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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Interpretation: augenblicke von w. h. fritz


1. Drama
2. Liebe



Die hier zu interpretierende Kurzgeschichte "Augenblicke", wurde von Walter Helmut Fritz geschrieben. W. H. Fritz wurde 1929 in Karlsruhe geboren. Er studierte neue Sprachen, wurde Gymnasiallehrer und später Universitätsdozent. Später jedoch arbeitete er als freier Schriftsteller.

In seiner Kurzgeschichte wird der heutige alltägliche Konflikt einer ausgewählten Mutter-Tochter Beziehung dargestellt: Die Tochter (Elsa) ist zwanzig und arbeitet. Die Mutter ist Witwe und oft allein. Deshalb sucht sie verzweifelt den Kontakt zu ihrer Tochter. In dem Text geht es darum, nicht immer an sich selbst zu denken, zu schauen, wie es dem anderen geht und warum es ihm so geht.

Die Tochter kann nicht nachvollziehen, was ihre Mutter durchmacht und warum sie tut, was sie tut (Z. 7-10). Elsa ist ziemlich selbstständig, denn sie arbeitet bereits (Z. 40). Sie ist dennoch nicht sehr einfühlsam, sonst könnte sie die Situation ihrer Mutter sicher besser verstehen. Sie scheut den Kontakt zu ihr. Geht, wenn sie kommt oder schützt Arbeit vor, nur um in keinen Dialog oder gar ein Gespräch mit ihr zu treten (Z. 11-13). Selbst, als sie die Wohnung verlässt, verabschiedet sie sich nicht einmal von ihr, wegen dieser Angst (Z. 24). Am liebsten würde sie sofort ausziehen. Aber es ist der Tag - oder besser gesagt der Nachmittag - vor Weihnachten. In der Eile hat sie vergessen, die Adresse der Wohnungsvermittlung mitzunehmen. Nach einer Weile sucht sie nicht mehr, sondern läuft nur noch umher - nur weit weg von ihrer Mutter. Sie wollte nicht nach Hause. Erst, wenn sie sich sicher war, dass ihre Mutter schon schliefe. Denn sonst müsste sie ihr noch "Gute Nacht" sagen müssen. Aber als sie abends in ihrem Zimmer sitzt, wird ihr erst klar, dass sie gar nicht ausziehen kann (Z. 52-54).

Ihre Mutter ist allein. Ihr ist oft langweilig, und sie ist oft krank. Wenn sie ausziehen würde, wer würde nach der Mutter sehen? Sie hatte doch niemanden sonst. Die Mutter dagegen ist einfach nur einsam. Sie ist verzweifelt, dass ihre eigene Tochter nichts mehr mit ihr zu tun haben will (Z. 18). Sie geht ihr schon so oft wie möglich aus dem Weg (Z. 45-46). Sie geht nicht in ihr Zimmer. Aber wenn die Sehnsucht zu ihr größer wird, begegnen sie sich auf "neutralem" Boden wie Bad oder Flur (Z. 45-46). Aber nur, wenn Elsa "zufällig" da ist. Sie weiß, dass sie ihrer Tochter ziemlich auf die Nerven geht, weiß sich aber keinen anderen Rat.

Beide verstecken ihre Gefühle dem Anderen gegenüber. Durch diese Distanz in der kleinen Wohnung ist ein Gefühl von Peinlichkeit entstanden, wenn sie sich doch einmal treffen - ob mit oder ohne Absicht.

Es gibt keine Einleitung in den Text und kein Ende am Text. Beides sind Kennzeichen einer Kurzgeschichte. Beides würde den Inhalt der Geschichte auch nur unnötig verlängern.

Der Erzähler hat eine auktoriale Erzählperspektive (ausgenommen ist die wörtliche Rede). Er hat Überblick über das Geschehen, weiß aber auch, was im Inneren der Figuren vor sich geht. Durch kurze Kommentare und Einmischungen wird das bemerkbar (Z. 9 "... behext, entsetzt, gepeinigt...").

