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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Inhaltsangabe "schlafes bruder


1. Drama
2. Liebe

Der Roman"Schlafes Bruder"(1992,1994,1998) von Robert Schneider erzählt Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die fiktive Geschichte des genialen Johannes Elias Alder aus dem vorarlbergischen Dorf "Eschberg", dessen verstocktes und konservatives Umfeld seine Begabung weder erkennt noch fördert und sie deshalb verkommen lässt.
Am 24. Juni 1803 wird Johannes Elias Alder als Sohn des Dorfbauern Joseph "Seff" Alder und seiner Frau Agathe, der "Seffin", geboren. Dass sein wirklicher Vater der Dorfpfarrer Eschbergs, Kurat Elias Benzer, ist, wird angedeutet. Zweiundzwanzig Jahre später stirbt Johannes Alder, nachdem er sieben Tage nicht geschlafen hat, an Atemlähmung. Ihm zur Seite steht sein Cousin Peter Elias Alder, fünf Tage später geboren, der Johannes' besondere Begabung intuitiv erfasst. Johannes entdeckt mit fünf Jahren, dass er eine besondere Wahrnehmungsfähigkeit besitzt. In einer ausführlich beschriebenen Vision hört und sieht er "das Universum tönen"(S.34). Das heißt, sein Hörsinn hat sich in einem unvorstellbaren Maß vervielfacht, so dass er beispielsweise "das Rauschen im Haar der Tierfelle" oder "das dumpfe Schaben von Textilien auf Menschenhäuten"(S.37) zu hören vermag. Begleitet wird das Hörwunder von Deformationen und Mutationen des kindlichen Körpers. Bleibende Veränderungen sind die gelben Pupillen in seinen Augen, die frühzeitige Pubertät und die Bassstimme. Auch kommt ihm dabei erstmals "das Herzschlagen jenes Menschen, der ihm seit Ewigkeit vorbestimmt war"(S.38), zu Ohren: der embryonale Herzschlag seiner noch ungeborenen Cousine Elsbeth, Peters Schwester. Seither gilt ihr die unausgesprochene Liebe des Johannes.
Aufgrund seiner körperlichen Missbildungen wird das Kind, besonders von seiner Mutter, als besessen angesehen und von den anderen ferngehalten. Zwei Jahre lang wird Elias im Bubengaden eingesperrt und von den anderen Kindern Eschbergs vor dem Fenster seines Gefängnisses verhöhnt. Nur zu Peter, der ständig unter seinem Gefängnis steht, ohne ihn zu beleidigen, entwickelt sich eine stumme, aber enge Beziehung. Die gesamte Kindheit des Elias ist gekennzeichnet durch Unverständnis und Ablehnung, selbst durch die Eltern und den älteren Bruder Fritz. Einziger Lichtblick in dieser Zeit ist die Geburt Elsbeths, deren Herzschlagen er jubelnd als "Klang der Liebe"(S.52) bezeichnet.
Mit zehn Jahren gleicht er mit seiner Bassstimme und Bartwuchs einem erwachsenen Mann, die geistige Entwicklung und seine Körpergröße entsprechen hingegen seinem wahren Alter.
Schon bald lernt Elias sein außergewöhnliches Hörvermögen einzusetzen. Da er seine Bassstimme, die ihm mit seinen zehn Jahren überall im Dorf nur Missgunst und Verachtung einbringt, hasst, versucht er seine Stimme zu modulieren und ihr einen anderen Klang zu verleihen. Nach langem und stetigem Üben ist er in der Lage, seiner Stimme einen weichen, warmen Ton zu geben.
Vom Orgelspiel fasziniert, bringt er es sich binnen einer Nacht selbst bei.
Am 24. Dezember 1815, als fast alle Eschberger in der Weihnachtsmesse sind, bricht im Dorf ein verheerendes Feuer aus. Elias gelingt es, Elsbeth aus dem brennendem Gehöft ihres Vaters vor dem Feuer zu retten und spürt dabei wieder ihren Herzschlag.
Während die Eschberger die Brandnacht im Frühling erfolgreich verdrängen oder schon fast wieder vergessen haben, entfremdet sich Johannes Elias innerlich immer mehr von seiner Familie und seinem vorher so geliebten Vater.
