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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Interpretation einer dramenszene - j.w. v.goethe


1. Drama
2. Liebe



Interpretation J. W. v. Goethe - "Faust I"

Szene: "Straße"



Das Drama "Faust I" von Goethe ist eine typische Form der Klassik. Es vereinigt die Harmonie und Einheit der antiken Literatur mit Themen über den sich bildenden Menschen und dessen Erfahrungen mit höheren Mächten. In diesem Werk ist besonders die Frage nach dem Sinn des Lebens aufgegriffen worden. Goethe war, neben Schiller, einer der Hauptvertreter der Weimarer Klassik (1785 - ca.1830). Während dieser Epoche sollten sich die Dichter vom Sturm und Drang lösen, wieder Formstrenge und Hochsprache publizieren sowie als Erzieher fungieren. Goethe selbst erlangte die Bindung zur Literatur der Antike während seiner Italienreise, die sein Leben wandelte; er kam als neuer Mensch zurück und war sehr stark von seinem Aufenthalt in Südeuropa inspiriert. Mit diesen neuen Ideen und den Kenntnissen über die Faust - Sage entschloss er sich letztendlich dieses Werk zu schreiben. Neben diesem Drama dichtete er noch zahlreiche andere Werke, vor allem lyrische.

Wie gesagt, entsprang die Idee vom Dr. Faustus nicht seiner Fantasie. Der Sage nach lebte Dr. Faust im 15. und 16. Jahrhundert. Es wurde überliefert, dass er ein sehr gebildeter Mann war, der jedoch ein wenig menschenfremd lebte und schließlich einen mysteriösen Tod fand. Um 1500 entstanden dann erste Aufzeichnungen über ihn. Bis zum 17. Jahrhundert wurde die Legende immer wieder neu veröffentlicht, in Büchern wie "Pfitzers Volksbuch" (1674) und dem Puppenspiel (1746), das auch der junge Goethe kannte.

Die Szene des Dramas ist nach dem erregenden Moment der Liebestragödie angesiedelt und stellt den 2. dramatischen Knoten im Stück dar. Der Gelehrte Faust sieht keinen richtigen Sinn mehr in seinem Leben, denn trotz zahlreicher Studien und großem Wissens, kann er nicht erkennen "was die Welt im Innersten zusammen hält" (V. 381-382). Aus diesem Wunsch heraus beschwört er mit Hilfe weißer Magie einen Geist, der ihn jedoch auch in seine menschliche Beschränktheit zurückweist. Aufgrund dieses Rückschlages will er sich das Leben nehmen, wird jedoch durch den Klang der Osterglocken davon abgebracht. Nur wenig später erscheint ihm Mephistopheles, welcher Faust einen Pakt anbietet: Mephistopheles dient Faust zu dessen Lebzeit. Kann er es schaffen ihn zufrieden zu stellen muss Faust ihm nach seinem Tod dienen. Nachdem Faust einen Verjüngungstrank zu sich genommen hatte trifft er nun in der Szene "Straße" erstmals auf Margarete.

Durch den Trank ist Faust komplett verändert. Der vorher eher vernunftbedachte, ruhige Herr entwickelt sich nun, ganz nach dem Geschmack Mephistopheles', zu einem vergnügungssüchtigen, triebgesteuerten Mann. Dieser Sinneswandel beeinflusst diese Szene enorm und drückt sich sehr deutlich, vor allem, in seiner Idiomatik aus.

