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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Homosexualität


1. Drama
2. Liebe

Homosexualität bezeichnet die sexuelle Neigung zu Partnern des gleichen Geschlechts. Der Begriff Homosexualität ist eine hybrine Wortbildung aus dem 19. Jahrhundert, geprägt von dem Arzt und Psychiater Karl Maria Kertbeny aus griech. homo-: gleich, gleichartig und lat. sexus: das männliche und weibliche Geschlecht.



Homosexuelle Männer werden auch als schwul ( von schwul = drückend heißt; in dieser Bedeutung seit dem 18. Jahrhundert schwül als Parallelbildung zu "kühl" oder von "Schwulität" = Schwierigkeit, Bedrängnis, peinliche Lage), Frauen als lesbisch ( nach der griechischen Insel Lesbos, Heimat der frauliebenden Dichterin Sappho ) bezeichnet. Ursprünglich abwertend gebraucht, wurde die Bezeichnung " schwul" später im Rahmen der Emanzipationsbewegung von der Schwulenszene selbst, auch als politischer Kampfbegriff, übernommen und damit die abwertende Bedeutung so weit zurückgedrängt, dass sie heute sogar im Sprachgebrauch der Gesetzgebung auftaucht. In der Jugendsprache findet sich das Wort schwul dagegen immer noch als Schimpfwort, das als Synonym für langweilig, weichlich bzw. enervierend benutzt wird.



Als Überbegriff für Lesben und Schwule hat sich auch das Wort Queer eingebürgert, dies schließt dann meist Transgender mit ein. Daneben findet die Bezeichnung Gays für Schwule rasche Verbreitung.







1. Schattierungen zwischen homo und hetero


Während in der Europäischen Kultur Homosexualität erst in den letzten Jahrzehnten ihre Position als Tabuthema verloren hat, was auch an der Macht der Kirchen lag, ist die hiesige Debatte über Homosexualität in manchen anderen Kulturen fast unbekannt. Dort wird weniger streng zwischen homo und hetero unterschieden, was der Charakteristik der menschlichen Sexualität, in der es nach Ansicht mancher weder Schwarz noch Weiß gibt, eher gerecht werden dürfte. Vielmehr gibt es wohl verschiedenste Abstufungen zwischen Homo- und Heterosexualität, in dessen Mitte sich die Bisexualität einordnen lässt. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass jeder Mensch ein bisschen bi ist, manche mehr, manche weniger.



Ein Lebensstiel, der eine Kategorisierung in die klassischen Rollenkategorien ablehnt, ohne jedoch explizit auf die Sexualität zu beziehen, nennt sich Metrosexualität.




2. Coming-Out




Bei den meisten eher homosexuell empfindenden Menschen kommt es im Laufe ihres Lebens zu einem so genannten Coming-Out, d. h. zu der Erkenntnis, dass die gleichgeschlechtliche Liebe bevorzugt wird. Bei manchen geschieht dies schon im Alter von 11 Jahren, andere sind sich erst mit 40 Jahren über ihre eigentliche sexuelle Orientierung im klaren. Die meisten dürften ihr Coming-Out im Schulalter haben, also etwa zum Zeitpunkt der Pubertät. In diesem jungen Alter trauen sich viele nicht, Hilfe von anderen zu erbitten, besonders dann, wenn sie bemerken, dass ihre Neigung gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Selbst die eigenen Eltern werden oft nicht über den eigenen Zustand informiert. Werden die Betroffenen mit ihren Sorgen allein gelassen, kann das Coming-Out in eine Lebenskrise führen, die sich bis hin zu Selbsttötungsabsichten steigern kann. Beratungsstellen in den größeren Städten und Info-Seiten im Web versuchen den jungen Menschen zu helfen, ihre Homosexualität anzunehmen. Tatsächlich ist die Selbsttötungsrate bei pubertierenden Homosexuellen signifikant höher als bei gleichaltrigen Heterosexuellen.

3. Regenbogenfamilien


Ein biologisches und demografisches Phänomen liegt darin, dass homosexuelle Partner gemeinsam keine Nachkommen zeugen können, vielmehr dazu der Hilfe eines gegengeschlechtlichen Nicht-Partners bedürfen. Dennoch wachsen (zunehmend) Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auf. Die Wissenschaft diskutiert dieses Phänomen zunehmend unter dem Begriff Regenbogenfamilien.




4. Ursachen


Die Ursachen der Homosexualität sind unbekannt; es werden zwar immer wieder körperliche oder psychische Faktoren entdeckt, die sich aber im Allgemeinen nicht empirisch belegen lassen.

Inzwischen geht die Wissenschaft davon aus, dass die sexuelle Orientierung schon vor der Geburt angelegt wird (ebenso wie die Geschlechtsidentität); erst im Lauf des Lebens führen dann auslösende Ereignisse zur Ausprägung der homosexuellen Neigung.

