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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Miguel de cervantes saavedra: - don quijote


1. Drama
2. Liebe



("Il ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha")

"Weil Leben und Werk so dicht aufeinander verweisen, gehört zum rechten Verstehen des Don Quijote die Biografie des Cervantes."

Fritz Martini
Zeit und Biografie des Autors
Der streng katholische König Philipp II. von Spanien (Sohn des Habsburgerkaisers Karl V.) gab 1587 den Auftrag, eine gewaltige Armada (130 Schiffe, 2500 Kanonen, 30 000 Mann!) auszurüsten, die gegen England entsandt werden sollte, um die Hinrichtung der katholischen Königin Maria Stuart durch die verhasste protestantische Elisabeth I. zu rächen.
Unter den Bewerbern als Beschaffungskommissar befand sich auch ein Mann namens Miguel de Cervantes. Um diesen Posten für sich zu gewinnen, hatte Cervantes Empfehlungsschreiben von Persönlichkeiten wie Don Carlos D`Austria (=außerehelicher Sohn Karls V.  Bruder Philipps II.) und dem Herzog von Sessa in der Tasche - aber auch den Lebenslauf eines erfahrenen und tapferen Mannes:
Miguel de Cervantes, 1547 geboren, Sohn eines Wundarztes, hatte in Madrid studiert und war dann ins ferne Italien ausgewandert. Als junger Marinesoldat hatte er sich der "heiligen Liga" (=Bündnis zwischen Spanien, Venedig, Malta, Vatikan) angeschlossen, um unter der Führung des bereits genannten Don Carlos gegen die türkische Flotte im Mittelmeer zu kämpfen. Er war auch dabeigewesen, als Philipp II. 1571 den Türken bei der Seeschlacht von Lepanto (im Golf von Korinth) eine vernichtende Niederlage zufügte. Von seinem Kriegsschiff, der \"Marquesa\", hatte er damals jedoch Schusswunden und eine verstümmelte Hand davongetragen.
1575 ging sein abenteuerliches Leben weiter: Auf der Rückreise von Italien in seine Heimat Spanien waren er und sein Bruder von osmanischen Piraten überfallen und als Christensklaven nach Algerien verkauft worden. Erst 5 Jahre später, nach vergeblichen Fluchtversuchen, wurde er von Trinitariermönchen freigekauft.
1587 hatte er Catalina de Salacar geheiratet, die er jedoch bald wieder verließ, um das Abenteuer zu suchen. Tochter Isabel war Sproß einer unehelichen Beziehung, und hatte die Rastlosigkeit des Vaters geerbt.
Doch zurück ins Jahr 1587: Der Job als Beschaffer (=zog durch das Land und musste Getreide & Öl für die Kriegsflotte aufkaufen) war nicht so rosig, wie er sich ihn vorgestellt hatte - er feindete sich mit den Großgrundbesitzern an, wurde beschimpft und exkommuniziert, als er Kirchengüter konfiszierte.
Auch sein späterer Werdegang machte Cervantes nicht viel Freude: Als Steuereinzieher wurde er betrogen, und dafür selbst fälschlicherweise des Betrugs angeklagt. Schließlich und endlich landete er dann im Gefängnis von Sevilla, wo er 1597/98 wie ein Schwerverbrecher unter heruntergekommen Galgenvögeln hausen musste.
Doch ebendort kam die entscheidende Wende in seinem Leben: Miguel, der sich schon viel früher als Dichter einiger Theaterstücke und des Schäferromans (= bietet Bürgertum Flucht aus der soz. Realität; Abenteuer & Liebesgeschichten von Schäfern) "Galatea" versucht hatte (allerdings erfolglos), hatte nun eine neue literarische Idee. Sie hatte etwas mit dem ständigen Wechsel zwischen Glanz und Elend, Aufstieg und Untergang zu tun, den nicht nur er selbst am eigenen Leibe erlebt hatte, sondern der das ganze Land Spanien betraf.
Zu jener Zeit erlebte Spanien sein goldenes Zeitalter (Siglo de Oro): Die großen Seefahrer brachten ihrem Herrn gewaltige Schätze aus der Neuen Welt, Theater und Literatur waren in voller Blüte. Doch gleichzeitig trieb Philipp II. sein Land wegen kostspieliger Kriege gegen seine protestantischen Gegner in den Bankrott. Folglich schossen die Steuern in die Höhe, die Landwirtschaft lag darnieder, Landflucht und Verarmung waren Alltag.
Gleichzeitig mussten die Nachfahren der alten Ritterfamilien dem aufstrebenden Bürgertum Platz machen. Sie schufen sich deshalb ihr eigenes, nach rückwärts gewandtes Ideal, dass sie besonders in den Ritterromanen (z.B.: "Amadis von Gallien","Don Galaor"), die damals durch den Buchdruck einen regelrechten Boom erlebten, vorfanden.
Und um eben diese Mode aufs Korn zu nehmen und den bereits genannten Wandel des Schicksals darzustellen, schuf Cervantes seinen unsterblichen Ritter: den DON QUIJOTE.
Er glaubt an Tugenden wie Tapferkeit, Ehrlichkeit, Großmut und an die große Liebe. Er ist der Prototyp eines schwarz-weiß-sehenden Träumers. Für ihn gibt es in der Welt nur Gut oder Böse; er besitzt außerdem auch großes Durchhaltevermögen, das man auch durchaus Sturheit oder Starrsinnigkeit nennen kann. Damit steht der "Held" (der eigentlich gar keiner ist) ganz im Gegensatz zu seinem Knappen Sancho, der stets darauf bedacht ist, seinen Wanst zu füllen und ein gutes Geschäft zu machen.

