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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Hausstaubmilben (pyroglyphidae)





Hausstaubmilben leben als Kommensalen (= Mitesser) frei im Hausstaub menschlicher Wohnungen. Die Familie Pyroglyphidae ist weltweit mit 35 Arten vertreten, 4 davon sind kosmopolitisch verbreitet.
Etwa 4% der Bevölkerung, vorwiegend Jugendliche, sind klinisch manifeste Hausstauballergiker, das heisst, sie weisen eine hyperergische (= überschiessende) Sofortreaktion auf Hausstaub bzw. Hausstaubmilben sowohl im Hauttest als auch am sogenannten Schockorgan (= befallenes Organ) auf, was sich als Rhinitis (Entzündung der Nase), Konjunktivitis (Entzündung der Augen) oder Asthma (Entzündung der Bronchien) äussert. Bei 60 bis 70 % dieser Patienten lassen sich spezifische Antikörper gegen Hausstaubmilben nachweisen. Hausstaubmilben spielen möglicherweise auch eine Rolle als Atopene (= Allergieauslöser) beim chronisch - konstitutionellen Ekzem bzw. der atopischen Dermatitis. Die Hausstaubmilben wurden ursächlich auch mit einigen anderen Hauterkrankungen und auch mit dem plötzlichen Kindstod in Zusammenhang gebracht.


3. 1. Systematik:
Subklasse: Acari (Milben)

Ordnung: Acariformes
Unterordnung: Psoroptoidea
Familie: Pyroglyphidae (Hausstaubmilben, Bettmilben, Matratzenmilben)


3. 2. Morphologie:
Hausstaubmilben sind 170 bis 500 m grosse, grauweiss gefärbte, fast durchsichtige Milben, deren Chitinpanzer eine feine striäre (= streifenförmige) Zeichnung aufweist und wenig behaart ist. Sie besitzen schneidend - kauende Mundwerkzeuge. Auf der Dorsalseite liegt kranial der Propodomalschild; beidseits lateral, ungefähr in der Körpermitte, münden zwei Öldrüsen. Die Männchen weisen zusätzlich einen kaudalen Hysterolomalschild auf.
Ventral, etwa in der Mitte des Körpers, liegt beim Weibchen die umgekehrt Y- oder V-förmige Vulva bzw. beim Männchen der Penis. Der etwas weiter kaudal gelegene Anus weist beim Männchen zwei lateral gelegene Saugnäpfe auf.
Die ovalen Eier der Hausstaubmilben messen etwa 100 m. Die Larven tragen nur drei Beinpaare. Die Protonymphen und die Tritonymphen ähneln weitgehend den Adulttieren, es fehlen jedoch die äusseren Genitalorgane und einige Körperhaare.

