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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Analyse des gespräches vom könig und marquis von posa


1. Drama
2. Liebe

Posa, von Herzog Alba hereingeführt, beschließt in einem Monolog, die Gunst seiner Vorsehnung zu nutzen und seine politischen Ideen dem König vorzutragen "Und wär's/Auch eine Feuerflocke Wahrheit nur, /In des Despoten Seele kühn geworfen-"(Z. 2968-2970). Darauf folgt im dritten Akt, zehnter Auftritt die Begegnung des absoluten Monarchen von Gottes Gnaden mit dem Vorkämpfer für Freiheit und bürgerliche Gleichberechtigung, in der Szene werden von Posa die zentralen politischen Ideen des Dramas entfaltet, mit der berühmten Forderung nach "Gedankenfreiheit". Dieses Gespräch beginnt mit Philipps Frage, warum der Marquis den Dank des Königs und den Staatsdienst meide. Posa weicht zunächst aus, findet dann aber, sozusagen nach der Sondierung des nicht ungefährlichen Terrains, zu einer Antwort, die sofort sehr deutlich seine revolutionäre und politische Haltung erkennen lässt "Ich kann nicht Fürstendiener sein" (Z. 3023 und 3065).

     Er weigert sich nur die "vorgewogne Tat" zu tun, er will vielmehr selbstständig denken und handeln dürfen. Es geht ihm nicht um den Beifall des Königs für gute Ausführung der Aufträge, es geht ihm vielmehr um die taten selbst "Mir hat die Tugend eignen Wert"(Z. 3030). Philips Verdacht, Posa sei ein Protestant(Z. 3066), weist dieser zurück. Er hat über den Menschen und über die Majestät kritisch nachgedacht, aber er sieht auch ein, " Das Jahrhundert/Ist mein Ideal nicht reif.

     Ich lebe /Ein Bürger derer, welche kommen werden." (Z. 303078-3080). Philipps zweiter Verdacht, dies sei nur eine neue Art der Gunsterschleichung, ist verfehlt und zeigt nur, wie niedrig der König von Menschenwürde denk, wie niedrig er als König nach den bestehenden Umständen von Menschenwürde denken muss. Der Versuch diesen Verdacht auszuräumen, gibt Posa den Anlass zu einer Analyse der Situation des absoluten Monarchen, die genau in Philipps Seele trifft. Der durch die Umstände über alle Menschen hinausgehobene König bleibt trotz allem doch selbst noch Mensch, aber ein Mensch ohne mitfühlenden Partner, das heißt, der allmächtige König ist beklagenswert, weil er allein ist.

     Nach einer kurzen Unterbrechung setzt Posa (Z. 3137) in einem zweiten Anlauf neu an. In Flandern hat er die blutige Unterdrückung der Freiheit gesehen, hofft Philipp etwa "Den allgemeinen Frühling aufzuhalten, /Der die Gestalt der Welt verjüngt?" (Z. 3165-3166). Was Philipp nach seinen Vorstellungen gewaltsam gestaltet hat bzw. gestalten will, wird keinen Bestand haben.

     Das heißt, Posa sieht im Widerspruch zu seiner vorher geäußerten Meinung, er vertrete das Ideal erst künftiger Zeiten, nun doch schon jetzt das Jahrhundert der Freiheit anbrechen, und er fordert Philipp auf, den Weg dorthin voranzugehen "Geben Sie/ Gedankenfreiheit" (Z. 3215-3216). Und lockend entwirft er das glückliche Gegenbild zu den jetzigen Zuständen "Weihen Sie/ Dem Glück der Völker die Regentenkraft, / Die - ach so lang - des Thrones Größe nur/ Gewuchert hatte - Stellen Sie der Menschheit/ Verlornen Adel wieder her. Der Bürger/ Sei wiederum, was er zuvor gewesen, /Der Krone Zweck - ihn binde keine Pflicht/ Als seiner Bruder gleich ehrwürd'ge Rechte." (Z. 3239-3246).

