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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Bertold brecht, leben des galilei - dialoganalyse, bild 13


1. Drama
2. Liebe



Dialoganalyse, Bertold Brecht "Das Leben des Galilei"



Seite 111 - Seite 116

(Galileis Anhänger und Mitarbeiter im Gespräch vor und während des Widerrufs seiner Lehren, schließlich Zusammentreffen mit Galilei selber)





In dieser prägnanten Szene aus Berthold Brechts Drama "Das Leben des Galilei" befinden sich Galileis Anhänger im Palast des Florentinischen Gesandten in Rom, sie warten auf Neuigkeiten, während sich Galilei in der Obhut der Inquisition und in einem für seine Schüler ungewissen Zustand befindet. Galilei wurde einige Zeit zuvor aufgrund seiner revolutionären Lehren über die Bewegung der Erde festgenommen und eingekerkert. Die Kirche versucht ihn auf diese Weise dazu zu bewegen, seine Lehren zu widerrufen, möglicherweise droht sie ihm auch mit der damals üblichen Folter.



In der Gesprächsrunde anwesend sind Andrea, Federzoni, "der kleine Mönch" und auch Virginia, Galileis Tochter. Sie sinnieren darüber, wie Galilei sich verhalten wird und wie sich die heikle Situation entwickelt. Sein Schüler Andrea geht davon aus, dass die Inquisition ihn hinrichten wird, da er fest damit rechnet, dass Galilei seine Lehren nicht widerrufen wird

(S. 111, Z. 19ff). Schnell wird auch deutlich, dass besonders Andrea aber auch Federzoni von Galilei erwarten, seine Lehren nicht zu widerrufen und für das Bestehen auf die Wahrheit die entsprechenden Konsequenzen zu tragen (S. 112, Z. 6ff). Ganz im Gegensatz dazu Virginia,

welche in einer Ecke kauert und dafür betet, dass ihr Vater sein Leben retten und seine Lehren zurücknehmen solle (S. 112, Z. 35). Die Runde wird von einer bedrückten, an der Verzweiflung grenzenden Atmosphäre bestimmt, welche zum Beispiel durch die relativ nebensächlichen Äußerungen des "kleinen Mönches" deutlich wird. Dieser beschreibt seine Gedanken darüber, ob man Galilei etwa seinen "Beweisstein" abnehmen würde (S. 112, Z. 1ff). Auch beschreibt er eine Begegnung mit Galilei, in der dieser ihm seine Wahrheitsliebe verdeutlicht hat (S. 112, Z. 15ff). Dem Leser wird deutlich, dass derartige Äußerungen in einer solchen Situation Ausdruck offener Verzweiflung sind.



Eine Wendepunkt in der Szene ist der Auftritt des "Individuums", welches auch schon im Handlungsverlauf zuvor eine Rolle spielt. Diesmal tritt es auf, um den Anwesenden mitzuteilen, dass Galilei bald entlassen werde - infolge seines Widerrufs (S. 113, Z. 6ff).

Nachdem das "Individuum" wieder fort ist, bricht Andrea in offene Verzweiflung aus.

Er wiederholt mit lauter Stimme die Lehren über das kopernikanische Weltsystem, - das was er für die Wahrheit hält (S. 113, Z. 17ff). Mit der Näherung an die öffentliche Verlesung der Widerrufserklärung und der Rückkehr des Galilei steigt die Anspannung bei den Anwesenden, - so betet Virginia lauter und Andrea und "der kleine Mönch" halten sich die Ohren zu, um nicht das Glockensignal, welches den öffentlich Widerruf einleiten soll, zu hören (S. 113, Z. 31ff'). Aufgrund einer kurzen Verzögerung des Signals schöpfen Andrea, Federzoni und "der kleine Mönch" schlagartig wieder Hoffnung. Mit der zugleich aufkommenden Freude bestätigt sich die vorherige Feststellung, dass Andrea, Federzoni und nun auch "der kleine Mönch" von Galilei erwarten nicht zu widerrufen (S. 114, Z. 5ff).

Als das Signal - ein paar Minuten verspätet - doch erklingt, erstarren die drei, Virginia bricht jedoch in Freude aus (S. 114, Z. 27ff).







Der Widerruf wird veröffentlicht und einige Zeit später betritt Galilei die Szene (Virginia hatte diese zuvor verlassen). Seine Schüler begrüßen ihn nicht, sondern weichen vor ihm zurück. Andrea hatte kurz zuvor den gewichtigen Satz "Unglücklich das Land, das keine Helden hat!" (S. 114, Z. 16f) ausgerufen, welchen auch Galilei vernommen hat. Anschließend beschimpft Andrea Galilei, dieser bleibt jedoch ruhig und geht vorerst nicht auf ihn ein. Etwas später, nachdem man Andrea mit einem Glas Wasser beruhigt hat, wird der Dialog durch Galileis Antwort beendet: "Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat." (S. 116, Z. 3f). Dieser Satz, welcher übrigens Berühmtheit erlangt hat, kommt sehr unerwartet und bringt für die Szene eine letzte Wendung. Obwohl er mit dieser Antwort Andrea in seinem emotionalen Zustand nicht mehr überzeugen kann, bringt er seine Überlegenheit, welche gerade in dieser Szene verschwunden schien, erneut zum Ausdruck und deutet gleichzeitig sein Kalkül an, welches sich später bestätigt: Nämlich seine Forschungen weiterbetreiben und die "Discorsi" fertigzustellen zu können. Abgeschlossen wird die Szene schließlich durch eine Verlesung eines Auszuges aus Galileis Werk die "Discorsi".



Diese stark durch Emotionen geprägte Szene, ist eine der Schlüsselszenen des gesamten Dramas, denn in ihr wird eine große Wende in Galileis Leben und somit auch im Handlungsverlauf beschrieben: Galileis Widerruf distanziert ihn von den meisten seiner bis dato treuen Anhängern, er zieht sich zurück und beginnt ein neues Leben unter der Obhut der Inquisition.

 
 



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