Der Erzählerstandort ist eindeutig vom Geschehen distanziert. Die Kurzgeschichte gleicht eher eine Beobachtung.

Die Erzählhaltung ist sehr sachlich. Nichts wird bewertet oder übertrieben. Die - schon erwähnte - Beobachtung wird - um es am besten darzustellen - beschrieben.

Die Handlung ist kontinuierlich. Alles wird in chronologischer Reihenfolge erzählt. Innere und Äußere Handlung wechseln sich ab: Jemand tut etwas, dann sieht man in die Figur hinein, warum sie es getan hat (Z. 5-10).

Da es in der Geschichte um eine Beziehung zweier Menschen zueinander geht ist die Handlung einsträngig. Es zieht sich ein "roter Faden" durch sie hindurch.

Man findet verschiedene Syntax. Das meiste jedoch ist Hypotaxe (Z. 1-3, 7-10 ). Es gibt auch viele Ellipsen (Z. 4). Und auch Parallelismen (Z. 5-6). Allerdings findet man Ellipsen auch am Ende (Z. 42) und Parallelismen hauptsächlich am Anfang der Geschichte aber auch am Ende, was wiederum mit der Handlung zu tun hat. Am Anfang sind es zwei Figuren. Eine tut etwas und die andere reagiert darauf (auf Aktion folgt Reaktion). Da es aber in dieser Geschichte um ein gespanntes Verhältnis geht, drückt sich die Spannung in den Parallelismen und in den Ellipsen am besten aus. Ab Zeile 24 bis 42 wird nur noch von einer Figur gesprochen und darüber, was sie denkt und tut. Dort gibt es fast nur noch Hypotaxen und Parataxen. Man könnte also sagen, dass immer, wenn es um Elsa allein geht, Hypotaxen zu finden sind. Wenn es um Elsa und ihre Mutter oder um Elsa, die an ihre Mutter denkt geht, findet man an den betreffenden Textstellen Ellipsen und Parallelismen (Z. 46).

Die Erzählzeit ist nicht sehr lang - wie in jeder Kurzgeschichte. Die Erzählte Zeit erstreckt sich dagegen über einen ganzen Tag.

Im Sprachstil ist kein Dialekt zu finden. Der Text ist in einem Hochdeutsch geschrieben, welches der Umgangssprache sehr nahe ist. Metaphern und Personifizierungen sind sehr rar. Eine Metapher findet sich in Zeile 9 "... Nerven freilegt." Eine Personifizierung in der Zeile 54 "... die Nacht mit ihrer entsetzlichen Gelassenheit."

Die Sätze sind in der Regel kurz und erläutern nur das Wichtigste (Z. 48). Es gibt keine längeren Ausschweifungen, welche nichts mit der Kurzgeschichte zu tun haben. Alles ist sachlich.

Aber was hat der Titel mit der Kurzgeschichte zu tun? "Augenblicke"?

Es sind die Augenblicke, die alles so verzwickt machen. Die Augenblicke, in denen die Mutter mit der Tochter reden möchte oder einfach nur bei ihr sein will. Die Augenblicke, in denen die Tochter allein sein will. Und die Augenblicke, in denen beides zusammenkommt.



Der Text spiegelt eine Situation wieder, die es heute sicher öfters gibt als es früher jemals gab. Mütter, dich sich nicht von ihren Kindern trennen können und Kinder die es nicht nachvollziehen können, länger bei den Eltern wohnen zu bleiben, als nötig, da sie eigenständig werden und sein wollen. Das Problem hier ist nun, dass sich Elsa am Ende für ihre Mutter verantwortlich fühlt, was ethisch sicher richtig, pädagogisch aber eine völlige Katastrophe ist.

Eine Lösung für das Problem wäre, dass beide einmal miteinander sprechen würden. Keiner weiß, was in dem Anderen vor sich geht.

 
 



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