auf dem Schloss, auf dem die ritterliche Kreuzzugsbegeisterung dem Leiden der Zulima gegenübergestellt wird und Heinrich von Begeisterung in tiefe Trauer verfällt. Durch den Bergmann erfährt Heinrich das Geheimnis des Erdinnern und beim Grafen von Hohenzollern befasst sich Heinrich durch das seltsame Buch mit sich selbst, mit seiner Gegenwart, mit seiner Vergangenheit, aber auch mit seiner Zukunft. Bei seinem Großvater wird der Reifeprozess durch die Gestalt Klingsohrs und seinem phantastischen Märchen und zu guter letzt durch die Entdeckung der Liebe in der Gestalt Mathildes abgeschlossen. Dies wird daran sichtbar, dass ihm die blaue Blume wieder begegnet, das Leitmotiv des Buches, das die Vollendung Heinrichs Entwicklung darstellt.



Ein wichtiges Indiz ist die blaue Blume die durch H. v. O. zum universalen Symbol der Romantik wurde.

"Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstlichste Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit



Die blaue Blume ist das zentrale Symbol für die unbestimmte Sehnsucht, die Ofterdingen erfüllt.

Aus Elementen mehrerer Mythologien hat Novalis die Blaue Blume zusammengesetzt, seitdem ein allgemeingültiges Symbol für die romantische Dichtung, die ein Verlangen nach dem Unendlichen ausmacht. Sie repräsentiert etwas, was schwierig zu erreichen ist. Sie ist ein Sinnbild für etwas, was man nicht ganz rational verstehen kann. Um seine Sehnsucht zu stillen, muss man das Unerreichbare erreichen. In diesem Roman steht sie für die Liebe. Wenn man die Blume findet, findet man auch die

Liebe. Generell wird sie als Symbol der Romantik überhaupt angesehen.



Typisch ist auch, dass, in diesem Roman, erstmals Frauen eine wichtige Rolle spielen . Die Mutter stellt das christliche Urbild von Mutter und Jungfrau dar. Das rührt von der engen Beziehung, die Novalis zu seiner Mutter hatte. Das Mädchen Zyane gilt als die Mittlerin, die Heinrich schließlich wie einen Umherirrenden zur himmlischen Heimat führt.

Mathilde ist diejenige, durch die Heinrich schließlich völlige Erfüllung findet und ans Ende seiner Reise gelangt.

Ins Auge stechen auch die vielen Märchen, Sagen, Lieder und Erzählungen die vorkommen. Im letzten und längsten Märchen, das von Klingsohr erzählt wird, steckt zudem auch einer der ersten Versuche der romantischen Aufklärungskritik. Es handelt vom vereisten Königreich (das durch einen Schreiber (Verstand) verdorben wurde und nun von Fabel (der Poesie) und Eros (Liebe) gerettet wird.)

Dass die Poesie über allen anderen Werten steht ist typisch romantisch.

Ein wichtiges Merkmal ist auch das Buch, das Heinrich in der Höhle des Grafen findet.

"Er erfuhr, dass es in provenzalischer Sprache geschrieben sey".

Es heißt hierzu: Die provenzalische Dichtung galt um 1800 als Ursprung der neueren Kultur (Herder, 1796) und Vorläufer der romantischen Poesie (Schlegel, 1798).

Nachdem Novalis so mit dem kleinen Wort "provenzalisch" schon andeutet, dass es sich bei jenem Buch um ein Heraufdämmern oder einen Beginn des Romantischen schlechthin handelt, lässt sich auch leicht die Parallele zum Roman als Ganzes ziehen, wonach der Heinrich von Ofterdingen (als ein frühromantisches Werk) gleichsam als ein Beginn, als Mitinitiator und Mitbegründer dessen zu gelten hatte, was wir unter dem Terminus ROMANTIK verstehen. Als Richtung, Strömung und Gattung.

Novalis "Heinrich von Ofterdingen kann also mit Recht, zwar nicht als einzige, aber als eine wichtige Basis der romantische Literatur angesehen werden. Er war einer der ersten modernen Dichter und hatte nachhaltige Wirkung auf viele ihm nachfolgende Romantiker wie z.B. Keats, Poe, Thomas Mann, Hofmannsthal, Broch, Benn. Sein Dichten ist Inbegriff des romantischen Dichtens, sein Leben Inbegriff eines romantischen Lebenslaufs, kurz und fragmentarisch wie sein Werk.

 
 



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