Vor der Gelenkstelle nach dem Vers 2608 tritt Faust, während dieses symmetrischen Monologes, Margarete gegenüber sehr höflich auf (V. 2605-2606). Dieser Eindruck wird durch seinen Monolog (V. 2609-2618) kaum verändert. Er beschreibt immer wieder eine ihrer Eigenschaften und im nächsten Vers deren Eindruck auf ihn. (z. B. V. 2635-2616 "Wie sie die Augen niederschlägt, Hat tief sich in mein Herz geprägt") Er betrachtet ihr Auftreten und ihr Aussehen jedoch immer noch sehr gesittet mit Ausdrücken wie "dieses Kind ist schön" (V. 2609) und "Der Lippe Rot, der Wange Licht" (V.2613). Doch diese Manierlichkeit schlägt bald um, als Mephistopheles in Vers 2619 auftritt. Faust beginnt sehr fordernd zu werden, was die vielen Ausrufe an Satzenden zeigen (z.B. V. 2619 und 2659 usw.). In diesem Moment macht Faust sich sehr von Mephistopheles abhängig. Zu Beginn des Dramas behielt Faust immer die Kontrolle über sämtliche Situationen, doch nun ist Mephistopheles derjenige, der Faust kontrollieren kann. Faust verlangt von Mephistopheles ihm "die Dirne [zu] schaffen". Er möchte sofort von Mephistopheles bekommen wonach er verlangt. Seine Ungeduld endlich seinen Trieben nachgehen zu können äußert sich unter Anderem in seinen Fragen wie "Und soll sie sehen? Soll sie haben?" (V.2667). Seine Sprache drückt immer mehr sein Begehren, seinen symbolischen "Appetit"(V. 2653) aus. Er verwendet zunehmend sexuelle Begriffe. Das pars pro toto in den Versen 2661-2662 ("Schaff' Mir ein Halstuch von ihrer Brust, Ein Strumpfband meiner Liebeslust") bezeichnet sehr intime Dinge, die symbolisch für die Intimitäten ihres Körpers stehen. Er äußert eingehend seinen Wunsch das "Geschöpfchen zu verführen" (V. 2644) und "an ihren Ruheplatz" (V. 2660) zu gelangen. Zu Beginn dieser Szene scheint es so, als ob Mephistopheles Faust von dessen Vorhaben abbringen will. Mit dem negativ besetzten Vergleich im Vers 2638 ("Du sprichst ja wie Hans Liederlich") und den Metaphern in den Versen 2629 - 2631 ("Der begehrte jede liebe Blum' für sich, Und dünkelt ihm, es wär' kein' Ehr' Und Gunst, die nicht zu pflücken wär'"), die die Entjungferung einer jungen Frau umschreiben, will Mephistopheles ihm erst seinen plötzlichen Drang deutlich machen. Auch das Symbol des "Franzos" (V. 2645) bekräftigt seine Aussage. Doch der wahre Grund dafür ist, dass Mephistopheles Margarete mit seinen normalen Methoden nicht überzeugen werden kann, was er in der Metapher des Verses 2556 ausdrückt, da diese zu gottesfürchtig ist um sich dem Teufel hinzugeben (V. 2619 - 2626). Er schafft es jedoch Faust in seiner Ungestümheit zu vertrösten, indem er mit ihm einen zweiten Annäherungsversuch plant (V. 2663 - 2666). Die von ihm angesprochene "Pein" (V. 2663) bezeichnet Fausts Verlangen nach Margarete obwohl sie für ihn unerreichbar scheint. Dieses Verlang schürt Mephistopheles noch einmal besonders in den Versen 2649 - 2652, in denen er Faust auf das Leibesspiel mit Margarete noch hungriger macht.

Nach dem Abgang von Faust überlegt Mephistopheles och einmal in Ruhe wie er Fausts Wunsch realisieren könnte und deutet im Parallelismus der Verse 2675 und 2676 ("manchen schönen Platz Und machen alt vergrabnen Schatz") an, dass er sich auf etwas ihm Bekanntes stützen kann um Margarete für Faust zu gewinnen.

Alles in Allem stellt diese Szene also sehr stark das Wesen des "neuen Faust" dar, der sehr ungestüm, unhöflich und unvernünftig ist. Ich denke, dass an dieser Stelle ein gewisser Rollentausch zwischen Faust und Mephistopheles stattgefunden hat. Wenn vorher Mephistopheles einen Draufgänger darstellte und Faust eher den alles Bedenkenden und Vernünftigen, so scheinen sich die beiden Hauptfiguren in die Richtung des jeweils anderen entwickelt zu haben. Bei Mephistopheles jedoch ist diese Änderung nicht in dem Maße ausgeprägt wie bei Faust.

 
 



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