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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Gonosomale erbkrankheiten





Gonosomale Erbkrankheiten liegen praktisch immer auf dem X-Chromosom. Daher ist die Auswirkung der Krankheiten für Männer und Frauen verschieden. Männer sind immer krank, wenn sich ein geschädigtes X-Chromosom erhalten, da sie nur dieses X-Chromosom haben. Frauen können bei rezessiven Krankheiten den Fehler durch ihr zweites X-Chromosom ausgleichen.





2.3.1. X-Chromosomal dominate Krankheiten



Bei diesen Krankheiten sind auch Freuen phänotypisch krank, wenn sie ein geschädigtes X-Chromosom erben. Dieser Fall tritt selten auf. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Vitamin D-resistente Rachitis.





2.3.2. X-Chromosomal rezessive Krankheiten



Auch hier liegt der Genort für die entsprechende Erkrankung auf dem X-Chromosom (weibl. Geschlechtschromosom). Bei den X-Chromosomal rezessiven Erkrankungen kommt es bei Knaben, die neben einem Y-Chromosom nur ein X-Chromosom haben, infolge einer Veränderung der einzigen Genkopie am entsprechenden Genort auf dem X-Chromosom zur Erkrankung.



Bei Freuen oder Mädchen hingegen, die immer zwei X-Chromosomen haben, kommt es bei der Mutation eines X-Chromosoms nicht zur Ausprägung der Erkrankung. Sie können aber Überträgerinnen der Erkrankung sein. Für Söhne besteht eine Wahrscheinlichkeit von 50%,

die Genveränderung zu erhalten, Töchter mit der gleichen Wahrscheinlichkeit, Überträgerinnen sein zu können. Eine Vater-Sohn-Vererbung ist nicht möglich.



Ein bekanntes Beispiel für die X-Chromsomal rezessive Erkrankung ist die Bluterkrankheit (Hämophilie), an der fast nur Männer erkranke. Eine harmlose Krankheit ist die Rot-Grün-Blindheit.





2.3.2.1. Ein Beispiel

Bluterkrankheit (Hämophilie)



2.3.2.1.1. Zusammenfassung



Die Bluterkrankheit ist eine X-chromosomale Erbkrankheit, an der in Deutschland etwa 8 000 Menschen, in erster Linie Männer, leiden. Frauen sind auf Grund des zweiten, in der Regel unveränderten X-Chromosoms gesund, geben das kranke Gen jedoch weiter, d.h. sie sind Genträgerinnen. Man unterscheidet die Hämophilie A, die 80% der Fälle ausmacht und den Faktor VIII betrifft, und die seltenere Hämophilie B, die durch Faktor-IX-Mangel entsteht. Sowohl Faktor VIII als auch Faktor IX sind unersetzliche Bestandteile in der Blutgerinnung .



Die Beschwerden sind bei beiden Arten der Hämophilie die gleichen und sind umso dramatischer, je gravierender der Mangel des Gerinnungsfaktors ist. Bei schweren Formen kommt es schon nach Minimalverletzungen zu unstillbaren lebensbedrohlichen Blutungen nach außen, ins Gewebe oder in Gelenke. Bei milderen Formen ist vor allem bei chirurgischen Eingriffen mit Blutungen zu rechnen. Die Behandlung besteht in der intravenösen Verabreichung des fehlenden Gerinnungsfaktors, wobei die Dosis vom Blutungsrisiko abhängt, d.h. vor allem bei Kindern und vor Operationen entsprechend hoch sein muss. Diese Gerinnungsfaktoren werden aus Spenderblut hergestellt und sind heutzutage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit virusfrei. An der gentechnischen und dadurch garantiert virusfreien Herstellung dieser Produkte zu einem vertretbaren Preis wird derzeit gearbeitet.





2.3.2.1.2. Allgemeines



Die Bluterkrankheit (Hämophilie) ist mit sehr schweren Versäumnissen bei der Qualitätskontrolle in der blutverarbeitenden Industrie verknüpft. Bis zum Ende der achtziger Jahre sind sehr viele Bluterkranke über ihre blutstillenden Medikamente, also Gerinnungsfaktoren, die aus Spenderblut hergestellt wurden, mit Aids infiziert worden. Viele der betroffenen Menschen sind mittlerweile verstorben. Zur öffentlichen Empörung kam es besonders in Frankreich und Deutschland. Mittlerweile sind die Produkte jedoch als sicher anzusehen.



