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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Auslösende faktoren einer essstörung



Die nun folgenden Faktoren tragen maßgeblich zur Entwicklung einer Essstörung bei, bzw. begünstigen diesen in erheblichem Maße.



4.1. Familiäre Faktoren



Essgestörte stammen in den meisten Fällen aus Familien, die von Außenstehenden sehr häufig als glückliche Familie wahrgenommen werden. Einige Familien wirken sogar auf ihr Umfeld wie eine "Bilderbuchfamilie". Eine Betroffene beschreibt dieses Gefühl folgendermaßen: "Bei uns zu Hause wurde niemals gestritten. Das hätte den Familienfrieden gestört. Aber unsere Stimmung war alles andere als gelöst und heiter, sie war fast immer gespannt und bedrückend. Jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt, Kritik nie offen ausgesprochen. Diskussionen im Kreis der Familie fanden niemals statt. In meiner Familie passierte fast alles hinter dem Rücken dessen, der gerade nicht anwesend war. Man erfuhr niemals genau, was wer im Einzelnen wusste. Gefühle wurden bei uns nicht gezeigt- höchstens Angst und Enttäuschung. Eigentlich gab es überhaupt keine Gemeinschaft."[1]

Ihr Lebensstil wird geprägt durch Pflichtbewusstsein, Leistungsorientierung und Ordnung. Die Normen der Gesellschaft werden besonders groß geschrieben.

Vernunft wird hoch bewertet, Emotionalität hingegen eher abgewertet. Konflikte werden nicht zur Sprache gebracht. Durch dieses fehlende Gemeinschafts-gefühl fehlt dem Heranwachsenden an emotionaler Stabilität und er ist anfälliger für Essstörungen.



4.2 Individuelle / biologische Faktoren



Mögliche Ursachen für eine Essstörung können sehr individuell sein. Minderwertigkeitskomplexe können diese auslösen, da die Betroffenen sich für dick halten bzw. für nicht hübsch genug. Sie sind unzufrieden mit sich und der Meinung sie seien weniger wert als andere Menschen. Um sich ihrem Umfeld zu beweisen, beginnen Essgestörte zu hungern, um Kontrolle über den eigenen Körper zu demonstrieren. Oft lässt sich das aber auch als eine Art Hilferuf nach mehr Anerkennung, Zuwendung und Geborgenheit verstehen.

Ein weiterer Auslöser ist die Angst vor dem Erwachsenwerden, denn häufig beginnen die Essstörungen in der Pubertät. Die Betroffenen wollen unbewusst ihre Entwicklung durch das Hungern anhalten und fühlen sich hilflos gegenüber ihrer Lebensprobleme. Sie sind der Ansicht mit dem Erwachsenwerden sofort ein perfekt funktionierender Mensch sein zu müssen. Außerdem gibt es gewisse Sportarten und Risikogruppen, in welchen ein niedriges Höchstgewicht gefordert wird (Ballett, Models, Jockeys, Skispringer), welche die Erkrankung an einer Essstörung fördern.





4.3 Medien und Gesellschaft



Wir Menschen sind heute einer ständigen Reizüberflutung durch unsere Umwelt ausgesetzt. Vor allem die Medien bestimmen unser Denken zum größten Teil und geben uns Schönheitsideale vor, welche unmöglich zu erreichen sind. Es werden Schönheitswettbewerbe ausgetragen, bei denen die Menschen gewinnen, welche dem von den Medien vermittelten Schönheitsideal am ehesten entsprechen. Es wird damit fälschlicherweise vermittelt, dass nur Frauen, die dem Ideal entsprechen, erfolgreich und beliebt sein können. Aus diesem Grund definiert sich ein Großteil der heutigen Mädchen über ihr Aussehen. Sie sind mit ihrem Körpergewicht und gesamten Erscheinungsbild unzufrieden und deshalb ununterbrochen darum bemüht, dem Schönheitsideal entgegenzueifern.

