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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Charaktere & konstellationen - 1984


1. Drama
2. Liebe



Winston Winston ist ein 39jähriger Mann, der, nicht nur wegen seinem Krampfadergeschwür über dem rechten Fußknöchel, kein besonders körperlich aktiver Mensch ist. Seine Magerkeit wurde durch den blauen Overall der Parteiuniform sogar noch betont. Nach der Arbeit trinkt er immer fast eine Teetasse voll von Victory Gin. Nach dieser Arznei sieht für ihn die Welt bereits freundlicher aus.

Winston ist früher mit verheiratet gewesen. Schon damals hatte er etwas gegen die Partei. Der einzige Zweck für eine Heirat ist es, Kinder zu kriegen. Der Geschlechtsverkehr selbst wird als eine unliebsame \"Pflicht gegenüber der Partei\" gesehen, doch Winston sieht das anders. Aus diesem Grund ist seine Ehe auch gescheitert.

Nur weil sein Zimmer eine etwas ungewöhnliche Bauweise hat, so daß Winston eine Nische hat, in der er vom Teleschirm nicht beobachtet werden kann, beginnt er etwas Unrechtes zu tun. Er schreibt in ein Tagebuch und das nicht um irgend etwas für die Zukunft hinterlassen zu können, sondern vielmehr um sich von dem Drang gegen die Partei etwas zu unternehmen zu therapieren.

Winston ist eigentlich in die Strukturen der Gesellschaft gut eingegliedert. Er macht genau das, was von ihm erwartet wird. Trotzdem ist er ein Querdenker, ein Feind der Partei, er kann sich nur gut verstellen. Für ihn ist es erschreckend, daß er sich nach kurzer Zeit beim Zwei-Minuten-Haß der Masse nicht entziehen kann. Ohne es zu wollen schreit er automatisch mit, Handelt ohne zu denken. Seine wahren Gefühle zu verbergen, zu tun, was alle tun ist für ihn eine Instinktreaktion.

Eines der größten Probleme für Winston ist es, daß er nicht weiß, ob auch nur irgend ein anderer Mensch auf seiner Seite steht. Er fragt sich, ob er der einzige Mensch mit einem Gedächtnis sei. Er ist sich nicht sicher, ob die Herrschaft der Partei nicht doch ewig währen würde. Er hat nur das Gefühl, daß die Bedingungen früher besser gewesen sein mußten. Nur ein einziges mal hat Winston einen Beweis für eine offenkundige Fälschung gesehen. Nach einem Bericht in der Zeitung hätten drei Feinde der Partei im Ausland sein müssen, doch er hat sie selbst in London im Café \"Kastanienbaum\" gesehen. Das war das einzige mal, daß er einen wahren Beweis für eine Fälschung hatte. Der Bericht mußte falsch gewesen sein.

Durch das Schreiben des Tagebuchs wird ihm klar, daß er bereits tot ist. Gedankendelikt hat nicht den Tod zur Folge, Gedankendelikt ist der Tod. Da er sich als toten Mann betrachtet, wird es für ihn immer wichtiger, möglichst lange am Leben zu bleiben. Aber sein wahrer Lebenswille kommt erst durch die Mitteilung wieder, daß Julia ihn liebt. Er will plötzlich keine Risiken mehr eingehen. Von Anfang an weiß er aber, daß diese Geschichte nicht gut ausgehen kann.

Mit der Zeit geht es ihm körperlich auch besser, das Leben ist für Winston nicht mehr unerträglich. Für ihn ist es immer sehr wichtig, wieder menschlich zu werden, er glaubt, daß gerade diese wichtige Eigenschaft durch die Partei verloren gegangen ist. Doch wie er der vermeintlichen Opposition beitritt verliert er alles menschliche. Er würde sogar Kinder verletzen, um die Partei zu stürzen. Nur von Julia würde er sich nicht trennen.

In einem Gespräch mit Julia versprechen sich die zwei, daß sie sich nie verraten werden. Selbst nach der Verhaftung, als er bemerkt, daß er Julia eigentlich gar nicht liebt, bleibt er bei dem festen Beschluß, sie nicht zu verraten. O\'Brien gelingt es, ihm jedes Geständnis abzuknöpfen. Winston wird so weit gebracht, daß er selbst wieder an die Partei, an den Großen Bruder glaubt. Seine Erinnerungen verschwinden, er \"lernt\" normal zu werden.