Das Werk - 1. Buch
. (Vorrede / einige Sonette + 52 Kapitel / zu Beginn jedes Kap. immer Kapitelnummer, Inhaltsangabe des folgenden Kapitels)
. ORT/ ZEIT: - Spanien (la Mancha)
- vom Standpunkt des Erzählers aus gesehen, also im 16.Jahrhundert
. ERZÄHLFORM: - allwissender, meist nicht persönlich in Erscheinung tretender
Erzähler
- aber auch Dialoge zwischen Quijote und Sancho

- und Monologe Don Quijotes
Im ersten Teil des Buches, das 1605 erschien, und sofort riesigen Erfolg hatte, ist Alonso Quijano der Gute (so sein echter Name), die Karikatur des untergegangenen Geschlechts der fahrenden Ritter schlechthin. Nachdem der Hidalgo (= verarmter Landadeliger) zu viele Ritterbücher gelesen hat und sich Ritterideale wie Ehre, Zucht, Güte, Gerechtigkeit und Tapferkeit angeeignet hat, beschließt er, selbst als der fahrende Ritter Don (span.= Herr; Adelstitel) Quichote (span.= Beinharnisch) durch das Land zu ziehen. Mit seiner heruntergekommenen Rüstung und seinem abgemagerten Pferd "Rosinante" (span.: Rocin = Gaul & antes = vorwärts; allen voran) reitet er los, und lässt sich erst einmal von einem Schenkwirten, den er für einen Kastellan hält, zum Ritter schlagen. Von nun an biegt er die Realität permanent nach seinen Ritterbüchern zurecht. Nachdem er dann später einem Schafhirten mehr Schläge eingebracht hat, anstatt ihm zu helfen, und von Kaufleuten verprügelt wird, als er die Schönheit seiner Angebeteten Dulcinea (span.= die Süße, Liebliche) vor ihnen verteidigt, findet er sich in seinem Heimatdorf wieder, wo er von Pfarrer und Barbier gesundgepflegt wird. Seine Ritterbücher werden von ihnen verbrannt. Dennoch zieht er noch einmal los, diesmal jedoch mit dem Bauern Sancho Pansa als Schildknappen, der seine Frau verlässt, und sich voller Hoffnung auf Reichtum und Abenteuer auf seinen Esel schwingt.
Die ersten Abenteuer der beiden sind unter anderem jenes berühmte mit den Windmühlen, die er für Riesen hält, jenes mit den zwei Herden, die für ihn verfeindete Truppen sind, jenes mit der Leiche, jenes mit dem Bartbecken, das Don Quichote für den berühmten Helm des Mambrin hält und jenes von der Befreiung der Galeerensklaven. Schließlich jedoch wird der unerschrockene Ritter von Pfarrer und Barbier mit Hilfe der schönen Dorothea, die ihm als verfolgte Fürstin vorgestellt wird, die beschützt werden will, nachhausegeholt.


