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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Martin walser - seine herkunft und deren einfluss auf sein werk


1. Drama
2. Liebe



Martin Walser wurde am 27. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren und wuchs auch dort auf. Seine Heimat war und bleibt zeitlebens die Gegend um den Bodensee, was sich auch auf seine Arbeit als Schriftsteller auswirkte. Ingrid Kreuzer spricht im Zusammenhang damit von einer "zähe[n] Verwurzelung im Heimatboden an den Ufern des Schwäbischen Meeres" , die jeglichen Mangel an zeitweiser religiöser und politischer Zugehörigkeit Walsers teilweise kompensierte.
Es wäre aber falsch, Walser zu den Heimatdichtern im herkömmlichen Sinne zu zählen. Er ist nie ein provinzieller Autor gewesen, sondern leitete die große Welt aus der kleinen, intimen Welt des Bodenseegebietes ab. Walser entwickelte sich zu einem "realistischen Beobachter aktueller menschlicher und gesellschaftlicher Verhältnisse" , was wohl seinem mit Alltagsproblemen überhäuften Elternhaus, seiner von der Geschichte unmittelbar betroffenen Jugend und dem Erlebnis der sich formierenden bundesdeutschen Gesellschaft zu verdanken war.
Walsers Eltern stammten aus bäuerlichen Verhältnissen und betrieben eine bescheidene Gastwirtschaft in Wasserburg. Eine der stärksten Erinnerungen aus Walsers Kindheitserinnerungen galt dem wirtschaftlichen Konkurrenzkampf, dem die Familie ausgesetzt war. Er begann, "das Konkurrenzdenken auch auf der untersten Ebene zu hassen". Seine Kindheit und Jugend waren nicht leicht, schon früh mussten er und seine zwei Brüder im elterlichen Betrieb mitarbeiten.
Die finanzielle Situation verschärfte sich noch weiter, als 1938 der Vater starb und die gesamte Schuldenlast und die Führung des Betriebs Walsers Mutter zufiel. Der katholische Glauben half ihr und ihren Kindern über alles, sogar den Nationalsozialismus hinweg, wenngleich Walser seine "Verkrümmung" auf den Katholizismus zurückführt. Auf Grund des demütigenden Schicksals der Familie fühlte er sich in seinem kleinbürgerlichen Bewusstsein unsicher und minderwertig, ein Gefühl, das für seine schriftstellerische Arbeit noch sehr wichtig werden wird.
Ein weitere negative Erscheinung des Bürgertums schien Walser die Schule, deren Lehrer "ganz im Dienste eines sie selbst übersteigenden Klassenbegriffs" standen und den Bauernbuben mit einem lächerlichen Klassenanspruch gegenübertraten, der sich vorwiegend auf Kleidung, Benehmen, Wortwahl und Geschmack bezog. In Walsers Erinnerungen tritt viel häufiger dieses merkwürdige Klassenbewusstsein seiner Lehrer zutage, als zum Beispiel deren nationalsozialistische Gesinnung.
Seine Schulzeit war "von vielen Kriegsanforderungen durchlöchert[...]" , Walser musste neben Schule und Arbeit auch Arbeitsdienst leisten, wurde Flakhelfer, kam zur Hitlerjugend und meldete sich 1944 schließlich zu den Gebirgsjägern. Kurz vor Ende des Kriegs desertierte er und kam in amerikanische Gefangenschaft, wo er mit der Betreuung der Lagerbibliothek beauftragt wurde, was in ihm ein intensives Interesse an Literatur weckte.
Er wurde früher entlassen, machte 1946 sein Abitur nach und sich dann auf in das "politisch und wirtschaftlich verwüstete[...] Land". Die Begegnung mit der städtischen Welt von Regensburg und Tübingen, aber auch Stuttgart, Stationen seiner Studentenzeit, müssen von dem im bäuerlich-kleinbürgerlichen Milieu aufgewachsenen Walser besonders tief empfunden worden sein. Er zeichnete diesen "Aufbruch in die Welt" in seinem ersten Roman Ehen in Philippsburg in der Gestalt des Hans Beumann nach.
Wie schon seine Schulzeit wurde auch Walsers Studentenzeit durch höhere Gewalt unterbrochen. Auf Grund der Währungsreform 1948 konnte ihm seine Mutter das Studium nicht mehr länger bezahlen. Walser kam Dank seiner Beziehungen über das Studententheater zum Süddeutschen Rundfunk, für den er fortan, bald in verantwortungsvoller Position, als freier Mitarbeiter tätig war. Obwohl er immatrikuliert blieb, gab Walser das Studium praktisch auf, entschloss sich aber 1950 dennoch, sein Studium mit einer Dissertation über Franz Kafka abzuschließen. Im selben Jahr heiratete er Käthe Neuner-Jehle, mit der er vier Töchter hat.
1951 stieß er während einer Dienstreise auf eine Tagung der Gruppe 47, dieses Schriftstellerkreises, der aus dem Redaktionsteam der Zeitschrift Der Ruf hervorging und sich die "demokratische Elitenbildung auf dem Gebiet der Literatur und Publizistik" und "die praktisch angewandte Methode der Demokratie in einem Kreis von Individualisten immer wieder zu demonstrieren mit der Hoffnung der Fernwirkung" zum Ziel setzte. Es ging also um Literatur mit Veränderungsauftrag, eine Forderung, der auch Walser lange Zeit Nachdruck verlieh. Durch die "Aufklärungsinstanz" Literatur sollte Wissen weitergegeben werden, das dem kollektiven Bewusstsein entzogen ist. Im Umgang mit der Gruppe zeigte Walser Überheblichkeit, aber auch Können; gewann er doch 1955 für seine Erzählung Templones Ende den Preis der Gruppe.
Im gleichen Jahr brachte er sein erstes Buch, eine Sammlung von kafkaesken Kurzgeschichten unter dem Titel Ein Flugzeug über dem Haus und andere Geschichten heraus; 1957 dann den ersten Roman, Ehen in Philippsburg, für den er mit dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet wurde. Der Erfolg dieser beiden Publikationen bestätigte Walser in seinem Wunsch, freier Schriftsteller zu werden. Er kündigte beim Süddeutschen Rundfunk und kehrte zurück an den Bodensee, von wo er erneut die Welt entdecken würde.

 
 



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