Winston hat zwar bereits geistig kapituliert, aber er hat Julia nicht verraten. Im Zimmer 101 wird er seiner größten Angst, Ratten, ausgesetzt. In diesem Moment der absoluten Einsamkeit verrät er sogar Julia, wünscht, daß sie diese Folter an der Stelle von ihm aushalten solle. Als sich die zwei wieder treffen, fühlen beide nichts mehr füreinander.
In dem Augenblick, in dem Winston stirbt, liebt er den Großen Bruder. Die Gehirnwäsche hat funktioniert, er ist kein Feind der Partei mehr.


Julia
Julia ist ein schwarzhaariges Mädchen, das in Winston verliebt ist. Sie haßt die Partei, vorallem dann, wenn sie selbst betroffen ist. So ist ihr der Krieg eigentlich egal, da er sie nicht berührt. Auch die Fälschungen der Vergangenheit findet sie für nicht gefährlich.

Julia ist der Meinung, daß wenn man die Regeln im kleinen einhalte, man sie im großen übertreten könne. Darum ist sie auch in allen möglichen freiwilligen Gruppen der Partei aktiv. Sie ist im Gegensatz zu Winston nicht der Meinung, daß sie bereits tot sei. Sie liebt das Leben und denkt eigentlich nicht an die Zukunft. Sie will Winston nie mehr verlassen. Nach der Folter im Ministerium für Liebe liebt sie Winston trotzdem nicht mehr. Auch sie hat ihn verraten.




O\'Brien

O\'Brien ist Mitglied der Inneren Partei. Bei einem Zwei-Minuten-Haß sieht er Winston an, was für diesen Ausreicht, ihn als Freund, als Feind der Partei anzusehen. Winston träumt, daß O\'Brien ihm sage, sie werden sich an einem Ort treffen, wo keine Dunkelheit herrscht. Dieser Satz wird in seiner entsetzlichen Realität erst später Wirklichkeit. Mehr noch als den Eindruck von Stärke vermittelt er den von Zuversicht und ironisch gefärbtem Verständnis.

Später stellt sich heraus, daß O\'Brien Winston eine Falle gestellt hat. O\'Brien ist es, der ihn im Ministerium für Liebe foltern läßt, der ihn \"gesund machen\" will. Im Augenblick des Todes soll kein Feind mehr gegen die Partei sein. Es wird keine Abweichung geduldet. O\'Brien ist sehr intelligent, glaubt jedoch an die Partei. Die Partei wird weiter existieren, auch wenn er schon lange tot ist. Die Partei währt ewig.

Die Mutter
Winston hat keine klare Erinnerungen an seine Mutter oder seinen Vater mehr. Aber durch seine Träume ist er sich sicher zu wissen, daß sie einer der ersten großen Säuberungswellen der 50er Jahre zum Opfer gefallen sei. Das Leben seiner Mutter und das seiner Schwester (über die man nichts erfährt, außer daß sie existiert hat) sind für das seine geopfert worden. Die Mutter verkörpert das Gute in den Menschen, die Würde, sie hat eine Art Reinheit besessen, weil ihre Maßstäbe die eigenen waren, und nicht die der Partei.


Winston - Julia
Am Anfang des Romans haßt Winston Julia. Als Grund sie zu hassen reicht es, daß sie jung, hübsch und geschlechtslos ist, daß er mit ihr ins Bett gehen will, es aber nie dazu kommen werde. Winston lehnt beinahe alle Frauen ab, und ganz besonders die jungen und hübschen. Sie sind für ihn die glaubenseifrigsten Anhänger der Partei. Speziell Julia stuft er als besonders gefährlich ein, er vermutet überdies, daß sie, wenn nicht eine Agentin der Gedankenpolizei, doch mindestens ein Amateurspitzel sei. Er fühlt sich von ihr beobachtet.
Als Winston Julia nach dem Verlassen des Ladens entdeckt, überlegt er sogar, sie zu töten, um sich selbst zu schützen. Durch die Mitteilung, daß sie ihn liebt beginnt er jedoch wieder Lebenswillen zu fassen.
Durch das Liebesgeständiß Julias ändert sich die Einstellung von Winston zu ihr stark. Er verliebt sich in das junge Mädchen. Anfangs ist es nur das körperliche Verlangen nach ihr, später ist es zu einem Bedürfnis geworden.