2. Buch
(Vorrede + 74 Kapitel)
Vermutlich hätte es nie einen zweiten Teil des Buches gegeben, hätte nicht ein Unbekannter eine derbe Fortsetzung geschrieben, in der er sich über Cervantes und seine beiden Helden lustig macht. In seiner Wut schrieb letzterer seinerseits einen zweiten Teil (erschienen 1615), der zu einem wahren Meisterwerk geriet, und in dem aus dem verwirrten Ritter eine Figur wird, die manche Literaturwissenschafter mit Hamlet, Faust oder Don Carlos vergleichen.
Wie gesagt, ist der Don nun wieder in seinem Heimatdorf, doch auch diesmal können ihn Barbier, Pfarrer, Nichte und Haushälterin nicht festhalten - er ist überzeugt, dass die Welt Ritter wie ihn brauche. Als er wieder loszieht, um im Dorf Toboso seine Dulcinea zu suchen, sieht er nur eine Bäuerin, glaubt jedoch dran, dass ein böser Zauberer seine Dame in diese Gestalt verwandelt hätte. Ein Baccalaureus (= niederster akad. Grad an mittelalterlichen Universitäten) aus seinem Heimatdorf will den Junker als "Mondritter" zurückholen, der mit ihm unter der Bedingung kämpft, dass der Sieger vom Verlierer alles verlangen darf, wird jedoch selbst von D.Q. vom Pferd geworfen. Auch die Begebenheit mit dem Löwen, der sich dem D.Q. "kampflos" ergibt, ist erwähnenswert. Das Wichtigste im 2. Buch ist jedoch die Verwandlung Sanchos: Er wird von einem Herzogspaar, das mit ihm und seinem Herrn seinen Spaß treiben will, zum Statthalter gemacht. Er regiert zwar, auf den Rat seines Herrn hin, weise und gerecht, kommt jedoch bald darauf, dass es für ihn besser ist, sein einfaches Leben zu führen und zu tun, wozu er geboren ist.
Letztendlich wird D.Q. dann vom "Mondritter" besiegt, und muss auf dessen Befehl hin zurück in sein Dorf. Dort wird er mitten in seiner Melancholie wird er von Fieber befallen. In seinem Totenbett kommt er dann zur Besinnung - er verflucht die Ritterbücher, die ihm nichts als Unglück und den Ruf eines Toren gebracht haben, beichtet und stirbt friedlich und von Sancho herzlich beweint als Alonso Quixano der Gute.

. ART: - eine Art Abenteuerroman (= größeres erzählendes Prosawerk;
Handlung wird ausführlich erzählt und begründet; neben
Haupthandlung auch Nebenhandlungen ); aber auch Parodie
(= witzige und spöttische Nachahmung eines bekannten literarischen
Werkes) oder Satire (= ironisch-aggressive Darstellung von
Zuständen oder Problemen) auf die Ritterromane
- zweiter Quijote-Band: Charakter des Romans entwickelte sich zum
Metaroman

. SPRACHE: - archaisierend  Archaismen alle in den Monologen oder Dialogen
auf und werden nur von Don Quijote benutzt; auch Sancho Pansa
bedient sich später dieses Sprachstils, gemäß seiner geringen
Bildung freilich nicht immer treffend und dadurch meist
unfreiwillig komisch
- Bildreiche, hochtrabenden Sprache der Ritterromane  der Lächerlichkeit preisgegeben

