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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Charaktere: der schüler gerber


1. Drama
2. Liebe



Kurt Gerber: Die Hauptperson in diesem Buch.
Lisa Berwald: Die Freundin des Kurt Gerber.
Arthur Kupfer: (Gott Kupfer), gefürchteter Mathematikprofessor am Gymnasium
Er ist auch Kurt Gerbers Klassenlehrer.
Weitere Lehrer: Borchert, Rother, Niesset, Riedl,
Weiter Mitschüler: Schönthal, Benda, Lengsfeld, Scholz, Pollak, Brodetzky,
Weinberg, Zasche, Walther, Altschul, Hobbelmann,
Dieser stark von autobiographischen Zügen geprägte Roman eines tragisch endenden Schülerschicksals, das Torberg durch zahlreiche Zeitungsberichte von Schülerselbstmorden bestätigt sah, trug dem jungen Wiener spontan literarischen Ruhm ein. Max Brod (der Freund und spätere Herausgeber der Werke Franz Kafkas), dessen Redaktionskollege am "Prager Tagblatt" Torberg später wurde, hatte das Manuskript des 21 jährigen, der in Prag durch die Matura gefallen war und daraufhin mit der Niederschrift seines Romans begonnen hatte, ohne Wissen des Autors an den Zsolnay Verlag vermittelt. Er übte folgendermaßen Kritik: "Das ist kein Schulroman mehr, das ist ein hellsichtiger, überwacher, visionärer Durchblick ins Gesamtbild unseres Daseins. Das Rätsel "Schule" wird nach allen Richtungen hin in das größere Rätsel "Leben" eingebaut. Und damit leistet der tapfere Roman mehr an Erkenntnis, als wenn er mit groben Tendenzen und Reformversuchen dreinführe."
Das dem Erstlingbuch als Motto vorangestellte Talmud Zitat nach Rabban Schimon Ben Gamlil, wonach die Welt auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe beruhe, kennzeichnet die Intention von Leben und Werk des Österreichers Torberg.
Der Roman, der in irgendeiner österreichischen Stadt spielt, berichtet chronologisch von den Erlebnissen "des letzten Jahrgangs am Realgymnasium XVI". Zentral ist die sich stets wiederholende, doch für jeden Abiturenten einmalige Erfahrung, einer letzten, alles entscheidenden Prüfung. Besteht die Wirklichkeit der Schüler nur aus Prüfungen und Prüfungsvorbereitung, oder ist sie die Welt jenseits der Schulmauern? Die Erwachsenen, die es wissen müßten, die Lehrer, versagen: sei es aus Korrektheit, sei es aus Resignation, vor allem aber weil es ihnen an Menschlichkeit mangelt, wie der Klassenlehrer und Mathematikprofessor Artur Kupfer, der von den Schülern "Gott Kupfer" genannt wurde, "ein Gott mit beschränkter Haftung" bis zur Reifeprüfung; bis dahin aber war er "Kismet". Für Kurt Gerber, den weitaus intelligentesten Schüler, der jedoch in seiner Frühreife und Sensibilität widerspenstig ist, wird Kupfer zum Verhängnis. Gott Kupfer quält den in Mathematik schwachen Schüler, ob dieser sich anstrengt oder renitent ist, so zielbewußt, daß Gerber schließlich an sich selbst verzweifelt. Die Reifeprüfung wird ihm zum Zerrbild der Wirklichkeit.
Der mathematische Grundfaktor X, "das Unbestimmbare" , daß er nicht lösen kann, wird ihm zum Gleichnis seines Scheiterns im Leben. In Alpträumen erkennt er, daß auch seine Liebe zu Lisa Berwald, seiner einstigen Kollegin, ein "Kitschroman" war, dem er nicht entgehen konnte. Der Wert der Reifeprüfung und somit "die Hoffnung auf das wirkliche Leben" ist sinnlos geworden, da die Begriffe "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" nirgends mehr anwendbar scheinen. "Davon wissen sie nichts?! ... Wir sind fertig, Kandidat Leben."
Er stürzt sich, kurz vor der Bekanntgabe seines Bestehens der Reifeprüfung, aus dem Fenster. Der Roman endet mit der lapidaren "Zeitungsnotiz: Wieder ein Schülerselbstmord ..."
Der Roman, kein Ich-Bericht, doch aus der Perspektive des Schülers Gerber wiedergegeben und somit von unmittelbarer Wirkung. Er wird zur Beschreibung eines Zerstörungsvorgangs: Beginnend im ironischen Optimismus endet Gerber, über sentimentalen Verliebtheit und heldenhafte Trotzgebärde hinweg, in Hoffnungslosigkeit und Wahnsinn. Die einzelnen Kapitelüberschriften scheinen zunächst Ansagen eines zwölf Runden währenden Kampfspiels zu sein, sind aber von bitterem Sarkasmus, denn der "Einzug der Gladiatoren. Gong." (2. Kapitel) hat ein tödliches Finale. "(...) Abeo abire, ja. Daher: Abiturient. Abiturus sum: ich werde abgehen." ist die letzte Gewißheit, die Gerber bleibt.
Der Roman hat viele Parallelen mit Musils "Die Verwirrung des Zöglings Törless" (1906). Wie Gerber die Welt in der Vieldeutigkeit des X, so sieht Törless sie im mathematischen Begriff des Unendlichen symbolisiert. Beide Werke gehören einer mit Wedekinds "Frühlings Erwachen" (1892) dramatischen einsetzenden literarischen Gattung an, die, mit wechselnder Perspektive und unterschiedlicher Intention, am schulischen Modellfall existentielle Situationen durchsichtig macht. Der Begriff "Schulroman" ist eine höchst unbefriedigende Gattungsbezeichnung, denkt man an Rilkes "Die Turnstunde" (1902), Ungars "Die Klasse" (1927), Werfels "Der Abituriententag" (1928), nur um einige Bücher zu nennen, die in diesen Bereich gehören. Ihm ist auch der für die expressionistische Dichtung typische Vatersohn Konflikt (siehe Hasenclevers paradigmatisches Drama "Der Sohn", (1914) zuzuordnen.

 
 



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