Für historisch interessierte Menschen sei erwähnt, dass der Sohn des letzten Zaren von Russland Bluter war. Auf Grund der Erkrankung des jungen Zarensohns gewann im Laufe der Zeit der Wunderheiler Rasputin einen geradezu mystischen Einfluss auf die Zarenfamilie - vor allem auf die Mutter - und damit auch auf die Politik Russlands.





2.3.2.1.3. Vererbung



Bei der Bluterkrankheit handelt es sich um eine rezessive Erbkrankheit, die durch ein oder sehr selten zwei X-Chromosomen, also Geschlechtschromosomen, übertragen wird. Da Frauen zwei X-Chromosomen besitzen und für eine Erkrankung alle vorhandenen X-Chromosomen betroffen sein müssen, ist für Frauen die Wahrscheinlichkeit, an Hämophilie zu erkranken, erheblich geringer als für Männer, die in den Geschlechtschromosomen neben dem Y-Chromosom nur ein X-Chromosom besitzen.



Das menschliche Erbgut ist in normalen Körperzellen auf 46 Chromosomen verteilt. Davon sind die Chromosomen 1 bis 22 so genannte Autosome, die jeweils zweifach vorhanden sind. Zudem gibt es noch die bereits erwähnten beiden Chromosomen, die das Geschlecht des Menschen bestimmen.

Das gesamte Erbgut - mit Ausnahme der Geschlechtschromosomen bei Männern - ist somit doppelt vorhanden. Kommt es nun zu einer Mutation eines Gens oder wird ein mutiertes Gen von den Vorfahren geerbt, gibt es normalerweise noch eine gesunde Kopie auf dem zweiten Autosom. Sofern ein mutiertes und ein nicht mutiertes Gen nicht zu einer Erkrankung der betreffenden Person führen, liegt eine rezessive Erbanlage vor. Von einer dominanten Erbanlage spricht man, wenn bei Vorliegen von nur einem mutierten Gen die Person erkrankt. Zeugen ein gesunder Vater und eine gesunde Mutter mit jeweils einem mutierten Gen ein Kind, so besteht eine 25%ige Wahrscheinlichkeit für das Kind, zwei mutierte Gene zu erhalten und damit zu erkranken.



In etwa 50% der Fälle sind die Mutationen auf dem X-Chromosom durch spontane Mutationen bei der Eltern- bzw. Großelterngeneration entstanden.

Es gibt zwei Formen der Bluterkrankheit, die Hämophilie A und die Hämophilie B. Die Hämophilie A beruht auf Grund einer Mutation auf einem Mangel an Gerinnungsfaktor VIII, die Hämophilie B auf einem Mangel an Gerinnungsfaktor IX. Beide Faktoren sind unersetzliche Bestandteile in der Blutgerinnung . Ungefähr 80% der Bluter leiden an der Hämophilie A. Die klinischen Erscheinungsbilder sind bei beiden Formen nahezu identisch.





2.3.2.1.4. Häufigkeit



Die Wahrscheinlichkeit, an der Hämophilie B zu erkranken, liegt bei etwa 1 : 20.000, die an der Hämophilie A zu erkranken bei etwa 1 : 5.000. In der Bundesrepublik leben derzeit rund 6.000 Menschen, die an dieser Krankheit leiden. Das sind weniger als es nach der Statistik sein müssten. Das liegt daran, dass eine Reihe von ihnen an einer HIV-Infektion und an der Erkrankung selber verstorben sind. Aus den bereits genannten Gründen sind dies praktisch nur Männer. Die Hämophilie ist bei Frauen extrem selten, da hierfür sowohl der Vater Bluter als auch die Mutter Trägerin des Gendefekts sein müssen.





