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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Zur geschichte der droge ecstasy





Erstmals synthetisiert wurde MDMA im Jahr 1898. Zu einem offiziellen Status kam es allerdings erst am 24.12.1912, als die Darmstädter Firma Merck das Patent auf eine Gruppe von Stoffen anmeldete, zu denen auch MDMA gehörte. Aber erst zwei Jahre später, am 16.05.1914 vergab das kaiserliche Patentamtamt das Patent an die Firma.
An verschiedenen Stellen (Zeitschrift "Tempo\",1994, S.26, Rufer, M., 1995, S.202) wird behauptet, daß MDMA ursprünglich ein Schlankheitsmittel sein sollte, allerdings ist es fraglich, ob dies so richtig ist. Nach A.Schroers gibt es für diese Feststellung keine Belege (ebd.,1996, S.8). Auch Saunders greift diesbezüglich auf die sehr vage Formulierung "Es heißt, daß...\" zurück, so daß keine eindeutige Aussage getroffen werden kann. Auf jeden Fall konnte Merck mit der Substanz keinen kommerziellen Erfolg verzeichnen. MDMA rückte für die nächste Zeit erst einmal aus dem Blickfeld des öffentlichen Interesses.
Aufgetaucht ist MDMA dann erst wieder um 1950 herum, zur Zeit des kalten Krieges, als das US-Militär Halluzinogene auf ihren "Nutzungswert\" als Wahrheitsdrogen untersuchte. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde MDMA anhand von Tierexperimenten auf seine Toxität untersucht; es gibt aber keine Beweise dafür, daß MDMA dabei Menschen verabreicht oder als Wahrheitsdroge getestet wurde (Saunders, N., 1994, S.122).
Wieder in die Öffentlichkeit gerückt ist die Droge 1965, als Alexander Shulgin, der sich selber gerne als "Stiefvater\" von Ecstasy bezeichnet, sie im Labor herstellte und ausprobierte. Nach seinem Universitätsabschluß in Berkeley erhielt der promovierte Biochemiker eine Anstellung in der Chemieforschung bei der Firma "Dow chemicals\" und erfand ein rentables Insektizid. Daraufhin stellte ihm das Unternehmen ein eigenes Labor zur Verfügung, in dem Shulgin damit begann, psychedelische Drogen zu erforschen. Dabei ging es ihm vor allem darum, eine therapeutisch nutzbare Substanz zu finden. Er ging dazu über, MDMA an sich selber zu testen und anschließend auch an befreundete Psychotherapeuten weiterzugeben. Als das Unternehmen jedoch bemerkte, daß es Inhaber mehrerer Patente zu psychedelischen Drogen geworden war, wurde Shulgin entlassen. Dennoch fuhr er fort, neue Substanzen an sich selber und an einer kleinen Gruppe von Freunden zu testen.Noch heute betreibt er seine Forschungen-dank Beziehungen zu einflußreichen Leuten- mit Genehmigung der US-Regierung weiter (vgl. Saunders, N., 1994, S.19).

Die ersten PsychotherapeutInnen, die mit MDMA arbeiteten, waren sich über dessen großes Potential durchaus im Klaren. Sie gingen gleichzeitig aber auch davon aus, daß die Regierung es gleichbedeutend mit LSD behandeln würde, was einer Kriminalisierung und einem daraus folgenden Verbot gleichgekommen wäre.
So entschlossen sie sich, soviel an der Droge zu forschen wie möglich, gleichzeitig aber die Ergebnisse, die allerdings recht positiv waren, nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. So kam es, daß MDMA nur von einer überschaubaren Zahl von zumeist experimentellen PsychotherapeutInnen benutzt wurde. Dies war auch dadurch begründet, daß MDMA nicht in typische 50-Minuten-Therapiesitzungen paßt. Außerdem bewegten sie sich außerhalb der Legalität, auch wenn einige unter ihnen behaupteten, "eine fünfstündige Sitzung mit Adam sei ebensogut wie eine fünfmonatige Therapie.\" (Saunders, N., 1994, S.21).
Der Grund, warum MDMA nie von einem großem Arzneiunternehmen vermarktet wurde, hängt erstens mit seinem geringen kommerziellen Potential zusammen. Des weiteren besteht in den USA das Verbot der Nahrungsmittel- und Medikamentenbehörde FDA, Versuche an Menschen durchzuführen. Das größte Hindernis besteht aber darin, daß MDMA schon einmal patentiert wurde.
Denn "obwohl das Patent der Firma Merck schon vor Jahren abgelaufen ist, kann die Droge kein zweites Mal patentiert werden. Bevor ein Arzneiunternehmen eine neue Droge auf den Markt bringt, muß es zeigen, daß die Wirkungen der Droge als Medikament die Sicherheitsrisiken rechtfertigen, was jahrelange und teure Versuche voraussetzt. Will man diese Kosten wieder einbringen, muß man sich das exklusive Verkaufsrecht sichern, indem man das Patent erwirbt.\"

