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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Interpretation des gedichts


1. Drama
2. Liebe

1. Einleitung/Allgemeine Vorstellung: r /> . Das Gedicht besteht aus fünf Versgruppen mit einer unterschiedlichen Anzahl von Verszeilen (von 2 bis 7). Ein einheitliches Versmaß sowie ein Reimschema sind nicht vorhanden.

2. Inhaltserläuterung:
. Das Gedicht beginnt gleich mit einem klaren Appell, der schon von vornherein mehr zu sein scheint als ein \"Vorschlag\", wie ja der Titel lautet. Erreicht wird das vor allem durch die Verwendung des Verbs \"rammen\", das ja eine sehr intensive, mit Kraft verbundene Tätigkeit ausdrückt. Diese passt auch zu der Situation der \"dahinschießenden Zeit\", womit ja ebenfalls der Eindruck einer starken, intensiven Bewegung verbunden ist. Beim Leser kann das Bild eines bedrohten Strandes entstehen, etwa bei Sturmflut, gegen die man sich durch Zäune, Wälle, Dämme o.ä. schützen muss. Das letzte Wort macht von vornherein klar, dass hier eine Übertragung gemeint ist, es geht nicht um Naturkatastrophen, sondern um das Grundproblem der Vergänglichkeit, denn nur vor diesem Hintergrund empfindet der Mensch wohl Zeit als \"dahinschießend\".
. Die zweite Versgruppe greift das mögliche Bild eines Strandes auf, konzentriert sich dabei aber auf das Phänomen des Sandes, den man durch seine Hand rieseln lässt: Es bilden sich kleine Sandhaufen, hier als \"Formlosigkeiten\" bezeichnet (etwa im Gegensatz zu einer kunstvoll verfertigten Sandburg o.ä.). Am Ende verschwinden diese zufälligen Gebilde wieder \"auf Nimmerwiedersehen\" (II,3). Dargestellt werden soll wohl eine menschliche Situation, in der nichts Wesentliches geschaffen wird, alles verschwindet und versinkt. Die Sand lässt sich über den Begriff der Sanduhr mit der Zeit verbinden. Die letzte Zeile bringt es auf den Punkt: \"vertanes Leben\" (II,5).
. Die dritte Versgruppe führt die eben genannte Gefahr genauer aus und präsentiert dabei zwei allgemeine Feststellungen über den Menschen. Entscheidend dabei das Tätigsein. Dieses allein macht den Menschen aus. Es folgt ein Bild, das die selbst (!) gezimmerte Treppen die einzige Möglichkeit nennt, nach oben weiterzukommen, vielleicht den engen eigenen Raum zu verlassen. Die zweite rhetorische Frage lenkt erstmals den Blick über das Ich und seine Tätigkeit hinaus: Man braucht \"Weggenossen\" (III,7), die einem helfen, \"zu sich selber\" (III,7) zu finden. Hier wird eine enorme Spannung aufgebaut, das Ich bleibt als Individuum Ausgangspunkt und Ziel des Weges, aber auf diesem Weg bedarf man der Anderen.
. Die vierte Versgruppe präsentiert einen neuen Appell und konkretisiert dabei den Anfang des Gedichts: Ausgegangen wird von einem Bild, das als Hintergrund die Evolution hat. Die Geschichte des Lebens ist eine Geschichte des Verschwundenen (man wird an die eingeebneten \"Formlosigkeiten\" (II,2) aus dem Anfangsteil des Gedichts erinnert!). Der Mensch wird aufgefordert, etwas Besonderes, etwas Bleibendes zu hinterlassen.
. In der fünften Versgruppe wird der Gedanke des Anfangs wieder aufgenommen, noch weiter konkretisiert in Richtung auf \"einen einzigen, einen neuen Gedanken\" (V,2). Betont wird die Einmaligkeit individueller Existenz, wobei etwas erstaunt, dass es sich um ein \"geheimes Denkmal\" (V,3) handeln soll - offensichtlich geht es dem Sprecher nicht um die normalen Denkmäler, die ja nicht immer wirklich Großes feiern, sondern um echte Leistungen, die vor allem für den sie Schaffenden Wert und Bedeutung haben. Auf jeden Fall wird am Ende zum Ausgangsbild zurückgekehrt und damit bestätigt sich auch der Eindruck, dass mit dem Bild des Pfahls eine bedrohte Küste gemeint ist.