Der wissenschaftliche Streit über die Ursachen ist uralt. So lange jedes homosexuelle Verhalten strafbar war, waren die Argumentationen in diesem Streit oft von dem Bestreben geleitet, entweder die \"Unausweichlichkeit\" homosexuellen Verhaltens zu belegen und damit die Forderung nach dessen Straflosigkeit zu begründen oder aber es als Erscheinung \"moralischen Verfalls\" zu kennzeichnen, dem mit Bestrafung entgegengewirkt werden müsse. In der Schwulen- und Lesbenbewegung wird die Forschung nach Ursachen der Homosexualität oft kritisch gesehen, weil die Erforschung der Ursache nur einem Zweck dienen könne, nämlich diese abzuschalten, d. h. - wie man befürchtet - als schwul bzw. lesbisch vermutete Föten abzutreiben oder ggf. gentechnische Korrekturen vorzunehmen.

Hinzu kommt, dass eine objektive Ursachen-Forschung auch die

Untersuchung der Ursache von Heterosexualität einschließen müsste.



4.1 Genetische Ursachen


1993 wollte der amerikanische Forscher Dean Hamer ein \"Schwulen-Gen\" auf dem X-Chromosom entdeckt haben, das für die männliche Homosexualität mitverantwortlich sein soll. Es handelt sich dabei um einen Bereich auf dem X-Chromosom, einen so genannten genetischen Marker, der bei einem bestimmten Typ von Homosexualität etwas wahrscheinlicher vorkam als bei anderen. Die Annahme schien sich zunächst zu bestätigen, weil eineiige Zwillingsbrüder, die diesen Chromosomenabschnitt trugen, beide schwul waren. Eine Nachuntersuchung des Jahres 1999 an 46 eineiigen Zwillingsbrüderpaaren relativierte allerdings die Existenz des Schwulen-Gens, weil nur bei rund der Hälfte der untersuchten Zwillingspaare in beiden Fällen Homosexualität auftrat. Die Ergebnisse zeigten nun auch keinen eindeutigen Bezug mehr zwischen männlicher Homosexualität und den Genorten am X-Chromosom. Es gibt auch Berichte, wonach Onkel mütterlicherseits von Schwulen häufiger schwul sind, als bei Heterosexuellen.



4.2 Evolutionstheoretischer und sozialer Nutzen der Homosexualität




In der Wissenschaft gibt es inzwischen Vorstellungen, dass Homosexualität der Arterhaltung dient, also auch im Sinn der Evolutionstheorie einen Nutzen hat, da sie dafür sorgt, dass sich eine größere Anzahl von Menschen um ein neugeborenes Kind kümmern kann. Unterstellt wird hierbei, dass eher homosexuell Veranlagte keine eigenen Kinder zeugen, jedoch ihre genetisch nah verwandten Neffen und Nichten mitversorgen, wodurch letztlich auch ihre Gene eine Chance auf Fortbestand haben. Gegen diese Idee spricht jedoch, dass eher homosexuell Veranlagte im Schnitt meist genauso viele Kinder zeugen, wie eher heterosexuell Veranlagte. Dies lässt vermuten, dass gleichgeschlechtlicher Sex, wie Sex allgemein, eine soziale Funktion erfüllt.

Ein anderer Zugang zur Sexualitätsthematik ist die Frage, warum es überhaupt die Norm der Heterosexualität gibt und alles andere als Abweichung gesehen wird. In bestimmten Gender Studies wird analysiert, dass der Heterosexismus und Heteronormativität Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind und die Homosexualität eine soziokulturelle Konstruktion darstellt.

In neueren Studien von Homophobie wurde festgehalten, dass die Unterdrückung von Homosexuellen und eine Ächtung der Homosexualität vor allem in Gesellschaften stattfindet, die eine strikte Trennung der Geschlechter zur Norm erheben, meistens mit dem Ziel, die Herrschaft der Männer über die Frauen zu sichern. Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass Homosexuelle durch ihre männlichen und weiblichen Persönlichkeitsanteile eine Art Brückenfunktion zwischen den Geschlechtern einnehmen. Ihre biologische Aufgabe wäre es dann, zum gegenseitigen Verständnis und zur gegenseitigen Akzeptanz von Mann und Frau beizutragen.




5. Homosexualität und Gesellschaft


Die soziale Stellung Homosexueller variiert je nach Kultur stark; sie reicht von Verehrung über Akzeptanz, Duldung, Ablehnung bis zur Todesstrafe. Letztere wird in manchen islamischen Ländern und Kulturen noch heute praktiziert.

5.1 Homosexualität und Medizin


Homosexualität wurde 1993 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus ihrem Krankheitenkatalog (ICD) gestrichen.