2.3.2.1.5. Symptome



Patienten mit einem Gerinnungsfaktor VIII bei Hämophilie A oder IX bei Hämophilie B von weniger als einem Prozent der Norm haben lebenslang ein hohes Blutungsrisiko. Die ersten Blutungen treten meist schon vor einem Alter von 15 Monaten auf. Selbst geringfügige Verletzungen können zu ausgedehnten Blutungen ins Gewebe und vor allem die Gelenke führen. Dies macht sich hauptsächlich in Form von Schmerzen bemerkbar. Bei unzureichender Behandlung kann dies zu Verkrüppelungen führen.



Eine Blutung im Bereich des Zungengrundes kann zu lebensbedrohlichen Einengungen der Atemwege führen. Sie erfordert eine rasche und intensive Therapie. Auch geringfügige Schädeltraumen erfordern bereits eine prophylaktische Gabe der fehlenden Gerinnungsfaktoren, um eine intrakranielle Blutung zu verhindern.



Patienten mit Gerinnungsfaktor-VIII- oder IX-Spiegeln von fünf Prozent der Norm haben eine milde Hämophilie. Sie haben selten \"spontane\" Blutungen. Trotzdem können bei Ihnen bei unzureichender Behandlung nach chirurgischen Eingriffen schwere, manchmal tödliche Blutungen auftreten. Patienten mit einem Gerinnungsfaktor -VIII- oder -IX-Spiegel zwischen 10% und 25% leiden unter einer leichten Hämophilie. Auch diese Patienten können nach chirurgischen Eingriffen oder Zahnextraktionen sehr stark bluten.





2.3.2.1.6. Therapie



Die Therapie der Wahl besteht darin, den Betroffenen die entsprechenden Gerinnungsfaktoren VIII bzw. IX intravenös zu spritzen. Dabei gibt es keine verbindlichen Regeln, wie oft der Ersatzfaktor verabreicht werden soll. Da dessen Halbwertzeit etwa zwölf Stunden beträgt, werden Kinder, die besonders gefährdet sind, zwei bis drei Mal die Woche gespritzt. Bei Erwachsenen sollte dies im Einzelfall in Abhängigkeit von der Gefährdung mit dem Arzt abgesprochen werden.



Die Gerinnungsfaktoren werden derzeit noch aus Spenderblut hergestellt. Bei den angewandten modernen Qualitätsstandards kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Produkte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit u.a. virenfrei sind und unbedenklich verabreicht werden können. Inzwischen ist es möglich, den Gerinnungsfaktor VIII gentechnisch herzustellen, was allerdings noch teurer ist als die Herstellung aus Blutpräparaten. Gentechnisch hergestellter Gerinnungsfaktor VIII ist natürlich garantiert virenfrei.





2.3.3. Mitochondriale Erkrankungen (Mitochondriopathien)



Mitochondriale Erkrankungen können auf einer Mutation in einem Abschnitt (Gen) der ringförmigen Mitochondrien-DNA beruhen. Mitochondrien werden nur von den Müttern mit dem Plasma der Eizelle an die Nachkommen weitergegeben. Männliche Keimzellen haben dagegen fast keine Mitochondrien. Typisch für einen mitochondrialen Erbgang ist deshalb, dass Kinder von erkrankten Freuen, aber nie Kinder von erkrankten Männern ebenfalls erkranken. Beide Geschlechter sind jedoch in gleicher Weise betroffen. Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung ist für Kinder von erkrankten Freuen hoch und reicht an 100% heran. Wenn die Mutation bei einer Person allerdings neu entstanden ist, kann sie zunächst auf einzelne Gewebe bzw. einen Teil der Zellen eines Gewebes beschränkt sein (Heteroplasmie). In diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe an den Nachwuchs geringer. Der Anteil der Mutationen ändert sich mit dn Zellteilungen. Das erklärt zum Teil die große Variabilität in Art und Schwere der klinischen Erscheinungen.



Nicht alle mitochondrialen Erkrankungen sind durch Mutationen in einem mitochondrialen Gen verursacht. So werden einige für den Energiestoffwechsel des Mitochondriums wichtige Enzyme von Genen der DNA des Zellkerns codiert und erst in das Mitochondrium transportiert. Deshalb gibt es auch mitochondriale Erkrankungen mit einem autosomalen Vererbungsmuster.

 
 



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