(Saunders, N., 1994, S.21).
1991 veröffentlichte A.Shulgin, zusammen mit seiner Frau Anne, das autobiographische Buch "PIHKAL\" (Synonym für Phenetylamins I Have Known And Loved = Phenetylamine, die ich kennen und lieben gelernt habe), in dem er persönliche Erlebnisse und Ergebnisse seiner Forschung seit dieser Zeit beschreibt. Der Autor verteidigt sehr vehement die Vorzüge von MDMA, z.B., wenn er einen Psychiater zitiert, der sagt "MDMA sei Penicillin für die Seele, und man verzichte nicht auf Penicillin, wenn man gesehen habe, was es bewirken kann.\"

(Schroers, A., 1996, S.8)
Im Gegensatz zu Shulgins klar eingegrenzten Anwendungsbereich, dem kontrollierten therapeutischen Gebrauch, tauchte MDMA 1972 als Straßendroge in den USA auf und wurde zunächst nur vereinzelt von "Hippies\" konsumiert. In den darauffolgenden Jahren (die von ´77-´85 werden auch als "goldenes\" Zeitalter von Ecstasy bezeichnet) wurde das Einnehmen von MDMA bei PsychiaterInnen, Yuppies, College-StudentInnen, New Age -AnhängerInnen und in der Homosexuellen-Szene bekannt. Der Konsum vollzog sich dabei unabhängig von einem kontrollierten Rahmen als rekreative- bzw. Genußdroge, wobei die Verbreitung mit der heutigen auf keinen Fall vergleichbar war.
1981 kam MDMA dann als "Ecstasy\" (Ekstase) auf den Markt, wobei sich angeblich ein Großhändler zunächst den Namen "Empathy\" ausgedacht , dann aber, spekulierend auf einen größeren Gewinn, auf "Ecstasy\" entschieden haben soll. Dieser Großhändler war ein Laboratorium in Marin County, Kalifornien, das mit einer monatlichen Produktionskapazität von einer halben Million Portionen einer der größten bekannt gewordenen Hersteller war. Den von dort direkt vertriebenen Portionen war sogar ein Informationspapier beigelegt, in dem darauf hingewiesen wurde, wie man am besten mit der Droge umgehen sollte, um möglichen unangenehmen Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen.
"In Fort Worth, Texas, konnte Ecstasy sogar in Bars gekauft und mit Kreditkarte bezahlt werden. Es ersetzte den Yuppies ihr Kokain und wurde sogar von Leuten genommen, die sich normalerweise von Drogen fernhielten

(vgl. Saunders, N., 1994, S.21)
Im Laufe des Jahres 1985 trat Ecstasy ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, als eine kleine Gruppe von Leuten die amerikanische Drug Enforcement Agency DEA (zuständig für die Beschaffung von Informationen über den internationalen Drogenhandel) verklagt hatte, weil die DEA Ecstasy verbieten wollte. Durch diese Kontroverse und die damit verbundene Präsenz in der Presse verbreitete sich Ecstasy in ganz Amerika, so daß ein Verbot nicht mehr lange auf sich warten ließ. Begünstigt wurde dieses durch einige im Vorjahr aufgetretene Zwischenfälle mit einem sog. "Designeropiat\", dem gefährlichen Meperidin-Derivat MPPP.
\"Bei einigen Personen traten in Folge der Einnahme der durch unsaubere Herstellung mit einem hochtoxischen Nebenprodukt (dem MPTP) kontaminierten illegal hergestelltenSubstanz Symptome der Parkisonschen Krankheit auf\" (Schroers, A., 1996, S.9).
Zum einen dies, zum anderen die Tatsache, daß auf dem Schwarzmarkt hochpotente Fentanyl-Derivate als heroinhaltige Substanz "china-white\" verkauft wurden, wurden zur Stimmungsmache gegen synthetische Designerdrogen benutzt. So kam es, daß MDMA per Notfallverordnung in den gleichen Gefährlichkeitsstatus wie Heroin eingeordnet, sowie Herstellung, Verkauf, Verteilung und Besitz mit hohen Strafen belegt wurden.
Das Verbot, das zwar die weitere Erforschung der Droge einschränkte, und sich nicht auf das Verhalten der KonsumentInnen auswirkte, dauerte zunächst ein Jahr an. In dieser Zeit entschied eine eigens dafür gebildete Kommission, welche langfristigen Maßnahmen zu treffen seien. Durch aufgebauschte und unsachliche Veröffentlichungen in der Presse verschärfte sich der Druck, Ecstasy langfristig zu verbieten.
\"Ein weitverbreiteter Bericht verwies auf Ergebnisse, die beweisen sollten, daß eine andere Droge, MDA, bei Ratten Hirnschädigungen hervorrufe, und zog den Schluß, daß MDMA dasselbe bei Menschen bewirken könnte. Medien stellten Horrorszenarien von den "Gehirnen unserer Kinder\" auf, die zerstört sein würden, bevor sie dreißig Jahre alt sein würden. Dabei war nicht bewiesen, daß MDMA in Dosierungen, wie sie von Menschen eingenommen werden, für Ratten schädigend ist.\"