Im täglichen Fernsehprogramm (ausgenommen von öffentlich- rechtlichen Sendern) werden fast ausschließlich schlanke und attraktive Menschen gezeigt. Korpulente Menschen kommen vorwiegend in Comedy- Shows vor, was sie im Grunde genommen lächerlich macht. Seit neuestem gibt es ein neues Fernsehformat ("besser essen", ProSieben) in dem leicht übergewichtigen Kindern ein "gemorphtes" (virtuell zum altern gebrachtes) Porträt ihrer selbst mit den Worten: "So kannst Du aussehen, wenn Du ab jetzt Diät machst und regelmäßig Sport treibst." überreicht wird. Den Kindern wird in dieser Sendung der Kaloriengehalt von Lebensmitteln aber auch Sportübungen, die auf ihre "Problemzonen" zugeschnitten sind, vermittelt.

Im Jahr 2004 erschien ein neues Fernsehformat ("Die Beautyfarm" RTL) in denen Menschen erzählten, unter welchen ihrer "Makel" sie leiden, und das sie dies gern ändern würden. Diese Menschen wurden daraufhin vor laufenden Kameras operiert.

In Hollywood herrscht ein regelrechter Magerwahn. Schauspieler und Schauspielerinnen müssen für ihre Filmrollen ihr Gewicht reduzieren, um ideale Maße zu haben. Schauspielerisches Talent wird dadurch zur Nebensache erklärt.

Im Internet gibt es mittlerweile Foren, in welchen sich junge Mädchen den Magerwahn zum erstrebenswerten Lebensstil machen. Im so genannten "Skinny Forum", einem Forum für Dünne, geben sie sich Anleitungen dazu, wie sie noch mehr abnehmen können und durch welche Mittel man sich das Erbrechen vereinfachen kann. Es herrscht ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Mitgliedern, die sich gegenseitig Bilder ihrer ausgemergelten Körper zusenden. Aus diesen anonymen Chatrooms ziehen die Essgestörten Lob und Anerkennung für ihr selbstmörderisches Verhalten.

Frauenzeitschriften in aller Welt halten in nahezu jeder Ausgabe eine neue Diät bereit, welche "abnehmen ohne leiden" verspricht. Das Fixieren auf Äußerlichkeiten beginnt bereits in Jugendmagazinen, in denen die neu gecasteten talentfreien, jedoch gut aussehenden Mädchen- und Jungenbands präsentiert werden. Sie treten in hautenger Kleidung auf, welche ihre durchtrainierten Körper betont. In den Zeitschriften aller Altersklassen werden dem Ideal entsprechende Körper gezeigt, da diese sich aufgrund des Strebens des Menschen nach Schönheit gut verkaufen. Ein Männermagazin mit dem Titel "Men's Health", was übersetzt soviel wie "die Gesundheit der Männer" bedeutet, bildet auf dem Titelblatt einen extrem durchtrainierten Mann mit strahlend weißen Zähnen ab. Auch auf vielen Werbeplakaten wird ausschließlich mit sehr gutaussehenden Menschen für die Produkte geworben.

Durch die fortwährende Darbietung des Schönheitsideals wird in den Menschen der Wunsch erweckt, sich diesem zu nähern.

Andauernd wird auch die Ernährungsweise des Menschen von äußeren Einflüssen stark geprägt. Der Mensch soll zum Essen verführt werden und gleichzeitig dem von der Gesellschaft vorgegebenen Schönheitsideal entsprechen.

Die Lebensmittelindustrie hat sich diesem Ziel angepasst: Zum einen wird für Erfolg versprechende Light- und Fitnessprodukte (in allen Geschmacksrichtungen, um auch das essen zu können, was normalerweise eine Gewichtszunahme verursacht), zum anderen aber für Süßwaren und Fertigprodukte geworben.

Dem Menschen stehen überall und jederzeit Nahrungsmittel in unterschiedlichen Variationen zur Verfügung, es besteht ein regelrechter Überfluss. Dieses Überangebot an verführerischen und schnell verfügbaren ("Fast Food") ess- und trinkbaren Produkten, führt nicht selten dazu, dass wir gegen unser natürliches Hungergefühl handeln.

Themen wie Schönheit und Attraktivität sind zwar permanent in den Medien vorhanden, aber auch als Inhalt in Gesprächen innerhalb der Familien wieder zu finden.

 
 

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