. STIL : - satirischer Charakter
- ironisierende Zitate zeitgenössischer Ritterromane
- Rückgriffe auf veraltete Sprachelemente ihrer Blütezeit
- Kurzformen (Kontraktionen)

- Verkleinerungsformen
- Stil beschreibend und poetisch
- lange, ausgeschmückte Sätze, hochkomplizierte Satzkonstruktionen, die die höfische Sprache der fahrenden Ritterschaft aus längst vergangenen Zeiten nachzuahmen suchen
- sichere Handhabung verschiedener Stilmittel
- oft Erwähnung antiker Sagengestalten und historische oder mythischer Persönlichkeiten (Cervantes´ umfangreiche Kenntnis alter Werke  Renaissance!!)


Merkmale der literarischen Epoche
Obwohl der "Don Quijote" eines der letzten Werke der Renaissance ist, ist es dennoch eines, das dem Ideal jener Zeit, nämlich dem Menschlichen, am nächsten kommt. Cervantes kennt die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens zur Genüge, und so ist sein Hauptheld der Mensch schlechthin: Der erdenferne Träumer und Idealist, der vom Schicksal hin- und hergeworfen, jedoch auch durch den nüchternen Menschenverstand und dem Realismus des Sancho ergänzt wird. Dass der letztere schließlich vom verfressenen, ungehobelten Bauern zum weltoffenen und herzlichen Gefährten wird, zeugt vom Einfluss der menschlichen Größe Don Quijotes. Gleichzeitig aber spiegelt sich in dem Werk der unerschütterliche Glaube des Autors (er war zeitlebens überzeugter Katholik) an die Güte Gottes wider.
In der Darstellung beider seiner Figuren zeigt Cervantes humanistische Güte, für beide hat er hat er Verständnis, verbindet ihn doch so vieles mit ihnen: Ebenso wie sein Don Quijote auf Rosinante durchs Land zieht, zog er seinerzeit als königlicher Getreide- und Steuereintreiber durch Andalusien, auch er wurde wie sein Romanheld bei seinen Expeditionen an Leib und Seele geschunden, eingesperrt und von den Bauern im Dorf verlacht. Er kannte aber auch die geheimen Wünsche des schlauen Geschäftemachers Sancho, der seine Frau zuhause sitzen lässt, und seinem Herrn ins Abenteuer folgt. Die wichtigste Ähnlichkeit zwischen den beiden Figuren und ihrem geistigen Vater ist jedoch, dass sie ihren Idealen treu bleiben und Niederlagen mit Humor und Gelassenheit meistern.

. BEDEUTUNG: - Cervantes´ Hauptwerk
- bekanntester Text der spanischsprachigen Literatur überhaupt
- erster wirklicher Roman der Weltliteratur, insofern es erstmals Zeit und Gesellschaft widerspiegelt
- in 68 Sprachen übersetzt und etwa 2300 Auflagen weltweit
. NACHWIRKEN: - vom Quijote leiten sich sprichwörtliche Redensarten wie etwa der
"Kampf gegen die Windmühlen" oder "ein Rosinante" ab
- zahlreiche Vertonungen, Dramatisierungen und Verfilmungen.
- viele Maler (aber auch Literaten, z.B.: Thomas Mann - "Meerfahrt mit Don Quijote") ließen sich vom Stoff inspirieren, unter ihnen Größen (und auch Landsmänner) wie Pablo Picasso, Salvador Dali, jedoch auch Gustave Dore, Anton von Werner oder Hans Reiser, vor allem aber Zeitgenossen Cervantes´ und Künstler des 19. Jhdts.

Weitere Werke
Was die weiteren Werke Cervantes´ anbelangt, fallen die 12 "Novelas exemplares" in die Zwischenzeit der beiden Don Quijote-Bücher. Sein Tod im Jahre1616 überraschte ihn über einem neuen Werk: "Persiles und Sigismunda", einem Reiseroman.

 
 



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