3. Inhaltskern/Absicht
. Das Gedicht enthält einen sehr starken, eindringlichen Appell in Richtung Individualismus: im Zentrum steht der Einzelne, der direkt angesprochen wird und der etwas Einmaliges, etwas Besonderes hinterlassen soll.
. Damit sind wir zugleich bei einem zweiten Signalbündel, nämlich dem der Aktivität: Es geht darum, etwas zu schaffen, wobei ein System von Stufen, \"Treppen\" (III,4) ins Spiel kommt. Es geht also nicht nur um einen einmaligen Schritt, sondern um einen fortlaufenden Prozess, der schließlich etwas \"Denkmal\"-Würdiges schafft.
. Dies geht für den Kunert offensichtlich nicht ohne andere Menschen, die Hilfe der Gemeinschaft, aber sie spielt keine herausragende Rolle in diesem Gedicht, im Zentrum bleibt der Einzelne und sein \"Tätigsein\" (III,3) - eine Schwerpunktsetzung, die bei einem Schriftsteller, der an die besonderen Bedingungen seiner Arbeit denkt, sicherlich verständlich ist.
. Der Appell dieses Gedichts bekommt seine Eindringlichkeit vor allem durch den Hinweis auf die alles vernichtende, einebnende Vergänglichkeit, gewissermaßen den Terror der Zeit. Sie wird als etwas Negatives gesehen, weil sie alles wegspült.
. Der Appell enthält zugleich aber auch einen ziemlichen Optimismus: Kunert glaubt an die Möglichkeit des Menschen (ja, eines jeden Menschen, der dieses Gedicht liest), etwas Einmaliges zu schaffe, etwas, das zumindest ihn selbst befriedigt und ihm das Glück des Schöpfers schenkt.

4. Künstlerische Eigenart
. Das zentrale künstlerische Mittel dieses Gedichts ist zunächst einmal das Bild des von der Flut, vielleicht sogar einer Sturmflut, bedrohten Strandes. Letzterer symbolisiert dabei das menschliche Leben, das von der schnell vergehenden Zeit bedroht wird. Recht beeindruckend und ausdrucksstark ist auch das ergänzende Bild des Sandes, der dem Menschen durch die Hand läuft, und nur \"Formlosigkeiten\" bildet, während es doch eigentlich um dauerhafte Bauten o.ä. geht. Ein weiteres sehr gelungenes Bild liegt in den Zeilen III,3-III,5 vor: Es geht um einen ständigen Weg nach oben, bei dem man sich selbst eine Treppe mit entsprechenden Stufen zimmern muss.
. Besonders die dritte Versgruppe, die eine Art Zentrum des Gedichts ist, lebt von sehr feierlichen, philosophisch klingenden Formulierungen. Überhaupt lebt das Gedicht von einem gewissen Pathos.
. Sehr gelungen erscheint auch der Ringschluss: Das Bild des Anfangs wird am Schluss noch einmal aufgenommen, das Gedicht selbst kann als eine erfolgreiche Umsetzung des \"Vorschlags\" angesehen werden - auch es selbst ist ein Pfahl gegen die dahinschießende Zeit.

5. Sinn/Stellungnahme
. Damit sind wir bereits bei der Frage nach der Bedeutung, dem Sinn dieses Gedichts: Es trifft existenzielle Frage des Menschseins: Warum bin ich überhaupt auf dieser Welt? Was kann ich gegen den Tod tun?
. Die Antwort ist etwas individualistisch, wie es dem Künstlerdasein entspricht - ein Maurer oder ein Techniker würde vielleicht mehr die Gemeinsamkeit der Anstrengungen betonen, sich als wichtiges Teil eines Ganzen verstehen. Hier liegt auch ein kritischer Punkt, wie sähe eine Welt aus, in der jeder Mensch versuchen würde, etwas Einmaliges zu sein, nicht so wie die Anderen? Aber die Antwort hängt natürlich davon ab, wie das zu verstehen ist.
. Auf jeden Fall wird man beim Lesen dieses Gedichts erinnert an eine der Eingangsszenen des Films \"Der Club der toten Dichter\", wo die Schüler von ihrem neuen Englischlehrer zu den Bildern früherer Schülergenerationen geführt werden, die längst verstorben sind. Auch dort entsteht ein sehr intensiver, appellativer Impuls, aus dem kurzen eigenen Leben etwas Bleibendes zu schaffen.
. Kritik kann man vielleicht auch an dem Optimismus Kunerts üben, mit dem er glaubt, jeder Mensch könne ein einmaligen und bleibendes Denkmal seiner Existenz errichten, aber als Appell bzw. als Vorschlag ist es überaus gelungen - und erreichen wird die Absicht dieses Gedichts sowieso nur die, die unter der Vergänglichkeit leiden und Sehnsucht nach ein bisschen Unsterblichkeit haben...

 
 

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