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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der gute gott von manhattan - der "gute gott"


1. Drama
2. Liebe

Der "gute Gott" ist der Beschützer der Gesellschaftsordnung wie sie ist und bleiben soll. Er steht als Angeklagter vor Gericht, weil er alles vernichtet, was sie in Unordnung bringt. In diesem Sinne versteht er die Zerstörung der Liebe zwischen Jan und Jennifer als seine gute Tat. Das bedeutet eine Umkehrung der Wertekategorien. Aber nur so ist der Fortbestand der bestehenden Ordnung garantiert. Es darf keinen Platz geben für jene, die ihre Liebe nicht "im Gleichgewicht der Ordnung vollziehen", sie werden eliminiert, damit "es Ruhe und Sicherheit gibt. ... und der Gang aller Dinge bleibt, den wir bevorzugen". Deshalb heißt er wohl guter Gott. Der Verfechter der alten Ordnung wird möglicherweise auch in Parallelität zum Christengott zum Gott ernannt. Der Christengott überwacht den Gang der Dinge, die Menschen rufen ihn in ihren Gebeten um Rat an, und letztendlich entscheidet er über Leben oder Tod. Warum soll das dann dem "guten Gott von Manhattan" nicht auch zugestanden werden, um damit die Sicherheit der Gesellschaftsordnung zu gewährleisten?
Doch es gibt eine Ambivalenz in der Figur des "guten Gottes". Indem er Jennifer tötet, bewahrt er ihre große und außergewöhnliche Liebe vor der drohenden Verwandlung in eine gewöhnliche Alltagsbeziehung. Das ist durchaus eine gute Tat, aber nicht, um die alte Gesellschaft zu schützen.
Der "gute Gott" sieht die Liebe als ansteckende Krankheit, die dazu führt, daß man die Herrschaft über den gesunden Menschenverstand und die Anpassung an das allgemein Übliche verliert. Gegen diese Form der Ordnung würde die reine Form der Liebe verstoßen, denn in der Gesellschaft, die durch den Richter und den guten Gott symbolisiert ist, können zwei Menschen nicht ohne Ordnung, nur durch Liebe existieren.
Der "gute Gott" beginnt zu handeln, als mit den Worten des Mannes " Ich bin mit dir und gegen alles" die Gegenzeit anbricht. Er ist der Hüter der Ordnung und des Gleichgewichts, und auch der verwirrte Richter muß ihm zustimmen, daß etwas anderes nicht möglich sei. Der Richter gewinnt seine Sicherheit erst wieder, als Jan zur Normalität zurückkehrt und somit auch zur Sicherheit. Der "gute Gott", davon ist der Richter überzeugt, vertritt die Ordnung der Welt. Jan und Jennifer machen sich in seinen Augen schuldig, weil sie das bestehende Ordnungsgefüge durcheinander bringen.
Jan wird alleine dadurch gerettet, weil er rückfällig wird. Er verspürt plötzlich die Lust, in die Welt der Konvention zurückzukehren, während Jennifer im 57. Stockwerk stirbt. Auffallend ist jedenfalls, daß die Frau stirbt, während der Mann zum alltäglichen Leben zurückkehren kann.
Der "gute Gott" steht und handelt zwar gegen den Totaliätsanspruch der Liebe, wie sie hier praktiziert wird; etwas anders jedoch scheint die außerhalb seiner Funktion bestehende Beurteilung des Sachverhalts zu sein, wenn wir einige seiner Bemerkungen aus den Verhörszenen zur Ergänzung heranziehen. Als er hört, daß Jan sich nach der Katastrophe nicht einmal die Zeit nimmt, Jennifer zu begraben, schließt sich an diese Information eine zumindest zweideutige Bemerkung des "guten Gottes" an: "Nicht einmal begraben!" Die Intensität dieser Äußerung des "guten Gottes" wird noch an einer anderen Stelle des Stückes gesteigert: "Nicht einmal begraben! Er verdient wirklich zu leben!"
Es ist äußerst fraglich, wenn man das Wort "verdient" in dieser Stellungnahme positiv werten will; ein Anflug verächtlicher Ironie schwingt zweifellos mit. Es gibt noch eine weitere Äußerung des "guten Gottes", in der in den evozierten Bildern der Liebenden ein Schimmer der Verklärung spürbar ist: "Ich glaube, daß die Liebenden gerechterweise in die Luft fliegen und immer geflogen sind. Da mögen sie vielleicht in die Sternbilder versetzt werden."
Nicht nur dieses Zitat, sondern auch andere Aussagen des guten Gottes veranschaulichen, daß er -trotz aller Überzeugung von der Gefahr solcher Liebe für die Ordnung der Welt- in seinen Formulierungen die Sprache der Verurteilten spricht und nicht völlig auszuschließen vermag, daß es dennoch den Rang des Menschen ausmacht, nach dem Vollkommenen und Unmöglichen zu streben, ganz im Sinne der Dichterin, die dasselbe in ihrer Dankesrede für den Preis der Kriegsblinden aussagen wollte.

 
 

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