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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Historische entwicklung


1. Drama
2. Liebe



1848 und danach: Die Welle bürgerlicher Revolutionen erfaßt 1848 auch den Vielvölkerstaat der Habsburger. Das Metternichsche System polizeistaatlicher Ordnung wird hinweggefegt. Kaiser Ferdinand I. muß unter dem Druck der Straße eine der Hauptforderungen der Märzrevolution, die Presse- und Meinungsfreiheit, offiziell gewähren. Sie wird am
30.März im " Provisorischen Preßgesetz" formuliert, das allerdings nie in Kraft tritt, da es die Regierung bereits am nächsten Tag wieder zurückzieht.
Trotzdem erscheinen wenig später, wenn auch ohne kaiserliche Sanktion, Verordnungen, die unter anderem die Gewerbefreiheit erlauben (d.h. das Verlegen von Zeitungen erfordert keine Konzession mehr ) und die so einen wahren Boom an Zeitungsneugründungen auslösen. Gibt es noch am Vorabend der großen Revolution in Wien nur drei täglich erscheinende Zeitungen, so sind es jetzt mehr als achtzig, die die Entwicklung natürlich auch meinungsbildend zu beeinflussen suchen.
Die Presse wird sich ihrer Macht bewußt. So zeigt etwa die "Constitution", das auflagenstärkste Blatt der Revolution, durch ihr Motto "Freiheit und Arbeit" den endgültigen Bruch mit der Vergangenheit an.
Doch die "revolutionäre" Pressefreiheit ist nur von kurzer Dauer. Schon im Herbst 1848 sind die alten Verhältnisse wiederhergestellt. Die weitgesteckten Zielsetzungen der Revolution sind nicht zu verwirklichen - dennoch, die Entwicklung bleibt nicht folgenlos. Das Interesse der Bevölkerung an öffentlichen Angelegenheiten ist erwacht. Breite Schichten der Bevölkerung wollen erstmals aktiv am öffentlichen Leben teilnehmen und es entsteht ein wachsendes Potential an aufmerksamen, politisierten Lesern, das auch die Ära des Nationalabsolutismus zwischen Revolution und Umwandlung Österreichs in eine konstitutionelle Monarchie im Februar 1861 überdauert.
Der Aufschwung kommt mit dem Liberalismus, und Zeitungen wie die "Neue Freie Presse" (gegründet 1864 in Nachfolge der "Presse" von 1848), der "Pester Lloyd" oder das "Prager Tagblatt" repräsentieren in Format und Inhalt einen eigenen Typus, der auch international anerkannt wird.
Der Wiener Börsenkrach von 1873 und die folgende schwere Wirtschaftskrise geben jedoch Anstoß zu einem Klima- Umschwung. Die soziologischen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, die der Industrialisierungsprozeß mit sich bringt, führen zu einer Emotionalisierung und Radikalisierung des politischen Denkens und Verhaltens und bilden einen fruchtbaren Boden für die Entwicklung der Partei- und der den Parteien nahestehenden breit gefächerten Gesinnungspresse. Daneben entwickelt sich auch eine stark ausgeprägte, profilierte Lokalpresse, die sich besonders bei den breiten Massen großer Beliebtheit erfreut. In der Form der Sensationspresse (neben der bürgerlichen Volkspresse) wird sie zur Vorläuferin der dann in der Ersten Republik durch die Aufhebung des Straßenverkaufsverbots (1922) zu besonderer Blüte kommenden Boulevardpresse.
Durch den Zerfall der Doppelmonarchie verliert die Wiener Presse beträchtliche Absatzmärkte, während die neue staatsrechtliche Lage zu einem Erstarken der Zeitungen in den nunmehrigen Bundesländern führt. Die - durch die Geldentwertung beschleunigten - sozialen Umschichtungen wirken sich nachteilig auf die sogenannte Großpresse aus; fördern hingegen die Entwicklung der Parteienpresse, aber auch der unpolitischen Sensations- und Massenpresse. Die 1900 gegründete kleinformatige "Illustrierte Kronenzeitung" wird mit einer Auflage von etwa 190.000 Exemplaren zur auflagenstärksten Tageszeitung der jungen Republik. Insgesamt hat die österreichische Tagespresse 1925 eine Auflage von rund 1,5 Millionen Exemplaren, wovon allerdings 1,2 Millionen auf die Hauptstadtpresse entfallen.
Besonders der autoritäre Ständestaat (ab 1934) bringt politische Veränderungen, die für die österreichische Presse einschneidende Folgen haben. Mißliebige Drucker und Verleger werden mit Konzessionsentzug bedroht.
Die generelle Unterdrückung der Meinungsvielfalt erfolgt allerdings erst 1938. Es erfolgt eine drastische Reduzierung der Zeitungstitel.

