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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die fromme helene,


1. Drama
2. Liebe

eine Bildergeschichte in siebzehn Kapiteln, 690 Versen und 180 Zeichnungen erschien 1872. In komischer un satirischer Weise, mit Anleihen aus der phantastischen Literatur, wenn etwa der Teufel mit der Sünderin in den Schlund der Hölle fährt, beschreibt sie in einer teils sehr grotesken Wirklichkeit die Geschichte eines lebenslustigen Mädchens bis zur totalen Entzauberung. Wie in den Comics der früheren Phase wird die Handlung in Bildern dargestellt und durch Zwischentexte, in teils verknappender Sprache, ergänzt. Wilhelm Busch wechselt in sehr lockerer Weise zwischen Paarreim, Wechselreim und umschließendem Reim, verwendet lautmalerische Elemente (Bumm, Klacks, Klickeradoms) und scheut "um des Reimes willen" auch nicht davor zurück, etwa auf "Genius" "Finsternis" zu reimen.
Das Werk richtet sich vor allem gegen den Mief des verlogenen Kleinbürgertums und die religiöse Heuchelei. Helenes Lebensgeschichte wird von zwei Redensarten des bravbiederen Onkels Nolte - dessen Einstellung durch Zipfelmütze und erhobenen Zeigefinger symbolisiert ist - eingelernt.
Der Onkel warnt das Kind "als Mensch und Christ: Oh hüte dich vor allem Bösen!"
Als Helenes Leben in Schimpf und Schande im Feuertod endet freut sich der gute Onkel, als er in eitler Selbstgefälligkeit feststellt:"Ei ja - Da bin ich wirklich froh! Denn Gott sei Dank! Ich bin nicht so!"
Zwischen diesen beiden Szenen beschreibet Busch das Leben der "gar nicht frommen" Helene, das schließlich in der Katastrophe enden muß.
Bereits im ersten Kapitel läßt er auch schmerzvolle Erfahrungen seiner eigenen Kindheit einfließen, wenn er egoistische Lebenslust, das unüberlegte Zeugen von Kinder und deren Weggeben zu Verwandten auf Lande anprangert.
Im 2. Kapitel wird das Mädchen als übermütiges Kind, welches Onkel und Tante recht derbe Streiche spielt, dargestellt. Als sie heranwächst, sammelt Helene ihre ersten Liebeserfahrungen mit ihrem Vetter Franz, der die Schulferien im Hause des Onkels verbringt.
Als Helene nach einer weiteren Schandtat vom Onkel verstoßen wird heiratet sie, wohl mehr aus Opportunismus "Schmöck und Kompanie". Helenes Ehemann stellt sich als trinkfreudiger Dickwanst heraus, der seinen ehelichen Pflichten nicht nachkommen will oder kann und schließlich an einer Fischgräte erstickt.. Ihre Zwillinge empfängt sie von ihrem Jugendfreund Franz, der inzwischen Pater geworden ist.
In seiner Kritik an lüsternden Priestern verläßt Busch die heitere Satiere und betreibt schonungslose Polemik. Die sexuellen Übergriffe des Paters - "er hat nun mal / n' Hang fürs Küchenpersonal" - enden in der Hölle, er wird vom eifersüchtigen Diener Jean mit einer Weinflasche erschlagen.
Helene läßt nicht lange auf sich warten, ihre falsche Reue treibt sie dem in die Arme, ein Feuerunfall beendet ihr Leben:
"Hier sieht man ihre Trümmer rauchen, der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen."
Buschs Verleger fürchtete, die Verspottung des religiösen Heuchlers würde den Staatsanwalt auf den Plan rufen, wie schon beim Erscheinen des "Heiligen Antonius von Padua" (1870),
als Busch sich vor dem Offenburger Kreisgericht wegen "Herabwürdigung der Religion und Verbreitung unzüchtiger Schriften" hatte verantworten müssen.
Der Autor konnte den vorgeschlagenen Änderungen jedoch nich zustimmen. In einem Brief von Bassermann vom 16. Juni 1872 stellt Busch fest: "Schön, daß die Helene so lustig umworben wird! Was Rezessionen anbelangt, so muß ich hier wiederholendlich bekennen, daß derartige Sachen nicht rezessiert sein sollen und wollen... . Guter Humor und guter Vertrieb, die tun's." Und er behält recht. Der Religionsstreit zwischen Bismarck und der katholischen Kirche, der "Kulturkampf" hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht und Busch konnte hoffen, daß sich die Staatsanwaltschaft in Sachen Religionsbeleidigung zurückhielt. Auch offenbart sich, welchen Mißverständnissen er immer wieder ausgesetzt war, wenn selbst Freund Bassermann nicht erkannte, daß die giftigen Pfeile auf die Nutznießer, nicht aber auf die christliche Ethik, welche Busch nie antastete, gerichtet waren.
Der Niederschlag der pessimistischen Philosophie Schopenhauers, welche lehrte, daß diese Welt die denkbar schlechteste aller Welten sei, begegnen wir - wie in vielen Werken von Busch - auch in der "Frommen Helene" auf Schritt und Tritt. wir erleben immer wieder den Zusammenstoß des Gestalt gewordenen Willens mit der menschlichen oder tierischen Gesellschaft. Das führt entweder zur Katastrphe wenn sich der Wille behauptet (siehe 7. Kapitel), oder es endet in mehr oder weniger bitter erkämpftem Verzicht. Die Werke Buschs bedürfen nach dieser Seite hin kaum einer zusätzlichen Erklärung.
So wurde "Die fromme Helene" Buschs berühmteste Bildergeschichte für Erwachsene. Obwohl Busch "Die fromme Helene" in Wiedensahl "fern der Frankfurter Börsenluft" verfasste, spiegelt sie unverkennbare Frankfurter Zustände wieder: die hohe Börse, G.J.C.
Schmök und Co, das sündhafte Geräusch nach Noten im Thalia - Theater, wo der überaus beliebte Jaques Offenbach damals selbst seine "Schöne Helene" dirigierte, und vieles andere mehr.
"Helene", die 1872 den Reigen der 13 Titel eröffnete, die später den "humoristischen Hausschatz" bildeten, beweist Buschs eigentliche Stärke, die kulturpolitische Satire.

 
 

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