5.2 Homosexualität zur NS-Zeit


In Deutschland war gleichgeschlechtlicher Sex lange Zeit eine als widernatürliche Unzucht bezeichnete Straftat. Viele Homosexuelle waren in der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern interniert, männliche Homosexuelle nach dem § 175 StGB, sie wurden mit dem rosa Winkel gekennzeichnet; weibliche Homosexuelle als Asoziale (da der § 175 nur die männliche Homosexualität unter Strafe stellte). Eine Entschädigung von staatlicher Seite hat nie stattgefunden. Noch heute wird Homosexualität in radikalpolitischen Gruppen und konservativ-kirchlichen Kreisen als widernatürlich bezeichnet.




5.3 Homosexualität heute


Historiker kamen inzwischen zu der Erkenntnis, dass ausschließliches Ausleben der Homosexualität eine moderne kulturelle Erscheinung ist. Allerdings waren gleichgeschlechtliche Ehen im römischen Reich der frühen Kaiserzeit durchaus üblich; ebenso gab es über Jahrhunderte in der Ostkirche den Ritus der gleichgeschlechtlichen Freundschaft, der einer Eheschließung z.T. sehr nahe kam. Die Kulturgeschichte belege, dass homoerotische Neigungen mal mehr, mal weniger öffentlich zu allen Zeiten und in allen Kulturen ausgelebt wurde. Auffällig ist aber, dass bis in die jüngste Zeit hinein homosexuelle Männer nicht seltener Vater wurden als heterosexuelle. Dies zeigt, dass Homosexuelle oft ein bisexuelles Leben führen oder ihre Homosexualität nicht offen ausleben und sogar Scheinehen eingehen, um gesellschaftliche Ächtung zu vermeiden. Aus diesem Grund entwickelte sich auch in allen gesellschaftlichen Kulturen, welche die Homosexualität negativ einstuften, eine homosexuelle Subkultur. Auf der anderen Seite entwickelt sich langsam auch die Vorstellung, dass auch für eher heterosexuelle Menschen homosexuelle Erfahrungen zum Erfahrungsschatz gehören können.



5.4 Homosexualität und Beruf
Ein besonders Problem ergibt sich für Homosexuelle, die z. B. öffentlich Angestellt sind (Lehrer, Politiker) oder einer Beschäftigung im christlich-religiösen Leben nachgehen (Priester). Schwule Lehrer werden wegen angenommener Beeinflussung der Schüler oft mit erheblichem Druck abgelehnt. Politiker, die offen zu ihrer Homosexualität stehen, konnten sich erst in jüngerer Zeit profilieren. Schwule oder lesbische leitende Angestellte (auch Manager) sehen sich meist selbst als kompromittierbar (erpressbar) und leben häufig in (Schein-)Eheverhältnissen. Katholische Geistliche mit homosexueller Veranlagung werden noch heute als nicht existent bzw. nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar verleugnet.




5.5 Prominente Homosexuelle


Inzwischen gibt es eine Reihe Prominenter, die sich, zum großen Teil freiwillig, z.T. aber auch durch \"Zwangsouting\", zu ihrer Homosexualität bekennen, um so der Homosexualität ihre \"Anrüchigkeit\" zu nehmen.

Hierzu gehören u.a.:

· Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin

· Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen

· Ole von Beust, Erster Bürgermeister von Hamburg

· Alfred Biolek, Moderator bei der ARD

· Hape Kerkeling, Moderator bei Pro Sieben, RTL und ZDF

· Rosa von Praunheim, Regisseur

· Hella von Sinnen, Moderatorin

· Ulrike Folkerts, Schauspielerin, seit 1989 bekannt als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal

6. Klischees über Homosexualität


Früher wurde häufig angenommen, dass es sich bei Homosexuellen um Menschen handle, bei denen nicht nur der Geschlechtstrieb sondern auch die Geschlechtsrolle invertiert sei; daher das heute noch geläufige Vorurteil von den weibischen Schwulen und den männlichen Lesben. Dies lässt sich empirisch nicht belegen. Im Gegenteil: Viele männliche Schwule geben sich gar nicht weibisch, sondern in Leder-Clubs der SM-Szene oft sogar extrem männlich.

Inzwischen ist wissenschaftlich gesichert, dass Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung zwei voneinander getrennte Ausprägungen sind.




7. Gesetzliche Regelungen in Deutschland


Der § 175 StGB wurde in der Bundesrepublik Deutschland erst 1969 dahingehend liberalisiert, dass ein Schutzalter von 21 Jahren eingeführt wurde, das 1973 auf 18 Jahre gesenkt wurde. Der entsprechende § 151 wurde 1988 in der DDR gestrichen. In der Bundesrepublik Deutschland vollzog sich dieser Schritt beim § 175 1994.

 
 
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