Bei häufigen, nächtlichen Ausflügen in die Kirche, in der die Orgel Eschbergs steht, perfektioniert er sein Orgelspiel. Das und seine Gedanken an Elsbeth bieten ihm in dieser Zeit Trost sowie Rückhalt.
Als ein Schauprediger in dem Dorf auftritt, fühlt sich Elias besonders von der Aussage berührt, dass man keine Stunde seines Lebens mit Schlaf zubringen dürfe ("Wer schläft, liebt nicht!" S.103), um einen Menschen immer zu lieben.
Krank vor Liebe zu Elsbeth, fasst er den Entschluss um ihre Hand anzuhalten. Dieser Plan wird aber dadurch zerstört, dass Peter ihm die Schwangerschaft Elsbeths von Lukas Alder, einem anderen Verehrer aus dem Dorf, verkündet.
Auf diesen Beweis der Sinnlosigkeit aller Hoffnung, wendet Elias sich von Gott ab. Voller Schmerz über die Unmöglichkeit der Liebe zu Elsbeth geht er in dieser Nacht in die Kirche und klagt Gott an. Seine anfängliche Trauer steigert sich in rasende Wut, bis ihm die Vision eines wehrlosen, zerlumpten und von Wunden übersäten Kindes erscheint. Er ahnt, dass ihm Gott in Gestalt dieses Kindes begegnet. Am darauffolgenden Morgen wird er ohnmächtig in der Kirche aufgefunden. In dieser Nacht hat er seine ursprüngliche grüne Augenfarbe anstelle der gelben zurückerlangt. Dies ist das äußere Zeichen dafür, dass Gott Elias von der Liebe zu Elsbeth befreit hat (S.149). Selbst als diese heiratet, bleibt er davon ungerührt.
Als eines Tages der Domorganist zu Feldberg, der nächst größeren Stadt bei Eschberg, in dem Auftrag in das Dorf kommt, eine Zählung sämtlicher Orgeln des Landes vorzunehmen, findet er eine nur fünfstimmige Orgel und den "grandiosesten Organisten" (S.161) , den er jemals gehört hat. Er lädt Elias, begeistert von dessen schier unmöglichem Können, zu einem Orgelwettbewerb nach Feldberg ein.
Dort muss ihm, da er nicht imstande ist, Noten zu lesen, lediglich die Melodie des Kirchenliedes, über das er spielen soll, gezeigt werden. Er ist von vornherein von dem Choral "Kömm, o Tod du Schlafes Bruder" (S.173) gefangengenommen und stellt in seinem Spiel seine Vorgänger völlig in den Schatten. Elias bietet mit seiner Improvisation einerseits eine Auseinandersetzung mit dem Tod, andererseits auch ein Resümee seines bisherigen Lebens. Mit diesen für unmöglich gehaltenen Kombinationen und Konstellationen der einzelnen Akkorde versetzt er seine Zuhörer in eine Art Hypnose (S.178), die die Zeit vergessen macht. Nach mehr als zweistündigem Spielen endet Johannes Elias körperlich völlig erschöpft und erntet tosenden Applaus. Er wird zum Sieger dieses Wettbewerbs gekürt und alle anwesenden Musikprofessoren sind von seiner Genialität begeistert.
Elias selber tritt mit Peter den Heimweg an und beschließt, sein Leben neu und ohne zu schlafen zu leben. Er glaubt, dass Gott ihm Elsbeth verweigert, weil er sie nur halbherzig geliebt habe, denn während des Schlafs habe er sie nicht lieben können.
Peter wird Zeuge eines langen und qualvollen Selbstmordes, bei dem sich Elias mit Hilfe von stimulierenden und berauschenden Substanzen aus dem Wald sieben Tage und sieben Nächte lang wach hält. Am siebten Tag vervielfacht sich sein Gehör noch einmal bis zur Aufnahme kleinster Schwingungen, bevor er am 9. September 1825 an einer Atemlähmung, hervorgerufen durch eine Überdosis an Tollkirschen, stirbt.
Peter beerdigt seinen Freund am darauffolgenden Tag.

 
 

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