Julia ist eigentlich eine Gegenfigur zu Winston. Sie nimmt die Situation immer gleich in die Hand, sie ist ein aktiver Mensch. Julia haßt die Partei, aber aus ihren eigenen Interessen heraus. Winston will das System stürzen, er hat etwas gegen die Herrschaft der Partei in allen Belangen. Julia hingegen hat im Prinzip nichts gegen die Partei, nur dagegen, daß sie selbst Einschränkungen hinnehmen muß. Sie übt keine grundsätzliche Kritik an der Partei. Daß es eine weitverbreitete, organisierte Opposition gäbe, glaubt Julia im Gegensatz zu Winston auch nicht. Sie ist weit kritischer als Winston, glaubt zum Beispiel nicht, daß es wirklich einen Krieg gäbe, der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge ist für Julia aber bedeutungslos. Nur wenn ihr eigenes Leben beeinträchtigt wird, zieht sie die Lehren der Partei in Zweifel.
Winston hingegen ist von der Idee des Falles der Partei überzeugt. Er ließt Goldsteins Buch mit Hingabe, er wird dadurch bestärkt und fühlt, daß es wirklich mehrere Leute gibt, die denken wie er. Julia hingegen findet kein Interesse an dem Buch.


Winston - O\'Brien
Winston sieht in O\'Brien den Guten, den Retter. O\'Brien könnte beinahe eine Vaterfigur charakterisieren. Winston vertraut ihm blind. Nach der Verhaftung hofft er, daß O\'Brien ihm mit einer Rasierklinge die Möglichkeit geben werde, sich durch Selbstmord der Folter zu entziehen. Als sich herausstellt, das dieser gar kein Mitglied der Bruderschaft, sondern ein echtes Mitglied der Inneren Partei sei, ist Winston nicht sonderlich überrascht. O\'Brien wird einerseits zum Beschützer und Freund, andererseits zum Peiniger und Inquisitor.

Winston und O\'Brien sind sich eigentlich sehr ähnlich. O\'Brien weiß immer ganz genau, was Winston denkt, der einzige Unterschied ist, daß O\'Brien wirklich an die Partei glaubt.

Erzählform & -perspektive

Der Roman ist durchgehend im Präteritum geschrieben. Die Handlung wird von einem unbekannten Erzähler vorgebracht, der aber auf Winston Smith bezogen schreibt, und nur das weiß, was auch diesem bekannt ist.

Zugang & Verständnis

Das Buch ist ohne irgendwelche Vorkenntnis zu benötigen lesbar. Es bereitet keine Schwierigkeiten sich in das Leben von Winston Smith hineinzuversetzen. Selbst die für unsere Verhältnisse sehr groteske Welt des Jahres 1984 wird sehr eindrucksvoll geschildert. Die perfekt durchdachte Gesellschaftsstruktur ist ein Paradebeispiel für einen utopischen Roman.

Wirkung

Der Roman \"1984\" wirkt bedrückend, beängstigend aber trotzdem hoffnungsvoll und lebensfroh. Das Leben des Winston Smith wird so detailgetreu geschildert, daß man denken könnte, es gäbe ein echtes Vorbild für diese Welt. Es ist nahezu unvorstellbar, daß ein einzelner Mensch eine so komplexes Gedankenwelt erschaffen kann. Selbst die Grundzüge von Neusprech werden im Anhang erläutert. Das tragische Ende kommt unerwartet, ist aber trotzdem die logische Konsequenz der Handlung.

Wertung

Für mich ist der Roman \"1984\" von George Orwell ein perfektes Beispiel für eine bis ins kleinste Detail ausgedachte Scheinwelt. Es ist faszinierend, welche Kleinigkeiten das Grundsystem der Partei unterstützen. Ich wage es nicht, mich über die Sprache des Werks zu äußern, da ich nur eine Übersetzung bearbeitet habe. Meiner Meinung nach liegt der Wert dieses Buches aber nicht in der literarischen Umsetzung, sondern im Aufbau des Gedankenspiels einer Welt mit solchem System selbst.
Das Buch ist nicht nur weiterzuempfehlen, es sollte Pflichtlektüre in jeder Oberstufe sein.

 
 



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