3. 3. Entwicklung und Lebensweise:
Bei der Kopulation klammert sich das Männchen mit dem dritten Beinpaar und mit den beiden analen Saugnäpfen an das Weibchen an. Das Weibchen trägt das Männchen in dieser Stellung während mehrerer Stunden mit. Der Samen wird in der Bursa copulatrix des Weibchens deponiert. Nach drei bis vier Tagen beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Täglich werden bis zu vier Eier, während des ganzen Lebens bis zu 300 Eier abgelegt. Diese werden ihrem Schicksal überlassen. Nach etwa acht Tagen schlüpfen die Larven aus. Diese treten nach fünf aktiven Tagen in eine zwei bis drei Tage dauernde unbewegliche Ruhephase ein, während der sie sich zu Protonymphen umwandeln. In diesem Stadium bleiben Hausstaubmilben während fünf bis sechs Tagen aktiv und gehen wiederum eine zwei bis drei Tage dauernde Ruhephase ein, nach der die Tritonymphen schlüpfen. Nach weiteren sieben Tagen aktiven Lebens und nach einer weiteren ein- bis zweitägigen Ruhephase schlüpfen die Adulttiere.
Unter optimalen Umweltverhältnissen entsteht eine Generation innerhalb eines Monats. Bei widrigen Umwelteinflüssen verharren die Tiere länger in den verschiedenen Ruhephasen, vor allem in derjenigen des Protonymphalstadiums. So verbleibt z. B. die Nordamerikanische Hausstaubmilbe bei 15, 6° C 144 Tage im Ruhezustand und vollendet ihren Lebenszyklus erst nach insgesamt 288 Tagen. Unter bestimmten Bedingungen werden vollentwickelte, schlüpfreife Eier abgelegt. Parthenogenese (= Jungfernzeugung ohne Partner) scheint nicht vorzukommen. Die Männchen der Hausstaubmilbe leben 60 bis 80 Tage, die Weibchen bis 100 Tage.
Die Männchen, welche aus dem Tritonymphalstadium geschlüpft sind, bleiben nach einem bis drei Ruhetagen bis ans Ende ihres Lebens sexuell aktiv. Männchen wie Weibchen kopulieren während des Lebens mehrmals.
Die natürliche Nahrungsquelle der Hausstaubmilben dürften Hautschuppen von Menschen und Tieren sowie Mikroorganismen und Pilze, die für den Abbau der lipidhaltigen Bestandteile der Schuppen verantwortlich sind, darstellen. Anderes organisches Material, wie Lebensmittelvorräte oder Pollen, wird ebenfalls verzehrt.
Das natürliche Biotop der Hausstaubmilben ist in erster Linie das Bett. Hier finden die Tiere Schuppen und Mikroorganismen in reichlichen Mengen als Nahrungsquelle vor. Der Mensch verliert pro 24 Std. bis zu 1 g Schuppen. Mit dieser Menge können 1 Mio. Milben ernährt werden. Entscheidend ist aber auch das Mikroklima. Es wurde festgestellt, dass die optimalen Temperaturen unter 30° C bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 % für eine schnelle Vermehrung der Tiere optimal sind. Die minimale relative Luftfeuchtigkeit muss mindestens 55 % betragen, die Vermehrung setzt nur bei einer solchen von mindestens 60 % ein.
Die Innentemperatur menschlicher Wohnungen beträgt ganzjährig etwa 20° C. Zusätzlich wird die Temperatur im Bett durch Körperwärme des schlafenden Menschen auf 25  3° C erhöht, eine für Milben optimale Temperatur. Die stark variable Luftfeuchtigkeit ist für die Milbe von zentraler Bedeutung. Sie kann vom Menschen durch seine Transpiration (= Schwitzen) sehr stark erhöht werden. Feuchtigkeitsquellen im Haushalt sind zudem Küche und Bad. Eine Rolle spielt auch das lokale Klima. Die Distanz eines Hauses zu Seen, Flüssen oder Wäldern ist mit entscheidend für die Feuchtigkeit der Innenräume.

3. 4. Krankheitsbild beim Menschen:
Hausstaub bzw. Hausstaubmilben rufen (neben Graspollen, Bäumepollen, Sträucherpollen und Schimmelpilzen sowie Tierallergenen) beim entsprechend Disponierten (Atopiker) vorwiegend Inhalationsallergien hervor.
Zu nennen sind einerseits die durch anfallsweise auftretende starke Schleimbildung in der Nase, durch Attacken von Niesreiz und roten, tränenden Augen charakterisierte Rhinoconjunctivitis allergica (= "Heuschnupfen") und andererseits das rasch auftretende und sich meist spontan wieder zurückbildende Asthma bronchiale (mit Luftnot, Husten und Giemen). Dieses wird verursacht durch Bronchospasmus (= Bronchienzusammenziehen), Produktion von zähem Schleim und Anschwellen der Bronchialschleimhaut.
Die Hausstauballergiker leiden unter ihren Beschwerden im allgemeinen während des ganzen Jahres, etwas vermehrt in den Monaten mit hoher Luftfeuchtigkeit und grosser Milbenvermehrung. Symptome treten besonders während der Nacht oder am frühen Morgen auf, wenn die Patienten im Bett sind. Symptomfreiheit wird bei Aufenthalt in trockenen oder hochgelegenen Gebieten (über 1600 m. ü. M.) erreicht.


3. 5. Vorbeugung und Bekämpfung:
Billigste und einfachste Methode der Elimination von Hausstaubmilben ist das wiederholte und gründliche Ausklopfen der Betten und Bettenausstattung im Freien, die Reinigung der Möbel und das feuchte Aufwischen der Fussböden. Der atopische Patient darf jedoch diese Arbeiten nicht selber durchführen, es sei denn, er trage einen Gesichtsschutz, der ihn vor der Inhalation aufgewirbelter Allergene bewahrt.
Häufiges Wechseln der Bettwäsche, Waschen der Wolldecken und Lüften des Bettinhaltes in der Sonne sowie häufiges Durchlüften der Zimmer sind weitere Möglichkeiten, das für Milben optimale Mikroklima zu zerstören. Gebirgsgegenden, wie etwa das Engadin, sind wegen ihrer geringen Luftfeuchtigkeit praktisch milbenfrei und seit altersher beliebte Aufenthalts- und Kurorte von Asthmatikern.

 
 


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