     Philipp ist zwar nicht für diese Ideen, aber für Posa gewonnen, deshalb will er es mit Gedankenfreiheit für diesen einen versuchen (sozusagen hinter seinem Rücken, denn er warnt Posa vor der Inquisition, die doch zu seinem Regierungssystem gehört). Dementsprechend ist sein konkreter Auftrag an Posa zwar für ihn zentraler, jedoch rein privater Natur. Posa soll die Wahrheit über Carlos und Elisabeth ermitteln. In diesem Rahmen wird er zum engen Vertrauten ernannt "Der Ritter/ Wird künftig unangemeldet vorgelassen." (Z. 3354).

     Wie einzigartig die vertrauensvolle Auszeichnung ist, die in dieser Berechtigung zu unangemeldetem, unzeremoniellen Zutritt liegt, wird aus einer späteren Bemerkung Lermas deutlich (4. Akt, 4. Auftritt, Z. 3540). Was Posa mit dieser Vertrauensstellung (der er sich wohl nicht entziehen kann) anzufangen gedenkt, bleibt unklar. Glaubt er, von dieser neuen Position aus seine Freiheitspläne und die von ihm angestrebte Flandern-Expedition des Freundes besser fördern zu können? Oder hofft er gar, den König noch für seine politischen Ideale gewinnen zu können? Die Gedanken der Freiheit und Brüderlichkeit werden vor allem in Posa in der großen Szene vor dem König breit entfaltet.

     Gleich am Anfang der eigentlichen Darlegung bekennt sich Posa mit der markant wiederholten Feststellung, er könne "nicht Fürstendiener sein" (Z. 3022 und 3065)- zu dem Postulat der Gleichheit von Fürst und Bürger, später paraphrasiert er auch die Parole von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Z. 3243). Ihn beflügelt dabei die Hoffnung auf eine neue Ära des Menschenglücks, auf einen "allgemeinen Frühling", "Sanftere/ Jahrhunderte verdrängen Philipps Zeiten;/ Die bringen mildre Weisheit; Bürgerglück/ Wird dann versöhnt mit Fürstengröße wandeln, " (Z. 3150-3153), da Posas Ziel die Beförderung allgemeinen "Menschenglücks" (Z. 3047) ist.

     Dazu gehört als notwendige Voraussetzung, dass der Mensch "denke" darf (Z. 3061), deshalb die berühmte Forderung nach Toleranz und Meinungsfreiheit "Geben Sie/ Gedankenfreiheit" (Z. 3215). Die Überzeugung, dass Gedankenfreiheit zu den unveräußerlichen Menschenrechten gehöre, gründet sich auf ein optimistisches Menschenbild, auf das Vertrauen auf die ,Mündigkeit' des Menschen "Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten." (Z. 3188), hält Posa Philipp entgegen.

     "Menschenwürde", inneren "Adel" und die Möglichkeiten des Menschen setzt er gegen "Verstümmelung" des Menschen (Z. 3107) und gegen die Menschenverachtung Philipps, der überall nur unterwürfige Schmeichelei zu sehen vermag (Z. 3085). Der befreite "sich selbst zurückgegeben" (Z. 3247)Mensch wird sich, "zu seines Werts Gefühl erwacht" (Z. 3248), für das Glück seiner Menschenbrüder einsetzen "der Freiheit/ Erhabne, stolze Tugenden gedeihen" (Z.

     3248-3249). Dieselben aufklärerischen Ideale, die Posa vor König Philipp im Zusammenhang darlegt, durchziehen das ganze Drama. Ausdrücklich thematisiert werden sie noch in zwei Szenen zwischen Carlos und Posa, 1.Akt, 2. Auftritt und 1. Akt, 9.

     Auftritt. Die Forderungen, die Posa König Philipp vorträgt, betreffen die Freiheit des einzelnen, vor allem die Meinungsfreiheit. Ausdrücklich versichert er dem König, dass seine Ideen für den Augenblick keine konkreten politischen Implikationen hätten "Das Jahrhundert/ Ist meinem Ideal nicht reif" (Z. 3079). Das ist jedoch nur eine Schutzbehauptung, tatsächlich unterstützt Posa ganz eindeutig den Freiheitskampf der Niederlande.

 
 

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