(Saunders, N., 1994, S.22/23).
Auch eine Klage von VerteidigerInnen blieb ohne Erfolg, die DEA ordnete MDMA entgegen der Empfehlung eines Richters, es in eine weniger strenge Kategorie einzuordnen ( was wenigstens die Möglichkeit zur Weiterforschung bedeutet hätte), dauerhaft in die strengste Kategorie, Schedule 1,ein.
In Großbritannien sind psychedelische Amphetamine wie MDA, MDEA und MDMA seit 1977 illegal. MDMA wurde genauso wie in den USA in die strengste Drogenkategorie eingeordnet.
Am 1.August 1986 wurde MDMA aufgrund internationaler Verpflichtungen (internationale Konvention über psychotrope Substanzen [ICPO]) auch in der BRD verboten. Neben sog. "harten Drogen\" wie Heroin und Kokain wurde die Droge in die Anlage 1 ("nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel\" zu § 1 Absatz 1 des Betäubungsmittelgesetzes [BtMG] eingestuft. Von 1985-1993 hatte lediglich die Ärztgesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT), mit Sitz in der Schweiz, die Erlaubnis, mit MDMA zu arbeiten ( vgl. Schroers, A., 1996, S.10).
Nach Europa kam Ecstasy Mitte der achtziger Jahre durch Anhänger des indischen Gurus Bhagwan Rajneesh, bei denen die Droge sehr beliebt war. 1987 entwickelte sich auf der Ferieninsel Ibiza eine Rave-Szene, in der sich Ecstasy zu LSD und Haschisch dazu
gesellte. Britische Touristen führten es dann auch nach Großbritannien ein, wo große Parties im Freien oder in alten, leerstehenden Lagerhäusern schnell in Mode kamen. Die Veranstalter bereiteten die Lagerhäuser heimlich vor, aus Angst vor eventuellen gerichtlichen Verfügungen. Eine geheimgehaltene Infrastruktur unter den "partywilligen\" Leuten machte es möglich, spontane Treffpunkte, wie z.B. Autobahntankstellen, auszumachen, an denen sich dann bis zu tausend Autos trafen, um dann gemeinsam zum Ort der Party zu fahren. Natürlich trafen diese Partys auf den heftigen Widerstand seitens der Anwohner, die bedingt durch die Lautstärke die ganze Nacht nicht schlafen konnten.
"Die Polizei ging mit Spezialeinheiten gegen die Raves vor, führte Razzien durch und setzte sogar Undercover-Agenten in der Szene ein. Doch die Hindernisse machten die Sache nur noch attraktiver. Raves wurden populär- und mit ihnen Ecstasy.\"
(Saunders, N., 1994, S.24).
So kam es, daß die britische Regierung 1990 ein Gesetz erließ, mit dem gegen Veranstalter solcher Parties ohne Lizenz scharf vorgegangen werden konnte und das diesen Veranstaltungen weitgehend ein Ende setzte. Daraufhin verlagerten die Raver ihr Treiben in die Clubs, und von Manchester aus verbreiteten sich die Clubparties mit "E\" nach London und den Rest von Europa.

 
 



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