Der Wiederaufbau oder die neue Gründerzeit (1945-1959):

Am 21.April 1945 erscheint die erste Tageszeitung einer Besatzungsmacht, die von den Sowjets herausgegebene "Österreichische Zeitung". Die Alliierten allein gründen nun Zeitungen oder vergeben Lizenzen zur Gründung von Presseorganen. Am 23.April 1945 erscheint mit sowjetischer Genehmigung erstmals das Dreieinigkeitsblatt "Neues Österreich", das den Alliierten ein ruhiges, konfliktfreies Klima zwischen den neuen demokratischen Parteien und den demokratischen Aufbruch des Landes signalisieren soll.
Die unter amerikanischer Schirmherrschaft im Juni 1945 entstehenden parteiunabhängigen Zeitungen "Salzburger Nachrichten", "OÖ Nachrichten" und die zusammen mit den Franzosen gegründete "Tiroler Tageszeitung" werden schon nach wenigen Wochen österreichischen Eigentümern übertragen. Ab August 1945 treten neben die Blätter der Besatzungsmächte und die unabhängigen Neu- und Wiedergründungen die von den Alliierten zugelassenen Zeitungen der demokratischen Parteien. So entstehen die "Arbeiterzeitung" der Sozialisten , das "Kleine Volksblatt" der ÖVP und die "Österreichische Volksstimme" der KPÖ. Der von den Amerikanern im August 1945 gegründete "Wiener Kurier" bringt ungewohnte Elemente des angelsächsischen Journalismus nach Österreich und steht am Anfang des Boulevardjournalismus. In der britischen Besatzungszone kommt es zur Wiedergründung der "Kleinen Zeitung", die schnell zum auflagenstärksten Blatt in der Steiermark und dann auch in Kärnten wird. Allerdings greifen parallel zur Unterzeichnung des Staatsvertrages (1955) und dem nachfolgenden Abzug der alliierten Truppen immer mehr Leser zu parteiunabhängigen Zeitungen. Das wachsende Bedürfnis, sich zu unterhalten, läßt das Interesse der Medienmacher am Boulevard erwachen. 1954 bringen drei Verlage aus den Bundesländern gemeinsam den "Bildtelegraph" als neues Wiener Boulevardblatt heraus. Chefredakteur ist der 28jährige Gerd Bacher, der damit dem Chefredakteur des "Kurier" , Hans Dichand, Konkurrenz macht.
Als der "Bildtelegraph" seine Schulden beim Drucker Fritz Molden nicht mehr bezahlen kann, kommt es 1958 zum Wiener Zeitungskrieg zwischen Molden und Polsterer, die beide Rechte am "Bildtelegraph" geltend machen. Der Streit führt zur Gründung des "Expreß", mit dem Molden und Bacher im Mai 1958 auf den Markt kommen. Der "Kurier" - Eigentümer Polsterer überwirft sich mit seinem Chefredakteur Dichand, der daraufhin die Titelrechte der "Kronenzeitung" von den Erben des Gründers erwirbt ; mit Hilfe des ÖGB-Vizepräsidenten Franz Olah und des Werbefach-mannes Kurt Falk startet er im April 1959 das Projekt "Illustrierte Kronenzeitung".

Konzentration, Konsolidierung und Boulevard (1960-1987):

Die neu gegründete Boulevardzeitung expandiert rasch. Großen Anteil daran hat Dichands Kompagnon Kurt Falk, der neue Managementmethoden am Markt einführt und mit dem Aufbau eines neuen Vertriebsnetzes beginnt. Als die Trafikanten 1962 die Sonntagssperre einführen, erfindet Falk die Selbstbedienungsständer. Durch das Beibehalten des Kleinformates gewinnt die "Krone" auf einen Schlag 50.000 neue Leser. 1965 meldet der ÖGB Besitzansprüche an. Nach jahrelangen Prozessen geht die "Kronenzeitung" zu je 50 % in das Eigentum von Dichand und Falk über.
Unter Konkurrenzdruck wachsen die unabhängigen Zeitungen. Mit der eklatanten Erhöhung der Druckauflage der österreichischen Tagespresse auf 2,4 Millionen Exemplare setzt aber auch ein Pressekonzentrationsprozeß ein. Zwischen 1967 und 1972 stellen gleich fünf Tageszeitungen ihr Erscheinen ein. Die "Krone" erwirbt z.B. von der SPÖ den "Expreß" und der verschwindet damit vom Zeitungsmarkt. Mitte der 70er Jahre erfolgt die Phase der Konsolidierung. Die reichweiten von "Krone", "Kurier" und "Kleiner Zeitung" scheinen festgeschrieben und Innovationen bleiben aus. Mit der Ruhe ist es jedoch 1987 vorbei, als die Parteipresse endgültig ins Trudeln gerät.

 
 



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